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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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Esau.
    Und Esaus Gram war so groß, daß er weinte und trachtete Jakob nach dem Leben.
    Jakob aber entkam, rettend durch Flucht sich und uns Spätere, das Haus Jakob.
    So dachte Joseph bei sich und hörte weiter reden den Fremden, der sprach zum andern, als spreche er zu Joseph:
    ›Weißt du aber, woher sie kommen, die Tränen Esaus? Und weißt du, wohin sie kehren?
    Denn ohne dies Wissen, wenn keiner mehr weiß, woher und wohin, werden nie mehr versiegen die Tränen Esaus, die Geschiedenen unwissend nie mehr kehren zu erinnernd-bedachter Einung. Sondern unterm Kriegsjoch nur werden sie eins. Nämlich eins im Tod erschlagen das andere.‹
    Da dachte Joseph bei sich, als spräch er zur Antwort dem Fremden: ›Ich weiß nicht woher und weiß nicht wohin. Sage mir also, woher sie kommen, die Tränen, und wohin sie kehren. Ist mir doch, als weint ich die Tränen Esaus. Denn geraubt wurde mir der Segen, der mir versprochen war.‹
    Und Joseph hörte antworten den Fremden, als spreche der zu Joseph:
    Kapitel 61. Der Brunnen
    ›Die Geschichte der Tränen Esaus weist wohin und woher, denn sie weist hinab und hinauf. Hinauf aber gehe ich, gehe von Esaus Generationen hinauf, wenn ich rede von Mose und Miriam.
    Und rede vom Volk der Israeliten, das Mose heraufgeführt hatte aus Ägypten, von unterm Joche Ägyptens hervor und hin durchs Schilfmeer herauf und hinaus in die Wüste.
    Da dürsteten aber die Israeliten, die standen bei Raphidim in der Wüste nahe dem Berg Sinai und hatten kein Wasser.
    Und sie murrten wider Mose und sprachen: „Warum hast du uns aus Ägypten ziehen lassen, daß du uns, unsere Kinder und unser Vieh vor Durst sterben läßt?“
    Mose aber sprach zu Gott: „Was soll ich mit dem Volk tun?“
    Da wies Gott Mose, mit den Ältesten Israels zu gehen zum Felsen und mit dem Stab zu schlagen den Felsen, daß Wasser fließe und trinke das Volk.
    Zur gleichen Zeit aber, da Mose noch sprach zu Gott, ging hinaus Miriam, die Schwester Moses und Aarons, die Frau Hurs, nach Wasser zu suchen, denn das Volk dürstete. Und sie wußte nicht, daß Mose mit Gott sprach und Antwort erhielt.
    Sondern Miriam selbst hatte Sucher hinausgesandt in drei Richtungen des Himmels und ließ suchen nach Wasser. Allein ging sie aber in die vierte, zu suchen nach Aufgang hin ebenfalls.
    Und Miriam kam in eine Gegend der Wüste, da sah sie einen Amalekiter.
    Ein Junge war es, kaum zehn Jahre alt. Der warf etwas in einen Schacht zwischen Felsen hinab.
    Und als sie’s sah, weil sie dürstete, dachte Miriam: Der Junge warf ein Seil, daran wohl ein Eimer gebunden ist. Und warf’s in einen Brunnen, daraus wohl Wasser zu schöpfen wäre.
    Da sah sie entgleiten dem Jungen das Ende des Seils, daß er aufschrie. Und der Junge war verzweifelt und rannte davon, um Hilfe zu holen.
    Da ging Miriam, die Schwester Moses, hin und sah nach, wo der Junge sich zu schaffen gemacht.
    Es war aber nur ein dunkles Loch und roch nicht nach Wasser. Ein alter Mann lag darin, ein Amalekiter, der war hinabgestürzt.
    Und Miriam bemerkte das Ende des Seils, das dem Jungen entglitten war. Denn es lag auf einem Vorsprung im Schacht.
    Mit ausgerecktem Arm noch ergriff sie’s und hob es in Fingerspitzen nach oben zurück.
    Dann zog sie am Seil den Alten heraus aus dem Schacht und sah: Er wird sterben an seinen Wunden.
    Der alte Amalekiter aber redete verstört. Und zog Miriam beim Reden immer wieder zu sich am Seil, das er festhielt in Händen. Und Miriam ihrerseits hielt fest am Seil, daran sie den Alten herausgezogen, hielt es um ihre Hand gewunden und folgte herbei, da er herbei sie zog. Und beugte sich über den Alten, von ihm herbeigezogen.
    Da – lauschte Miriam der Stimme des Amalekiters?
    Sie lauschte ihr.
    Und Miriam begriff, der Alte war blind und hielt sie für seinen Sohn, dem er dankte. Denn er dankte ihr als dem Sohn, der hinabgeworfenen hatte das Seil, ihn zu retten. Und der Alte sprach mit der Stimme Sterbender, die nur noch Stunden haben zu leben.
    Weil Miriam den Sterbenden aber nicht enttäuschen wollte – denn wer allein im Sterben liegt bei Fremden, der ist nicht zu trösten –, sprach sie nicht: ›Dein Sohn eilte davon, Hilfe zu holen, denn ihm entglitt das Seil. Deine Wunden sind tief, und nicht weiß ich, ob du deinen Sohn wiedersiehst, bevor du stirbst.‹
    So sprach Miriam nicht. Sondern ließ sich herbeiziehen vom Seil, an dem der Alte ziehend herbeizog die er hielt für den Sohn.
    Und als er sagte: „Höre, mein Sohn‹“, da

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