Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset
wenigstens die Qual auf. Und wenn es wahr ist, wird der achte Stein dort draußen wieder fest. Zumindest bis jemand anderes – der nächste »HÜTER« – zufällig auf diesen Feldweg gerät und sieht …
Da wäre Selbstmord fast nicht die schlechteste Lösung!
9. OKTOBER 2007
In letzter Zeit besser. Meine Gedanken gehören wieder mehr mir selbst. Und als ich zum letzten Mal draußen beim Ackerman’s Field war (vor 2 Tagen), erwiesen sich meine Sorgen als unbegründet. 8 Felsen standen dort. Ich starrte sie an – sie waren massiv wie Häuser – und bemerkte eine Krähe am Himmel. Zwar drehte sie ab, um den Luftraum über den Steinen nicht zu verletzen, »jawoll!« (Scherz), aber sie war da. Während ich mit der Kamera um den Hals am Ende des Wegs stand (nix Bild von Ackerman’s Field, die Steine lassen sich nicht fotografieren, da hatte N. auf jeden Fall Recht – Radon vielleicht?), fragte ich mich, wie ich je auf die Idee gekommen war, dass es nur 7 sein könnten. Ich gebe zu, dass ich auf dem Weg zurück zum Auto meine Schritte zählte (und noch einen kleinen Schlenker machte, als ich mit einer ungeraden Zahl vor der Tür landete). Aber solche Sachen verschwinden eben nicht von heute auf morgen. Es sind BEWUSSTSEINS-KRÄMPFE! Doch vielleicht …
Darf ich hoffen, dass sich mein Zustand bessert?
10. OKTOBER 2007
Natürlich gibt es auch eine andere Möglichkeit, auch wenn ich sie nur ungern in Erwägung ziehe: N. hatte Recht mit den Sonnenwenden.Von der einen entfernen wir uns, der anderen nähern wir uns. Der Sommer ist vorbei, der Winter steht bevor. Wenn N.s Einschätzung zutrifft, ist das allerdings nur kurzfristig eine gute Nachricht. Wenn ich nächstes Frühjahr wieder mit solchen verheerenden geistigen Spasmen fertigwerden muss … und im Frühjahr darauf …
Das würde ich nicht schaffen. Ganz einfach.
Und wie mir dieses Auge nachgeht. Dieses schwebende Auge in der Dunkelheit, die immer dichter wird.
Dahinter andere Dinge
CTHUN!
16. NOVEMBER 2007
Acht.Wie schon immer. Bin mir inzwischen ganz sicher. Heute war es still auf dem Feld, das Gras tot, die Bäume am Fuß des Hangs kahl, der Androscoggin wie grauer Stahl unter einem eisernen Himmel. Die Welt wartete auf den ersten Schnee.
Und mein Gott, das Beste: Auf einem der Felsen rastete ein Vogel!
Ein VOGEL!
Erst auf der Fahrt zurück nach Lewiston fiel mir auf, dass ich auf dem Weg zum Auto meine Schritte gar nicht gezählt hatte.
Hier die Wahrheit. Es muss die Wahrheit sein. Einer meiner Patienten hat mich mit seiner Erkältung angesteckt, doch jetzt bin ich auf dem Weg der Besserung. Der Husten ist weg, das Schniefen hört auf.
Der kleine Scherz ging die ganze Zeit auf meine Kosten.
25. DEZEMBER 2007
Zum Weihnachtsessen und dem üblichen Austausch von Geschenken war ich bei Sheila und ihrer Familie. Als Don mit Seth zur Kerzenandacht in der Kirche aufgebrochen war (die braven Methodisten wären sicher schockiert, wenn sie von den heidnischen Wurzeln dieser Riten erfahren würden), drückte mir Sheila die Hand und sagte: »Du hast dich gefangen. Das ist gut. Ich hab mir Sorgen gemacht.«
Nun, das eigene Fleisch und Blut kann man wahrscheinlich nicht hinters Licht führen. Dr. J. konnte vielleicht vermuten, dass etwas nicht stimmte, aber Sheila wusste es. Die gute Sheila.
»Ich hatte diesen Sommer und Herbst eine Art Krise«, antwortete ich. »Eine spirituelle Krise, könnte man sagen.«
Eigentlich eher eine psychische Krise.Wenn ein Mensch zu glauben anfängt, dass seine Wahrnehmungen nur dazu dienen, das Wissen um furchtbare andere Welten zu bemänteln, dann ist das eine psychische Krise.
Sheila machte wie immer das Beste daraus. »Hauptsache, es war kein Krebs, Johnny. Davor hatte ich nämlich Angst.«
Die gute Sheila! Lachend umarmte ich sie.
Als wir später die Küche in Ordnung brachten (und dabei Eierlikör schlürften), fragte ich sie, ob sie noch wisse, warum wir die Bale Road Bridge früher als Fall Road Bridge bezeichnet hätten. Sie schaute mich verdutzt an und lachte schließlich.
»Das hat sich dein alter Freund ausgedacht. Der, in den ich so verknallt war.«
»Charlie Keen«, sagte ich. »Den hab ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Außer in seiner Sendung. Ein Sanjay Gupta für Arme.«
Sie versetzte mir einen Schlag gegen den Arm. »Nur keine Eifersucht, mein Lieber. Also irgendwann haben wir mal auf der Brücke geangelt – mit diesen kleinen Stöcken, die
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