Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
verwirrt und deprimiert. »Sie war total erschüttert«, wie ihr Mann Donald LeClaire berichtete. Niemand habe daran gedacht, so hieß es weiter, dass sie mit dem Gedanken an Selbstmord spiele.
    Doch so war es.
    »Es gibt zwar keinen Abschiedsbrief«, erklärte der Gerichtsmediziner Richard Chapman, »aber alle Anzeichen deuten darauf hin. Ihr Auto war auf der Seite der Brücke, wo es nach Harlow geht, ordentlich und rücksichtsvoll neben der Straße geparkt. Es war abgesperrt, ihre Handtasche lag auf dem Beifahrersitz, der Führerschein obenauf.« Die Schuhe der Toten seien auf dem Brückengeländer gefunden worden, wo sie sorgfältig nebeneinander standen. Ob sie ertrunken oder durch den Aufprall ums Leben gekommen sei, könne erst durch eine Untersuchung festgestellt werden.
    Außer ihren Mann hinterlässt Sheila LeClaire einen siebenjährigen Sohn. Für die Beisetzung wurde noch kein Datum festgelegt.

7. Die E-Mail
    Keen1981
15:44
15. Juni 08
    Hallo Chrissy,
    bitte sag alle Termine für nächste Woche ab. Ich weiß, das kommt sehr kurzfristig, und mir ist natürlich auch klar, dass du ziemlich unter Beschuss kommen wirst, aber das lässt sich nicht ändern. Ich muss mich zu Hause in Maine dringend um eine Angelegenheit kümmern. Zwei alte Freunde, Bruder und Schwester, haben unter merkwürdigen Umständen Selbstmord begangen … und noch dazu am selben beschissenen Ort! Angesichts des äußerst merkwürdigen Manuskripts, das mir die Schwester zusandte, bevor sie den Selbstmord ihres Bruders nachahmte (allem Anschein nach jedenfalls), bleibt mir nichts anderes übrig, als der Sache nachzugehen. John Bonsaint, der Bruder, war mein bester Jugendfreund; wir haben uns bei so einigen Schulhofraufereien gegenseitig rausgeboxt!
    Den Blutzucker-Beitrag soll Hayden machen. Ich weiß, dass er sich das nicht zutraut, aber er schafft es schon. Und selbst wenn nicht, ich muss da hin. Johnny und Sheila waren wie enge Verwandte für mich.
    Außerdem: Ohne herzlos erscheinen zu wollen, glaube ich, dass da vielleicht eine gute Story drinsteckt. Über Zwangsstörungen. Für die Allgemeinheit vielleicht nicht so wichtig wie Krebs, aber die Betroffenen können einem jederzeit bestätigen, dass das eine ziemlich unheimliche Scheiße ist, die man lieber nicht am Hals haben möchte.
     
     
    Danke für alles, Chrissy.
Charlie
     
     
    AUS DEM AMERIKANISCHEN VON FRIEDRICH MADER

DIE HÖLLENKATZE
    Halston fand, dass der alte Mann in dem Rollstuhl krank, verängstigt und dem Tod nahe aussah. In solchen Dingen hatte er Erfahrung. Der Tod war Halstons Geschäft; in seiner Laufbahn als selbstständiger Killer hatte er ihn achtzehn Männern und sechs Frauen gebracht. Er kannte den Anblick des Todes.
    Das Haus – eigentlich eine Villa – war kalt und still. Die einzigen Geräusche waren das leise Knistern des Feuers in dem großen steinernen Kamin und das gedämpfte Heulen des Novemberwinds draußen.
    »Ich möchte, dass Sie jemanden ermorden«, sagte der Alte. Seine zittrige Fistelstimme klang gereizt. »Wie ich höre, ist das Ihr Beruf.«
    »Mit wem haben Sie gesprochen?«, fragte Halston.
    »Mit einem Mann namens Saul Loggia. Er sagt, dass Sie ihn kennen.«
    Halston nickte. Wenn Loggia der Vermittler war, dann war die Sache in Ordnung. Und falls ihr Gespräch heimlich aufgezeichnet wurde, konnte alles, was der Alte – Drogan – sagte, als Anstiftung zu einer Straftat auf ihn zurückfallen.
    »Wen wollen Sie umlegen lassen?«
    Drogan drückte auf einen Knopf des kleinen Schaltpults in der Armlehne seines Rollstuhls und kam herangesurrt. Aus der Nähe konnte Halston die vermengten erbärmlichen Gerüche von Angst, Alter und Urin riechen. Sie widerten ihn an, aber er ließ sich nichts anmerken. Sein Gesicht blieb ausdruckslos glatt.
    »Ihr Opfer ist direkt hinter Ihnen«, sagte Drogan halblaut.
    Halston reagierte blitzschnell. Seine Reflexe waren seine Lebensversicherung und deshalb stets aufs Äußerste geschärft. Er glitt vom Sofa, sank auf ein Knie, warf sich herum, schob die Hand in sein maßgeschneidertes Sportsakko und umklammerte den Griff des kurzläufigen.45er Revolvers, der unter seiner Achsel in einem federbetätigten Halfter steckte, das ihn bei bloßer Berührung in seine Handfläche legte. Im nächsten Augenblick war die Waffe heraus und zielte auf … eine Katze.
    Einen Moment lang starrten Halston und die Katze sich an. Für Halston, der ein fantasieloser, keineswegs abergläubischer Mann war, war das ein seltsamer

Weitere Kostenlose Bücher