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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Roth
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erscheint dir von unten. Daher wisse die Scheidung, um derentwillen wir dürsten, und wisse, woher kommt, was uns tränkt, und wohin kehrt, was wir mit Tränen beweinen.
    Denn nur darin ist Heilung für uns. Und aus dieser Quelle, die wandert mit dir, wo immer du wissend sie aufrufst, mein Sohn, wird Heilung auch denen, die nach uns kommen.
    Wo du aber vergißt dies dein Erbe des Brunnens oder abhanden kommt, was ich dir gab hier im Wort, da wird Scheidung sich wenden zu Krieg und zu Irrsinn. Und wird unerinnerbar aufgespalten entzwei, was brüderlich einig im Vater gewesen war eins: und der Brunnen verschüttet auf immer.
    So aber rufst du ihn auf zu dir und dem Volk, wo immer euch dürstet. Sohn, sprich nun nach deinem Vater:
    Brunnen, komm zeitenherauf aus dem Ursprung
    Komm empor aus dem ZwieFall der Einen
    Der Träne, die sich zusammengefunden
    Träne Gottes, die wuchs Träne Adams
    Die wuchs Träne Isaaks
    Die wuchs Träne Esaus
    Die wuchs, daß wir leben von ihr
    Daß wir dürsten nach ihr
    Die wuchs, aller Tränen zu tränken.“
    Da sprach Miriam nach die Worte, die der Alte sterbend ihr zusprach.
    Denn der Segen des Amalekiters, das Erbe des Sohns, ist der wandernde Brunnen, heraufgerufen mit diesen Worten.
    Und kaum hatte Miriam die Worte gesprochen, da verstarb der Alte unter der Hand, mit der sie rührte an seine, seilumwunden die beiden.
    Und unterm Kopf des Alten empor sah es Miriam drängen, sah’s glänzen-sprießen wie Tau, wie Tau des Himmels von unten her, sah’s feuchten, dann quellen wie Brunnen lebendigen Wassers.
    Und Miriam roch am Wasser und schmeckte von ihm. Und am Ort selbst, wo sie kniete, trank von ihm. Denn es war süß.
    Miriam aber schmeckte auch Salz darin, denn ihr war offenbart, woraus die Quelle gewachsen.
    Und sie behielt fest, was ihr war widerfahren, und fest die Worte im Glauben.
    Und kehrte zurück zum Volk und zu Mose.
    Und rief den Brunnen herauf.
    Da gab auch Miriam zu trinken jedem, den dürstete, aus dem wandernden Brunnen.
    Denn Miriam rief ihn, rief ihn empor in Erinnerung ans Erbe des Amalekiters und im Wissen um das darin bewahrte Geheimnis.
    Und das Volk sprach von Miriams Brunnen, der wanderte mit Miriam und tränkte das Volk die Jahre des Irrsals hindurch in der Wüste.
    Am Tag aber selbst, als sie zurückkehrte nach Raphidim und bei sich bewahrte die Worte des sterbenden Amalekiters und vor dem Volk stand der Israeliten, in sich gekehrt aber heraufrief die wandernde Quelle und sie allesamt tränkte, da ahnte nicht Miriam, was sie heraufgerufen.
    Denn es kam tags darauf, wie aus dem Nichts, Amalek und fiel her übers Volk.
    Und die Amalekiter drohten auszulöschen das Volk Israel. Und nährten sich mit dem Schwert an den Männern Josuas, des Sohns Nuns.
    Und Mose ging mit Aaron, seinem Bruder, und mit Hur, Miriams Ehemann, auf die Höhe des Hügels und sah hinab auf das Schlachten, das wütete.
    Und wenn Mose seine Hand emporhielt, siegte Israel. Wenn er aber seine Hand sinken ließ, siegte Amalek. Aber Mose wurden die Hände schwer. Darum nahmen Aaron und Hur einen Stein und legten ihn hin, daß Mose sich daraufsetzte. Aaron aber und Hur stützten ihm die Hände, auf jeder Seite einer. So blieben seine Hände erhoben, bis die Sonne unterging. Und Josua überwältigte Amalek und sein Volk durch des Schwertes Schärfe.
    Und der Herr sprach zu Mose: „Schreibe dies zum Gedächtnis in ein Buch und präge es Josua ein. Denn Ich will Amalek unter dem Himmel austilgen, daß man seiner nicht mehr gedenke.“
    Da hörte Miriam von den Worten, die der Herr sprach zu Mose, und sie hörte die Worte des Herrn, der sprach:
    „Ich will Amalek unter dem Himmel austilgen, daß man seiner nicht mehr gedenke.“
    Und Miriam dachte bei sich: Warum bin ich mit Schuld beladen? Unschuldig war ich doch, als ich ausging und suchte nach Wasser für alle, die dürsteten. Unschuldig war ich, als ich heraufzog den tödlich Verletzten, den Amalekiter, und seine Hand hielt, zu trösten den Alten. Und war ich nicht unschuldig, als ich nicht von ihm wich, ihm zum Trost sein wollte ein Sohn?
    Unschuldig war ich. Denn ich war nicht in Absicht gekommen, zu töten den Vater. Nicht in Absicht gekommen, zu rauben Segen und Erbe dem Sohn.
    Wer hat mich ausgesandt nach Aufgang? Und wer ließ mich, als ich ausging, finden Vater und Sohn? Wer hieß mich ziehen den Nachfahren Esaus, Israels Bruder, den Amalekiter aus der Tiefe des Felsens hervor? Denn wer ließ dürsten das Volk, ließ es schreien

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