Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Augenblick. In diesem einen Moment, in dem er mit schussbereitem Revolver auf dem Fußboden kniete, hatte er das Gefühl, diese Katze zu kennen, obwohl er sich bestimmt daran erinnert hätte, wenn er jemals eine mit einer derart ungewöhnlichen Zeichnung gesehen hätte.
    Ihr Gesicht war genau in der Mitte geteilt: halb schwarz, halb weiß. Die Trennlinie verlief von der Decke des flachen Schädels pfeilgerade über die Nase bis zur Schnauze. Ihre Augen wirkten im Halbdunkel riesig, und in den beiden nahezu runden schwarzen Pupillen spiegelte sich ein Prisma aus Feuerschein wie ein düster glosender Hassfunke.
    Und der Gedanke kam als Echo zu Halston zurück: Wir kennen einander, du und ich.
    Dann war der Augenblick vorbei. Er steckte die Waffe weg und stand auf. »Dafür sollte ich Sie umlegen, Alter. Ich mag keine Scherze.«
    »Und ich mache keine«, sagte Drogan. »Nehmen Sie Platz. Sehen Sie hier hinein.« Unter der Wolldecke, die über seine Beine gebreitet war, hatte er einen dicken Umschlag hervorgezogen.
    Halston setzte sich. Die Katze, die auf der Sofalehne gehockt hatte, sprang ihm mit einem leichten Satz auf den Schoß. Sie sah sekundenlang mit diesen riesigen dunklen Augen, deren Pupillen von schmalen grün-goldenen Ringen umgeben waren, zu Halston auf, dann ließ sie sich nieder und begann leise zu schnurren.
    Halston sah fragend zu Drogan hinüber.
    »Sie ist sehr freundlich«, sagte Drogan. »Anfangs war sie das zumindest. Diese nette, freundliche Miezekatze hat in diesem Haushalt drei Personen umgebracht. Jetzt bin nur noch ich übrig. Ich bin alt, ich bin krank … aber ich ziehe es vor, auf natürliche Weise abzutreten.«
    »Ich kann’s nicht glauben«, sagte Halston. »Sie heuern mich an, damit ich eine Katze umlege?«
    »Sehen Sie bitte in den Umschlag.«
    Das tat Halston. Er war voller Hunderter und Fünfziger, alle gebraucht. »Wie viel ist das?«
    »Sechstausend Dollar. Weitere sechs bekommen Sie, wenn Sie mir den Beweis dafür bringen, dass die Katze tot ist. Mr. Loggia hat gesagt, dass zwölftausend Ihr übliches Honorar ist, stimmt das?«
    Halston nickte, während seine Hand automatisch die Katze auf seinem Schoß streichelte. Sie schlief fast, schnurrte aber weiter. Halston mochte Katzen. Tatsächlich waren sie die einzigen Tiere, die er mochte. Sie kamen allein zurecht. Gott – falls es ihn gab – hatte sie als perfekte, autarke Killermaschinen geschaffen. Katzen waren die Profikiller der Tierwelt, und Halston brachte ihnen Respekt entgegen.
    »Ich brauche Ihnen nichts zu erklären, aber ich werde es trotzdem tun«, sagte Drogan. »Gewarnt sein heißt gewappnet sein, sagt man, und ich würde nicht wollen, dass Sie diese Sache auf die leichte Schulter nehmen. Und ich scheine mich rechtfertigen zu müssen. Damit Sie mich nicht für geistesgestört halten.«
    Halston nickte wieder. Er hatte bereits beschlossen, diesen seltsamen Auftrag auszuführen, so dass weiteres Gerede eigentlich überflüssig war. Aber wenn Drogan reden wollte, würde er zuhören.
    »Zuallererst: Wissen Sie, wer ich bin? Woher das Geld stammt?«
    »Drogan Pharmaceuticals.«
    »Ja. Eine der größten Pharmafirmen der Welt. Und der Eckpfeiler unseres finanziellen Erfolgs war das hier.« Aus der Tasche seines Schlafrocks zog er ein Pillenfläschchen ohne Etikett und reichte es Halston. »Tri-Dormal-Phenobarbin, Präparat G. Fast ausschließlich unheilbar Kranken verordnet. Es macht äußerst schnell süchtig, ehrlich gesagt. Es ist eine Kombination aus Schmerzmittel, Beruhigungsmittel und einem milden Halluzinogen. Es ist bemerkenswert wirksam, indem es unheilbar Kranken hilft, ihrem Leiden ins Auge zu blicken und sich darauf einzustellen.«
    »Nehmen Sie es ein?«, fragte Halston.
    Drogan ignorierte die Frage. »Es wird weltweit sehr häufig verschrieben. Es wird synthetisch hergestellt, wurde in den fünfziger Jahren in unseren Labors in New Jersey entwickelt. Unsere Erprobung hat sich wegen der einzigartigen Eigenschaften ihres Nervensystems fast ausschließlich auf Katzen beschränkt.«
    »Wie viele haben Sie verbraucht?«
    Drogan richtete sich steif auf. »Das ist eine unfaire und voreingenommene Ausdrucksweise.«
    Halston zuckte die Achseln.
    »In der vierjährigen Erprobungsphase, die zur Arzneimittelzulassung für Tri-Dormal-G geführt hat, sind ungefähr fünfzehntausend Katzen … äh … verendet.«
    Halston stieß einen Pfiff aus. Ungefähr viertausend Katzen pro Jahr. »Und jetzt glauben Sie, dass diese eine

Weitere Kostenlose Bücher