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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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»Aber es könnte auch anders sein. Ich kann es wirklich nicht sagen. Das meine ich mit verwirrt. Aber wenn es nicht mental ist – wenn das, was ich auf dem Ackerman’s Field gesehen und gespürt habe, real ist -, dann habe ich eine Art Infekt in mir, den ich auf Sie übertragen könnte.«
    Ackerman’s Field. Diesmal notiere ich mir den Namen, obwohl ohnehin alles auf Band aufgezeichnet wird.Als Kinder besuchten meine Schwester und ich die Ackerman School in der Kleinstadt Harlow, die am Ufer des Androscoggin liegt. Das ist nicht allzu weit von hier entfernt, höchstens dreißig Meilen.
    Ich sei bereit, das Risiko auf mich zu nehmen, und versichere ihm – als weitere positive Verstärkung -, das wir beide das Ganze unbeschadet überstehen werden.
    Er stößt ein hohles, einsames Lachen aus. »Das wäre wirklich schön.«
    »Erzählen Sie mir vom Ackerman’s Field.«
    Er seufzt. »Es liegt in Motton. An der Ostseite des Androscoggin.«
    Motton. Ein Nachbarort von Chester’s Mill. Meine Mutter hat früher immer die Milch und die Eier von der Boy Hill Farm in Motton gekauft. N. spricht von einem Ort, der kaum mehr als sieben Meilen von dem Bauernhof entfernt ist, auf dem ich aufgewachsen bin. Wusste ich’s doch, sage ich beinahe laut.
    Das habe ich nicht, aber er mustert mich so durchdringend, als hätte er meine Gedanken gelesen.Vielleicht hat er es ja getan. Zwar glaube ich nicht an ASW, aber ich schließe dergleichen auch nicht ganz aus.
    »Gehen Sie nie da hin, Doc«, sagt er. »Sie dürfen nicht mal nachschauen, wo es liegt. Das müssen Sie mir versprechen.«
    Ich gebe ihm das Versprechen. Tatsächlich war ich seit über fünfzehn Jahren nicht mehr in diesem heruntergekommenen Teil von Maine. Räumlich nah, aber das Verlangen danach weit entfernt. Thomas Wolfe hat mit dem Titel seines großen Werks Es führt kein Weg zurück eine sehr bezeichnende Aussage gemacht, die vielleicht nicht für jeden gilt – meine Schwester Sheila zum Beispiel findet oft den Weg zurück und hat noch engen Kontakt zu mehreren Freunden aus Kindertagen -, aber für mich auf jeden Fall. Allerdings würde ich meinem Buch eher den Titel Ich will nicht zurück geben. Meine Kindheitserinnerungen sind geprägt von Spielplatztyrannen mit Hasenscharten, leeren Häusern mit glaslos starrenden Fenstern, ausgeschlachteten Autos und einem Himmel, der immer weiß und kalt und voller fliehender Krähen war.
    »Na schön«, sagt N. und bleckt kurz die Zähne in Richtung Decke. Nicht aus Aggressivität, da bin ich mir sicher. Es ist die Miene eines Mannes, der sich auf einen gewaltigen Kraftakt vorbereitet und schon weiß, dass er morgen einen fürchterlichen Muskelkater haben wird. »Ich weiß nicht, ob ich das alles so genau beschreiben kann, aber ich werde es probieren. Das Entscheidende daran ist, dass ich vor diesem Tag im August keine dieser zwanghaften Macken hatte. Bis zu diesem Zeitpunkt bin ich höchstens vor dem Weg zur Arbeit nochmal zurück ins Bad, um mich zu vergewissern, dass ich alle Nasenhaare entfernt habe.«
    Vielleicht ist das wahr, aber ich kann es mir nicht so recht vorstellen. Ich gehe der Frage nicht nach und bitte ihn, mir zu erzählen, was an dem bewussten Tag geschehen ist.Was er daraufhin tut.
    Er tut es die nächsten drei Sitzungen. Zur zweiten dieser Sitzungen – am 14. Juni – bringt er einen Kalender mit. Sozusagen Beweisstück A.

3. N.s Geschichte
    Beruflich bin ich Buchhalter, aber meine Lieblingsbeschäftigung ist die Fotografie. Nach der Scheidung – und dem Erwachsenwerden der Kinder, was auf andere Art einer fast ebenso schmerzlichen Scheidung gleichkommt – zog ich an den meisten Wochen herum und machte Landschaftsaufnahmen mit meiner Nikon. Ein konventioneller Fotoapparat wohlgemerkt, keine Digitalkamera. Gegen Jahresende bastelte ich dann immer aus den zwölf besten Bildern einen Kalender. Das Ganze ließ ich bei Windhover Press in Freeport drucken. Ein kleiner, nicht gerade billiger Betrieb, der aber sehr sorgfältig arbeitet. Die Kalender verteilte ich zu Weihnachten an Freunde und Geschäftspartner. Auch an einige Kunden, aber nicht an viele – Kunden, denen fünf- oder sechsstellige Beträge in Rechnung gestellt werden, erwarten eher etwas Chromblitzendes. Mir selbst sind Landschaftsbilder allemal lieber.Vom Ackerman’s Field habe ich allerdings keine Aufnahmen. Ich habe zwar welche gemacht, aber es war nichts auf ihnen zu sehen. Später probierte ich es mit einer Digitalkamera. Dabei kamen

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