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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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gesprochen: ›Neith soll kaufen und aufbewahren das Tuch.‹
    Aber überhören konnte ich nicht die innere Stimme.
    Da entschloß ich mich nach einiger Zeit, die ich zwischen den Ständen verbracht, hinzuziehen, was er von mir gewollt, das fertige Tuch, und statt des gewobenen Linnens zu kaufen das Leinengarn. Und selbst ihm zu weben daraus das Tuch im Laufe der Zeit.
    Als ich aber kaufen wollte das Garn, sah ich eine Alte, die saß und maß und schnitt mit dem Messer vom Garn eine Länge.
    Da wandte ich mich um, als sie es abgeschnitten, und kaufte dort nicht.
    Sondern ging gedankenversunken weiter und hielt erst wieder, wo man Flachs in großen Bündeln anbot.
    Und schließlich, nachdem ich’s bedacht hatte, erwarb ich den Flachs zu spinnen den Faden, mit dem ich weben wollte sein Tuch im Laufe der Zeit.
    Denn so wäre, wenn mein Herr sterben sollte, alles von meinen Fingern geschaffen, geordnet von meinen Händen, geprüft und besorgt das Umhüllende, und nicht von fremden Händen umgeben, nicht ins Fremde gelegt mein Toter.
    Das Wissen aber, daß es so wäre, verlockte mich so, daß es aufwog mein Bangen, die längere Arbeit am Tuch könne nicht ihm verlängern den Willen zum Leben, noch einen Tag hinzutun zur Zahl seiner Tage.
    So beschwert, trug ich zurück vom Markt, trug durch das Tor, trug hinauf den Weg an der Richtstatt vorbei, trug bis zum Grab, was ich unten gekauft.
    Und als ich’s ablud und sah nach den Arbeitern, fand ich nur Dymas am Felsen.
    Joseph aber, sah ich, stieg hinauf, tragend im Rücken den Stein, den sie ihm ausgeschlagen.
    Und als ich fragte, wo Gemas sei, sagte Dymas, er sei schon zurück, Joseph habe ihn ausgesandt, nach mir zu suchen. Denn man sei besorgt gewesen.
    Der vierte aber sei auf und davon und werde nicht wiederkommen.
    Denn als sie hinknieten beim Aushauen des Eingangs, da sei aus einem Erdloch vor ihnen eine Schlange herausgefahren.
    Joseph aber, der den Aufschrei hörte, habe ihnen Zeichen gemacht, still zu stehen, sie vorbeiziehen zu lassen.
    Da habe der vierte das Werkzeug nach der Schlange geworfen und sei fluchend davongerannt.
    Dymas aber ergriff einen Knüppel, zu erschlagen die Schlange.
    Da habe Joseph beide Arme links und rechts von sich gestreckt, ihm zu verwehren den Weg. Und Dymas hielt an. Gemas aber blieb stehen und beschrieb Joseph, was er sah:
    ›Sie windet hinab sich.
    Vier, vielleicht fünf Schritte von uns entfernt schon.
    Da, zwischen Tonscherben und Gras schleicht sie hin.
    Sie zieht wohl hinab auf den Richtfelsen zu.
    Keine Gefahr mehr.
    Noch seh ich sie dort.
    Noch … –
    Nun nicht mehr.‹
    Da sei Gemas erleichtert gewesen, berichtete Dymas. Und habe lachend zu ihm gesagt:
    ›Auch unseren Freund seh ich nicht mehr.
    Vorsprung genug hat er ja.‹
    So seien also aus vier drei geworden. Und Dymas meinte, ich würde wohl einen weiteren anheuern müssen, den flüchtigen Arbeiter zu ersetzen.
    Da stieg, während Dymas mir das erzählte, Joseph herab und schien froh, meine Stimme zu hören. Und auch Gemas kam. Er kam aber von den Zelten herab und war dort beschäftigt gewesen.
    Ich aber sah die Flucht des vierten als Zeichen, doch nicht zu beschleunigen die Arbeit am Grab, und als spräche dies Zeichen gegen die Furcht, die in mir war aufgestiegen, als Phylakos sagte: ›Deinem Herrn geht es schlechter, du sollst ihm kaufen ein Grabtuch.‹
    Erst später erfuhr ich, was wirklich geschehen war und warum Joseph hatte aussenden lassen den Gemas, nach mir zu suchen.
    Kapitel 101. Das Haus
    In Furcht nämlich war Joseph geraten durch den Traum des vierten, den jener am Morgen mit uns geteilt.
    Denn Joseph fürchtete, der Bau des Grabes sei verbunden mit einem Verbrechen, das werde enthüllt.
    So legte er vorläufig für sich aus, was der vierte gesehen, und wußte nicht, sich genauer zu deuten den Traum.
    Da ich aber am Tag zuvor den Arbeitern nicht nannte den Namen meines Herrn, ihnen auch ausdrücklich verbot, mit anderen über die Arbeit am Grab zu reden, verstärkte sich ihr Verdacht, mit dem Bau des Grabes sei ein Unrecht verbunden, dessen Ankläger sich dem vierten im Traum gezeigt.
    Dann war – kaum war ich aufgebrochen, Phylakos zu treffen am Teich – dieser vierte auf die Schlange gestoßen.
    Die herausfuhr, unterm Eingang hervor des Grabs.
    Und sofort beschwor der die andern, von der Arbeit zu lassen und zurückzukehren, sie seien sonst alle verdammt. Und selbst lief er davon ohne Lohn.
    Da sandte Joseph hinter mir her den Gemas. Zu melden

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