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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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riesiges grauschwarzes Ungetüm gesehen, ein geflügeltes, wasserspeierartiges Wesen mit einem ledrigen, helmartigen Kopf. Es stand in den Ruinen von Portland und ragte meilenweit in den Himmel hinauf. Ich konnte Wolkenfetzen erkennen, die um seine gepanzerten Arme schwebten. In seinen Klauen hielt es brüllende Menschen. Und ich wusste – wusste -, dass es aus dem Steinkreis auf dem Ackerman’s Field entflohen war und dass es nur das erste und geringste der Scheusale aus dieser anderen Welt war. Und alles war meine Schuld. Ich war meiner Verantwortung nicht gerecht geworden.
    Stolpernd lief ich durchs Haus, formierte Dinge zu Kreisen und kontrollierte, ob die Kreise wirklich nur gerade Zahlen enthielten. Allmählich dämmerte mir, dass es noch nicht zu spät war, dass sie erst allmählich erwachte.
    [Ich frage, was er mit »sie« meint.]
    Die Macht! Erinnern Sie sich noch an Krieg der Sterne? »Nutze die Macht, Luke.«
    [Er bricht in irres Gelächter aus.]
    Bloß dass man die Macht in diesem Fall lieber nicht nutzen sollte. Eher schon aufhalten! Und einsperren! Dieses chaotische Wesen, das ständig gegen diese dünne Stelle drängt – und wahrscheinlich gegen alle dünnen Stellen der Welt. Manchmal denke ich, dass hinter dieser Macht eine ganze Kette von zerstörten Universen lauert, die wie monströse Fußspuren äonenweit in die Zeit zurückreichen …
    [Er murmelt etwas vor sich hin, was ich nicht verstehe. Ich bitte ihn, es zu wiederholen, worauf er den Kopf schüttelt.]
    Geben Sie mir Ihren Block. Ich schreib es auf. Wenn das, was ich Ihnen hier erzähle, wahr ist und nicht nur in meinem verkorksten Kopf stattfindet, dann sollten wir den Namen lieber nicht laut aussprechen.
    [Er kritzelt in klobigen Großbuchstaben das Wort CTHUN hin. Er zeigt es mir und zerreißt das Blatt, nachdem ich genickt habe. Dann zählt er die Fetzen – wahrscheinlich um sicherzugehen, dass es eine gerade Zahl ist – und wirft sie anschließend in den Papierkorb neben der Couch.]
    Den Schlüssel, den ich mit der Post gekriegt habe, hatte ich zu Hause im Safe. Ich holte ihn raus und fuhr nach Motton – über die Brücke, vorbei am Friedhof, bis zu dem verdammten Feldweg. Ich dachte nicht darüber nach, weil es keine Entscheidung war, bei der man lange überlegen muss. Genauso gut könnte man sich hinsetzen und überlegen, ob man die brennenden Vorhänge löschen soll, die man gerade beim Betreten des Wohnzimmers bemerkt hat. Nein, ich setzte mich einfach in den Wagen.
    Aber die Kamera nahm ich mit, das können Sie mir glauben.
    Der Alptraum hatte mich so gegen fünf geweckt, und es war noch früh am Morgen, als ich am Ackerman’s Field ankam. Der Androscoggin lag wunderschön da – wie ein langer silberner Spiegel, aus dem feine Nebelranken aufstiegen und sich dann ausbreiteten, vielleicht weil es oben wärmer war, ich weiß nicht. Diese ausgedehnte Wolke folgte genau den Biegungen und Windungen des Flusses und sah aus wie ein Geisterfluss am Himmel.
    Wieder wuchs auf dem Feld das Gras, und die meisten Sumachsträucher wurden schon grün, doch dann fiel mir etwas Unheimliches auf. Und egal, wie viel von all dem anderen Zeug nur in meinem Kopf stattfindet – was ich durchaus für möglich halte -, das war real. Ich habe Aufnahmen, die es beweisen. Sie sind unscharf, doch auf einigen kann man die Mutationen an den Sumachsträuchern erkennen, die besonders nah bei den Felsen stehen. Die Blätter sind schwarz statt grün, und die Zweige sind irgendwie verkrümmt … zu Buchstaben, die offenbar einen Namen bilden … seinen Namen.
    [Er deutet auf den Papierkorb mit dem zerrissenen Blatt.]
    Die Dunkelheit war zwischen die Steine zurückkehrt, und es waren natürlich nur sieben – deswegen hatte es mich ja hingezogen. Aber ich sah keine Augen. Gott sei Dank, ich war noch rechtzeitig eingetroffen. Da war nur diese wirbelnde Finsternis, die die Reinheit des stillen Frühlingsmorgens zu verhöhnen und über die Zerbrechlichkeit unserer Welt zu jubeln schien. Dahinter nahm ich den Androscoggin wahr, aber die Dunkelheit – eine fast biblische Rauchsäule – ließ nur einen schmutzigen grauen Fleck von ihm übrig.
    Ich hob die Kamera, deren Riemen ich um den Hals gelegt hatte, damit sie nicht in das gierige Gras fallen konnte, und blickte durch den Sucher. Acht Steine. Ich senkte die Kamera, und da waren es wieder sieben. Im Sucher erkannte ich wieder acht.Als ich die Kamera zum zweiten Mal herunternahm, blieben es acht. Mir war jedoch

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