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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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Ziel.
    Und keiner von uns wußte, daß es das Ziel war.
    Noch wußte es keiner.
    Und wir waren darin wie ihr heute. Denn ihr wißt es noch nicht.«
    Und Balthazar sprach:
    »Das allerdings habe ich nie gehört, nie gewußt, was du berichtest von Joseph, dem Nazoräer:
    Daß ihm Gott befahl zu opfern den Sohn.
    Daß er sich widersetzte Gott, zu retten den Sohn.
    Daß er auferstand aus dem Grab seiner Trennung, zu leben tot unter Menschen.
    Daß er aufstieg aus seinem Abgrund, erstarkt am Blut seines Sohns, das er trank bewußtlos im Traum, mit Räubern und Mördern die Hölle zu kosten bei Tag.
    Daß er sah in Gesichten bis in den Abgrund Gottes hinab, von woher ihm heraufschoß Sein Blick, Heraufblick Gottes.
    Der Joseph verbrannte im Brand.
    Der ihn zerriß in der Qual Seiner Wende.
    Bis er, dein Joseph, auferstand aus der Asche, in Jerusalem wieder erstand.
    Erstand, aus dem Vergessen gezogen von dir, mit seinen Helfern auszuschachten das Grab unseres Herrn: unwissend, daß er’s gräbt seinem Sohn.
    Das wußte ich nicht und hab’s nie gehört. Aber sagst du’s nicht so?«
    Da sprach Neith: »Das eben sagte ich euch.«
    Kapitel 103. Der Pfahl
    Und Neith fuhr fort:
    »Damals begann ich aus dem Flachs zu spinnen den Faden, aus dem ich weben wollte das Tuch.
    Und ich bat Joseph und Gemas, mir einen Webstuhl zu bauen im Schatten des Baums, der wuchs ein Stück unterhalb des Grabes am Hang.
    Und der Webstuhl stand aufrecht unter dem Baum, so daß senkrecht gespannt waren die Fäden zwischen den Weberbäumen.
    Es war aber beim Bau und Befestigen der Weberbäume, daß Gemas bemerkte, ich sei schwanger. Joseph aber schien es schon länger zu wissen.
    Auch Phylakos sah es bei unserem nächsten Treffen am Teich. Da bat ich ihn, unserem Herrn nicht zu reden davon. Und er versprach’s mir und schwieg.
    Aber weder er noch die Arbeiter am Grab fragten mich, wer der Vater sei.
    Und ich bat Phylakos, mir aus dem Hause zu holen, ohne daß es andere bemerken, mein Weberschiffchen, den Litzenstab und das Weberschwert.
    Und er fragte nicht, wofür ich es bräuchte.
    Er dachte aber, ich hätte das Tuch für den Herrn fertig gekauft, es liege bereit, und was ich nun webte, sei für mein Kind.
    Da war es um die Zeit, als ich zu Ende gesponnen den Faden für Kette und Schuß, daß wir Zuflucht nahmen vor einem Gewitter, das hereinbrach am Morgen.
    Und ich zog Joseph hinein in den Vorraum des Grabs, darin unterzustehen mit mir.
    Und ich zog ihm ab die Rückentrage und stellte sie auf die Stufen hinaus. Denn ein Teil des Vorraums war ausgehauen, tief genug, daß wir Platz hatten darin.
    Dymas und Gemas aber arbeiteten hinter uns weiter mit Meißel und Hammer. So daß ihre Schläge zuweilen in eins fielen mit Blitz und Donnerhallen und zu hören waren, als schlügen sie die aus dem Stein.
    Wir aber standen knapp unterm Felsen, da seh ich herbeikommen Phylakos, beladen mit Last. Denn ich hatte vergessen, daß es der Tag war des Treffens am Turmteich. Ich hatte ihn aber bis dahin nie heraufkommen lassen ans Grab.
    Da, kaum hatte er mich am Eingang erkannt, sieht er Josephs Gesicht und erschrickt, als er’s sieht. Und hält an.
    Und zu Joseph, der Phylakos’ Schritte bei Donnerhall unterm Schlagen der Hämmer nicht hatte vernommen, sprach ich beschreibend, wie Gemas sonst für ihn tat:
    ›Hier kommt Phylakos, ein Diener meines Herrn, der Joseph nicht kennt und den ich vergeblich ließ warten am Teich.‹
    Da sah ich Joseph sogleich hervorkramen das Tuch, das er länger nicht mehr getragen.
    Und sah, wie er’s überzog Phylakos wegen.
    Und ich rief Phylakos an, sich unterzustellen bei uns vor dem Gewitter. Da erst trat Phylakos näher und stellte sich unter.
    Und Phylakos sah, daß statt der sechs Arbeiter, die er erwartet hatte, nur drei waren vor Ort. Und fragte nicht, wo die anderen seien.
    Sondern schwieg und still übergab mir, worum ich gebeten, mein Weberschiffchen, den Litzenstab und das Weberschwert. Und gesondert, nur mir zugewandt, den Beutel mit Lohn.
    Und ich konnte ihn nicht fragen, wie es ginge meinem Herrn, so nah beieinander standen wir unterm Felsen.
    Und Gemas und Dymas beklagten sich, wir verstellten den Eingang und ließen ihnen kein Licht für die Arbeit.
    Da hieß ich sie schweigen und entzünden zwei Lampen mit Öl. Ich tat’s aber auch, Phylakos wissen zu lassen, daß mir jene gehorchten. Denn mir schien, daß er sich sorgte, mich alleine zu lassen mit ihnen, und mußte doch wieder zurück zu unserem Herrn.
    Es

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