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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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antwortete Miriam: „Vater, hier bin ich.“
    Und sie griff am Seil entlang, sich vortastend zu seiner Hand, und – als sie sah, daß ihre Antwort ›Vater, hier bin ich‹ den Alten ließ ruhiger atmen – da wagte sie’s und berührte seine Hand, die das Seil umschlossen hielt.
    Denn mit den Fingerspitzen strich sie ihm sacht hin und her über den Handrücken bis zu den krampfweißen Kuppen der Knöchel, darunter er hielt das Seil faustvergraben.
    Da sprach der sterbende Amalekiter zu Miriam, der Jüdin, im Glauben, sein Sohn knie bei ihm, und sagte:
    „Mein Sohn, bevor mich der Tod ereilt, will ich dir geben dein Erbe, dem Sohn das Geheimnis der Quelle, die wandert mit uns und quellt herauf auf ein Wort, das geheim bleiben muß, niemandem darfst du es geben. Denn die Quelle, die wandert mit uns, reicht zu Esau hinab, unserem Stammvater. Darunter aber hinab noch reicht sie, unter Adam, den ersten Menschen, hinab reicht sie, hinab bis zu Gott.
    Denn Gott erschuf die Quelle am zweiten Tage, als Er schied die Wasser. Und die Feste, die Gott machte, schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Das war auch der Ursprung der Quelle, von der ich dir sage.
    Denn über der Scheidung aus Gott kamen Tränen.
    So daß am Ende des zweiten Tages der Schöpfung der Welt nicht geschrieben steht: Und Gott sah, daß es gut war.
    Denn zwei Tränen der Scheidung entsprangen dem Auge, die verbanden im Fall sich wieder zu einer.
    Das ist die Quelle und Ursprung des Wassers, von dem wir leben.“
    So hatte der Amalekiter zu Miriam gesprochen und fragte die er hielt für den Sohn: „Hörst du mich noch, mein Sohn?“
    Und Miriam, die Jüdin, gebunden an ihn, denn sie wollte ihn nicht enttäuschen, antwortete: „Vater, sprich weiter, dein Sohn hört dich.“
    Da fuhr fort der Alte: „Aus dieser Quelle aber nähren sich und diese Quelle speisen alle, die weinen über der Trennung, die raubt das Eine und spaltet das Einzige entzwei.
    So raubte Jakob, der Sohn Isaaks, den Segen, mit dem Isaak segnen wollte Esau, den Erstgeborenen und Bruder Jakobs. Isaak aber ist der Vater des Esau, unseres Stammvaters, von dem wir kommen. Denn Esau zeugte Eliphaz und Eliphaz zeugte Amalek.
    So daß Jakob spaltete Brudereinheit, und Ordnung, die einte, brach er entzwei.
    Da weinte Esau verzweifelt und bat Isaak, seinen Vater, ob er nicht hätte noch Segen für ihn. Denn Jakob war ihm zuvorgekommen und ließ sich verkleiden und hatte sich ausgegeben als Esau, den Erstgeborenen, dem allein zustand der Segen des Erstgeborenen.
    Und Isaak, im Glauben, er segne Esau, seinen Erstgeborenen, gab den Segen an Jakob.
    Und hatte nichts mehr für Esau, der erhob seine Stimme: ‚Hast du denn nur einen Segen, mein Vater? Segne mich auch, mein Vater!‘
    Sondern zu Esau, der über die Maßen betrübt war sehr und weinte, sprach Isaak, sein Vater:
    ‚Siehe, du wirst wohnen ohne Fettigkeit der Erde und ohne Tau des Himmels von oben her. Von deinem Schwert wirst du dich nähren, und deinem Bruder sollst du dienen. Aber es wird geschehen, daß du einmal sein Joch von deinem Halse reißen wirst.‘
    Da geschah’s in der Nacht, als Esau Tränen weinte und nachging den Worten des Vaters, ob nicht doch Segen zu finden wäre in ihnen, daß Esau sich wunderte.
    Denn hatte nicht sein Vater Isaak zu ihm gesprochen, Esau werde wohnen ohne Tau des Himmels von oben her ?
    Und als Esau das Wort des Vaters bedachte, brütend darüber es hegte, da kam, als er durchging das Wort des Vaters, hinschreitend durchs trocken-segenlose, siehe, da sproß, als er hinschritt durchs Trocken-Segenlose des Zelts, wo er Tränen vergoß, siehe, da drang es unter seiner Ferse empor. Und Esau sah’s glänzen und quellen.
    Und war Tau des Himmels von unten her.
    Nicht von oben her aber sproß Tau des Himmels. Von unten her quoll er auf sprießend, dunstend und feuchtend die Erde.
    Und Esau sah hin: da war’s eine Quelle lebendigen Wassers.
    Und Esau roch an ihr und schmeckte von ihr, und in seinem Zelt trank von ihr. Denn sie war süß.
    Esau aber glaubte, das Salz, das er auch in ihr schmeckte, stamme von seinen Tränen. Denn da war ihm noch nicht offenbart der Ursprung der Quelle, daß sie von Tränen genährt war, den Ersten Gottes. Und nachgenährt war von allen nach diesen gottvergossenen, von menschenvergossenen nachgenährt war und heraufquellte zu nähren die, die dürsten nach Einigung.
    Himmel oben, Himmel unten.
    Das ist die Quelle, die wandert und die herbeigerufen

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