Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)
sie auf immer.
Ungeworden wär ich. Nie mehr zu sein Joseph, der war, als ich Sein war.
So dachte Joseph, als er rastete am Weg im Schatten des Felsens und wollte nicht aufheben die Augen. Denn er fürchtete, den Berg zu erspähen, den Gott ihm wiese.
Und als es Abend wurde, hob Joseph die Augen auf, weil er dachte: Das Licht verschließt sich. Heute zeigt ER ihn mir nicht mehr, sondern hat mich verschont.
Da, als er die Augen aufhob und sah, erkannte er, vor ihm sich erhebend, den Berg, den Gott ihm wies zur Stätte des Opfers.
Und Joseph erschrak. Brach hin, zerschlagen am Fuße des ragenden Bergs.
Kapitel 40. Die Steine
Am Tage darauf aber steigt, Schritt für Schritt, Joseph am Berge hinauf.
Und geht über den breiten Rücken des Bergs. Und da – bleibt er stehen.
Sieht hin auf die Stelle, wo ihm einkommt:
Hier soll ich lagern mit ihm, meinem Sohn, zur Nacht vor dem Opfer. Und hier, weiter oben, soll errichtet werden der Altar. Zusammengetragen aus Steinen – diesen und jenen dort, die ich liegen sehe im Umkreis auf dem Rücken der Höhe.
Und als Joseph gesehen den Ort und ihn ausgemessen hatte in Schritten, blieb er stehen.
Und er hockte sich hin und saß still in der Hocke auf dem Rücken des Bergs. In der Mittagshitze saß er, verharrend im Feuer und wartend in Stille.
Da erhob sich Joseph und stieg hinab auf der Schattenseite des Bergs.
Und mit jedem Schritt erhoffte er, wie er oben gehofft – als er stillstand und in Gedanken die Steine las für den Altar –, daß Einhalt gebiete ihm Gott: ›Joseph! Nicht weiter, kehr um!‹
Nichts aber gebot ihm Gott. Sondern hatte geboten.
Und Joseph stieg abwärts auf der anderen Seite des Bergs und umschritt den Berg.
Schritt für Schritt umschritt er den Berg.
Umschritt ihn dreimal.
Und umschreitend ließ er, Schritt für Schritt, größer werden die Kreise, mit denen er ihn umschritt. Als messe er aus den Berg und bedenke den Ort im Auftrage eines, der neu bauen will hier und für tauglich hält diesen Ort, das Neue hier zu erbauen. Der’s aber doch bedenken sollte.
Denn so umschritt Joseph den Berg Schritt für Schritt: daß ER es bedenke.
Darauf kehrte Joseph nach Nazaret am Ende des zweiten Tages.
Und wenige Tage darauf, als Joseph sich nochmals den Seinen entzog und zum zweiten Mal in Nazaret niemand ihn finden konnte, da ging er hin, Schritt für Schritt, zum Berg, den Gott ihm gewiesen.
Er trug aber bei sich ein Schlachtmesser und ein längeres Seil.
Und das Seil, das er fand am Morgen in einer Ecke der Werkstatt, er erkannte’s an seinen Spuren. Da hob er’s auf.
Denn es war das Seil, mit dem die Ägypterin ihm hatte gebunden die Last auf den Rücken, den blutigen Sklaven, den Joseph davongetragen, dreizehn Jahre war’s her.
Und Joseph nahm das Seil. Denn es fand sich kein anderes. Und nahm mit sich ein Messer zum Schlachten. Und legte beides heimlich hinein in die Tasche zum Beil, das er sonst darin trug.
So zog Joseph los und achtete, daß ihn niemand bemerke. Und niemand wußte, wohin er verschwand und warum.
Und Schritt für Schritt ging hin Joseph, in der Hoffnung auf Einhalt.
Er dachte aber bei sich: Warum gäbe ER mir den Sohn, den Er mir verheißen, und hat mich geheißen, ihn auszutragen? Nur um ihn mir jetzt zu nehmen und mich zu zerstören mit ihm?
Denn wie wäre mir nach dem Hinschlachten des Sohns Überleben?
Es wäre kein Leben. Also Auslöschung beider.
Und warum spricht Er mir: ›Nimm‹? Bald darauf aber: ›Gib’s her! Her damit!‹
Mit Abraham ging Er so um und mit Mose. Denn befahl ER dem Mose nicht: ›Geh hin nach Ägypten, und führe hinaus mein Volk?‹ Da ging Mose, und auf dem Weg hin, in der Nacht, Gott fällt ihn an. Und würgt Mose, dem ER doch brennend geboten hatte: ›Geh hin, führe mein Volk hinaus!‹ Und wäre Zipporah nicht gewesen, da Gott raubtiergleich anfiel den Mose, und hätte sie, die Frau, nicht genommen den Stein und beschnitten die Vorhaut dem Sohn und damit berührt die Scham Moses, des Vaters, sprechend: ›Du bist mir ein Blutbräutigam‹, das Ende wäre’s gewesen. Den Auftrag und Träger des Auftrags hätte ER sich vernichtet.
Wie aber wird ER es halten mit mir?
›Geh hin und opfere mir den Sohn!‹ trägt Er mir auf. Und vernichtet damit den Auftrag, den verheißenen Sohn auszutragen.
Aber ebenso könnte ER wieder zernichten Sein Geheiß, zu opfern IHM Jesus. Wenn Er mir nur Einhalt geböte.
Denn wo wäre die Frau, die mich retten würde bei Nacht, wie sie
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