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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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nicht, daß er sprach von mir.
    Denn ich selbst – ich wollte’s nicht wissen.
    Und hatte’s vergraben, und kaum mehr darüber gesprochen mit einem. Ja, nur mit einem.
    Nur mit einem war darüber zu sprechen. Der war aber – hört her! –, der war jener, der hervortrat, aus den Männern hervor, die umstanden Jakobus. Die Jakobus umstanden, als er im Zorn wollte töten den Joseph. Als Jakobus ihm riß die Kleider vom Leib. Denn Jakobus erkannte sie wieder als die seines Bruders.
    Da trat doch hervor einer aus ihnen. Gemeinsam mit dem Späher trat er hervor. Aber nicht, wie ich es gesagt, sondern wie Joseph es mir erzählte.
    Denn Joseph erzählte: ›Da trat einer aus der Reihe hervor. Es war aber der Diener, der Sklave, den ich Versteck suchen sah in der Höhle.‹
    So sprach Joseph doch. So erinnert ihr’s doch?«
    Und Balthazar sprach:
    »Ja. So hast du erzählt. Nämlich, daß Joseph es dir so erzählte.«
    Da antwortete Neith:
    »Nein. Sondern so hätte ich selbst es erzählt. Wenn ich selbst gefragt worden wäre. Und den Mut gehabt hätte, die Erinnerung sich heben zu lassen in mir, einschießen zu lassen das Bild: jenes Bild, das ich selbst gesehen.
    Denn, hört her:
    Ich stand bei ihm, ich selbst.
    Ich stand bei jenem, der hervortrat, aus den andern hervor, und der aussagte, um Joseph zu retten vor dem Zorn des Jakobus.
    Denn ich selbst war dort, war zur Stelle gewesen.
    Denn der vortrat, der war Sklave gewesen wie ich. Und ist es noch heute, Sklave wie ich. Und wir waren gebracht nach Jerusalem und zogen hinauf, geführt unter Pilgern.
    Und suchten, auf halbem Weg, nächtens Zuflucht in einer Höhle.
    Es war aber die Höhle, von der mir Joseph erzählte. Die Höhle, in der er gebunden lag unter ihnen. Gebunden dort, nah der hinteren Wand aber der Höhle. Gebunden vor jener Nische im Felsen, in die hinein sich verbarg jener Diener. Denn auch mich schob er vor sich her in die Nische. Uns zu retten vor dem Gemetzel, dem Hinmorden und Fleddern des Zugs, mit dem wir gekommen.
    Denn Joseph hatte den Diener gesehen, auch mich gesehen – nur kurz –, die ich vom Diener im Felsen geborgen war. Denn Josephs Blick und der jenes Dieners hatten sich noch gekreuzt, als der Diener trat ins Versteck.
    Und als die Räuber losschnitten Joseph, da ging Joseph nicht hin, hinauszuzerren den Diener, aus dem Schutz der Nische im Felsen hervor, darin auch ich stand verborgen. Sondern trat hin vor den Räuber, der’s sonst hätte gesehen.
    Also trat hin – um Joseph zu schützen – der Diener. Trat hervor aus den andern, trat hin zu Jakobus, auszusagen für Joseph.
    Denn der Diener wußte sich gerettet durch Joseph. Und wollte nun ihn wiederum retten. Und daher sprach zu Jakobus:
    ›Wahrlich, den sah ich gebunden. Er war ihr Gefangener, und war keiner von ihnen.‹
    Ich, Neith, bezeuge es. Denn ich stand ja dabei, als er’s sprach.
    Aber lang hatte ich nicht erinnert, was ich zu sehen begann, als Joseph so mir am Webbaum erzählte.
    Hatte lange nicht wollen erinnern, was mir wieder vor Augen trat in Josephs Worten.
    Da aber, als ich mich selbst wiedersah in seinen Worten, aufhuschen sah, die ich wiedererkannte als Neith, da war’s, daß die Tränen mir kamen.
    Denn es schmerzte, mir zu begegnen. Der also zu begegnen, die ich längst doch begraben glaubte. Längst – daß ich kaum mehr wußte von meinem Grab.
    Da aber grub Joseph es auf. Und wußte nicht, daß die bei ihm stand – webend am Baum das Tuch –, die er ausgrub, die Neith.
    Und ich ließ Joseph nichts erkennen von meinen Tränen. Sondern hielt sie zurück.
    Und wandte mich, während er sprach, zur Rechten ein wenig und – es mag sein – wob vielleicht fehlerhaft hie und da, als ich’s tat.
    Am Fehler selbst aber wußte ich – Tage später noch war’s berührbar – :
    Hier , hier geschah’s, hier bei der Kreuzung der Fäden.
    Hier war’s geschehen, daß ich wiedererkannte mich, Neith, in ihm.
    Hier war’s, daß aus seinen Worten mir Leben kam, längst begrabenes Leben.
    Und ich hielt noch aus, als ich Joseph hörte erzählen von dem, was weiter geschah. Dem Hinaufsteigen nämlich, als Joseph auf Befehl des Jakobus die Scheiter hinaufstieg, dem Aufgebahrten zur Seite zu legen sein Schwert. Dann abermals hinaufsteigen mußte, in die Lohe hinein, hinaufzutragen die Kleider Jesu, die Joseph getragen.
    Joseph aber erzählte, daß – wenig nachdem er erwacht war, erwacht vom Gesicht Gottes in den Tiefen des Blutmeers – Gemas und Dymas ihm

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