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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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Mose gerettet? Daß auch ich bliebe verschont, wenn ER raubtiergleich auf mich fiele, mich würgte?
    An mir aber wird ER nicht handeln, wie ER an Mose gehandelt. Denn Er weiß doch: ich habe Vorwissen und weiß, wie Er mit Mose verfuhr. Und hätte aus diesem Grunde bitten können Maria, mit mir zu reisen zum Berg, über mir dort zu wachen bei Nacht, wenn ich glaubte, ER wird umgehen mit mir wie mit Mose.
    Sondern niemandem hab ich gesagt, wohin ich gehe, auch beim zweiten Mal nicht. Auf daß alles bleibe zwischen IHM und mir.
    Wenn Er Neues an mir probieren will, mir zur Prüfung, dann darf ich nicht gehen und sagen: ›ER wird mit mir umgehen wie mit Mose. Wird mich anfallen. Wird Auftrag und Beauftragten zu zernichten suchen.‹ Sondern ich soll gehen und sagen: ›Ich weiß noch nicht, wie es kommen wird. Denn WIR wissen’s noch nicht. Dorthin sind unterwegs ER und ich, Joseph, sein Knecht.‹
    So dachte Joseph und erreichte am Abend den Fuß des Berges und stieg hinauf.
    Er lagerte aber oben, wo sich der Rücken des Bergs ausbreitet, ein Stück Weges unterhalb der Stelle, die ausersehen war für den Bau des Altars.
    Und am Morgen darauf begann Joseph zu sammeln die Steine, trug sie hinauf zum Ort des Altars. Und begann, sie zu schichten zu einem Altar.
    Joseph aber ging hin zu jedem Stein, den er wählte. Schritt für Schritt trat er hin auf ihn zu, auf einen jeden von ihnen. Dann hob er den Stein, einen jeden von ihnen, hob ihn beidhändig an, hinauf bis zur Hüfte, oder schulterte ihn hinauf auf die Schulter und trug ihn, Schritt für Schritt, an den bestimmten Ort und dort schichtete zum Altar jeden von ihnen, einen auflastend, anlastend dem andern.
    Und Joseph ging in der Hoffnung, ihm könne, von einem Schritt auf den andern, Einhalt geboten werden von Gott.
    Es überkam ihn aber beim Tragen der Steine Trübnis und Stumpfheit. So daß er wie aus ödem Schlaf erwachte, wenn er beim Aufheben, Tragen, beim Absetzen oder Schichten der Steine sich riß die Haut und gewahr wurde: den Altar baue ich, IHM zu schlachten meinen geliebten Sohn.
    An manchen Steinen aber, die Joseph bemerkte, die er aufhob und hinauftrug an den bestimmten Ort, schien ihn etwas wachzurufen. Und schien zu wecken seine Aufmerksamkeit für das, was er auszuführen geheißen war.
    Denn da war’s, als riefen Zeichnungen in den Steinen – die eingelagerten Adern nämlich, die Bildern gleichen – bildgleich zu Joseph.
    Und es war, als erinnerte das so geäderte Gestein zeichnend an Messer und Stiche, an zackendes Feuerschlagen, an gewundenes Seil oder geschlungene Schlaufen, an die Höhle des Herds, wo sie saßen zu Haus, an Nazarets Tal zwischen Hügeln, an den Hügel, der war Altar.
    Und er sah Adernverlauf bildgleich an der Oberfläche der Steine und war wachgerufen darüber, erinnert.
    Andere Steine aber, die Joseph aufhob, machten vergessen, erinnerten den Träger an nichts mehr. Als flösse aus ihrer Schwere nur Einschläferndes in die Arme des Trägers, als sickerten Stumpfheit und Trübnis ins Herz Josephs. So daß er nicht mehr bedachte, was gesammelt, getragen und aufgeschichtet wurde unter Trübnis und Stumpfheit.
    Da war’s rettend ein Schmerz, der ihn weckte. War’s zerrissene Haut, die ihn wachrief.
    Und wach ging er wieder, Schritt für Schritt wieder, gehalten von Hoffnung: Gott wird Einhalt gebieten.
    Und als der Altar war gebaut, da sammelte Joseph das Holz für das Brandopfer. Und schlug und spaltete mit dem Beil Scheite bereit.
    Er wickelte die Scheite aber in Tierhaut und versteckte das Gespaltene in einer Grube, die er grub nah beim Altar.
    Und versteckte dort auch – aufs Holz gelegt, unter die Haut – das Schlachtmesser, das er mitgebracht hatte.
    Und legte zuoberst das Seil, mit dem er binden müßte Hände und Füße dem Sohn, und dazu einen Beutel mit Feuerstahl, Stein und Schwamm.
    Und all das deckte er zu, unter die Haut. Und schüttete Erde auf das Versteck. Und setzte darauf einen Stein, den er heraufgetragen zur Stelle.
    Den letzten.
    Und Joseph lagerte zur Nacht ein Stück Wegs unterhalb der Stelle und sammelte Holz für ein Feuer.
    Er sammelte aber mit für die Nacht, in der er hier lagern müßte mit Jesus.
    Und tief bedrückt hielt er an, immer wieder, hoffte auf Einhalt, ein Wort von IHM.
    Da fiel ihm auf, als er vom Sammeln zurückkehrte zur Stelle des Nachtlagers, daß der Altar, den er gebaut hatte, vom Lager aus nicht zu sehen war.
    Denn der Ort des Altars lag hinauf ein Stück Wegs.
    Joseph aber,

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