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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hier zurückgekommen ist, um Sie zu erledigen, was?«
    »Ich fühle mich nicht im Geringsten schuldig«, sagte Drogan, aber seine zittrige Stimme klang wieder gereizt. »Fünfzehntausend Versuchstiere sind gestorben, damit Hunderttausende von Menschen …«
    »Ja, schon gut«, sagte Halston. Rechtfertigungsversuche langweilten ihn.
    »Diese Katze ist vor sieben Monaten hier aufgekreuzt. Ich habe Katzen nie leiden können. Widerliche, Krankheiten einschleppende Tiere... sind ständig draußen auf den Feldern unterwegs … kriechen in Scheunen herum … fangen in ihrem Fell weiß der Himmel welche Bakterien ein … versuchen ständig etwas, dem die Eingeweide rausfallen, ins Haus zu bringen, um es einem zu zeigen … Es war meine Schwester, die sie behalten wollte. Sie hat’s rausgefunden. Sie hat dafür bezahlt.« Er starrte die auf Halstons Schoß schlafende Katze mit tödlichem Hass an.
    »Sie haben gesagt, dass diese Katze drei Menschen umgebracht hat.«
    Drogan begann zu sprechen. Auf Halstons Schoß döste und schnurrte die Katze unter dem sanft kraulenden Streicheln von Halstons kräftigen, erfahrenen Mörderfingern. Ab und zu explodierte im Kamin ein Astknorren und bewirkte, dass sie sich wie eine Ansammlung von mit Fell und Muskeln bedeckten Stahlfedern anspannte. Draußen heulte der Wind um das große Steinhaus weit abseits auf dem Land in Connecticut. Sein Heulen kündigte den Winter an. Die Stimme des Alten leierte endlos weiter.
    Vor sieben Monaten waren sie hier noch zu viert gewesen – Drogan, seine Schwester Amanda, die als 74-Jährige zwei Jahre älter als Drogan war, ihre lebenslängliche Freundin Carolyn Broadmoor (»von den Westchester-Broadmoors«, sagte Drogan), die an einem schlimmen Lungenemphysem litt, und Dick Gage, der seit zwanzig Jahren als Faktotum im Haus war. Gage, selbst schon über sechzig, fuhr den großen Lincoln Mark IV, kochte, servierte den abendlichen Sherry.Tagsüber kam ein Hausmädchen. So hatten die vier seit fast zwei Jahren gelebt: eine langweilige Gruppe von alten Leuten und ihr Familienfaktotum. Ihre einzigen Vergnügungen waren die Gameshow Hollywood Squares und das Warten darauf, wer wen überleben würde.
    Dann war die Katze gekommen.
    »Als Erster hat Gage die Katze gesehen, wie sie maunzend ums Haus gestrichen ist. Er hat versucht, sie zu vertreiben. Er hat mit Stöcken und Steinen nach ihr geworfen und sie mehrmals getroffen. Aber sie hat sich nicht vertreiben lassen, weil sie natürlich das Essen gewittert hat. Sie war nur noch Haut und Knochen. Es gibt doch tatsächlich Leute, die setzen ihre Katzen am Ende der Sommersaison am Straßenrand aus. Eine abscheuliche, unmenschliche Sache.«
    »Lieber ihre Nerven verbrutzeln?«, fragte Halston.
    Drogan ignorierte das und fuhr fort. Er hasste Katzen. Hatte sie schon immer gehasst.Als der Kater sich nicht vertreiben ließ, hatte er Gage angewiesen, vergiftetes Futter auszulegen. Große, verlockende Schalen mit Katzenfutter von Calo, das jedoch in Wirklichkeit mit Tri-Dormal-G versetzt war. Die Katze beachtete das Futter nicht. Zu diesem Zeitpunkt wurde Amanda auf den Kater aufmerksam und bestand darauf, ihn ins Haus aufzunehmen. Drogan hatte vehement protestiert, aber Amanda hatte sich durchgesetzt. Das hatte sie offenbar immer getan.
    »Aber sie hat’s rausgefunden«, sagte Drogan. »Sie hat ihn selbst reingebracht, in ihren Armen. Der Kater hat genau wie jetzt geschnurrt. Aber er wollte nicht in meine Nähe kommen. Er hat mich immer gemieden … bisher. Amanda hat ihm eine Untertasse mit Milch hingestellt. ›Oh, sieh dir nur das arme Ding an, richtig ausgehungert ist es‹, hat sie gegurrt. Carolyn und sie konnten sich kaum mehr einkriegen.Widerlich. Damit wollten sie’s mir heimzahlen, versteht sich. Sie wussten, was ich seit der Erprobung von Tri-Dormal-G vor zwanzig Jahren von Katzen halte. Ihnen hat’s Spaß gemacht, mich damit aufzuziehen, auf mir herumzuhacken.« Er starrte Halston grimmig an. »Aber sie haben dafür bezahlt.«
    Mitte Mai war Gage eines Tages aufgestanden, um den Frühstückstisch zu decken, und hatte Amanda Drogan in einem Durcheinander aus Porzellanscherben und Friskies-Trockenfutter unten an der Haupttreppe aufgefunden. Ihre hervorquellenden Augen stierten blicklos die Decke an. Sie hatte stark aus Mund und Nase geblutet. Ihr Rückgrat war gebrochen, beide Beine waren gebrochen, und ihr Genick war buchstäblich wie Glas zersplittert.
    »Der Kater hat in ihrem Zimmer geschlafen«, sagte

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