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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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weiteren Wagen überholt, der diesmal einen Schwall feinen Sprühregen hinter sich herzog. Monette war nach Derry unterwegs, einhundertsechzig Meilen, unter Bedingungen, die er normalerweise hasste und die nur von heftigem Schneetreiben übertroffen wurden. Heute würde ihm das alles gerade recht kommen. Das Wetter – und die großen Lastzüge, die das Wasser aufspritzen ließen, wenn sie vorbeidonnerten – würde ihn ablenken.
    Ganz abgesehen von diesem Kerl. Seinem neuen Mitfahrer. Der auf den Block sah, dann wieder zu Monette. Insgeheim mutmaßte Monette, dass der Kerl vielleicht auch nicht lesen konnte – musste verdammt schwer sein, lesen zu lernen, wenn man taubstumm war -, aber er schien das Fragezeichen zu verstehen. Der Mann deutete zur Auffahrt. Dann öffnete und schloss er acht Mal die Hände. Oder waren es zehn Mal? Acht Meilen. Oder hundert. Falls der Mann überhaupt eine Vorstellung hatte.
    »Waterville?«, fragte Monette.
    Der Anhalter sah ihn mit leerer Miene an.
    »Okay«, sagte Monette. »Wie auch immer. Klopf mir auf die Schulter, wenn ich dich rauslassen soll.«
    Der Anhalter sah ihn mit leerer Miene an.
    »Na, ich geh mal davon aus, dass du dich schon melden wirst«, sagte Monette. »Vorausgesetzt, du weißt überhaupt, wo du hinwillst.« Er sah in den Rückspiegel und fuhr los. »Du bist ziemlich außen vor, was?«
    Der Typ sah ihn immer noch an. Er zuckte die Achseln und legte die Hände über die Ohren.
    »Verstehe«, sagte Monette und fädelte sich in den Verkehr ein. »Ständig außen vor. Ziemliche Funkstille. Heute wäre es mir allerdings irgendwie lieber, ich wäre du und du wärst ich.« Er stockte. »Na ja, nicht ganz.Was gegen Musik?«
    Als der Anhalter einfach den Kopf wegdrehte und aus dem Fenster sah, musste Monette über sich lachen. Debussy, AC/DC oder Rush Limbaugh, für den Typen war alles eins.
    Er hatte die neue Josh-Ritter-CD für seine Tochter gekauft – in einer Woche hatte sie Geburtstag -, aber bislang vergessen, sie ihr zu schicken. In letzter Zeit war einfach zu viel los gewesen. Nachdem Portland hinter ihnen lag, aktivierte er den Tempomaten, schlitzte mit dem Daumen die Zellophanhülle auf und schob die CD in den Player. Praktisch gesehen wurde sie damit wohl zu einer gebrauchten CD, nicht unbedingt das, was man seinem geliebten einzigen Kind schenken wollte. Gut, er konnte noch immer eine zweite kaufen. Das heißt, wenn er dann noch das Geld dafür hatte.
    Josh Ritter war ziemlich gut, wie sich herausstellte. In der Art des frühen Dylan, nur besser drauf. Und während er der Musik zuhörte, machte er sich so seine Gedanken übers Geld. Sich für Kelsies Geburtstag eine neue CD zu leisten, war das geringste seiner Probleme.Auch dass sie eigentlich einen neuen Laptop wollte – und brauchte -, stand auf seiner Liste nicht besonders weit oben. Falls Barb wirklich getan hatte, was sie laut eigener Aussage getan haben wollte – und was das Büro der Schulverwaltung bestätigte -, dann wusste er nicht, wie er Kelsie das letzte Jahr an der Case Western finanzieren sollte. Selbst wenn er davon ausging, dass er dann selbst noch einen Job hatte. Das war das Problem.
    Er drehte die Lautstärke hoch, um das Problem zu übertönen. Es gelang ihm teilweise. Als sie Gardiner erreichten, war gerade der letzte Song zu Ende. Körper und Gesicht des Anhalters waren zum Beifahrerfenster gewandt. Monette sah nur die Rückseite seines ausgebleichten, verschmutzten Dufflecoats, über dessen Kragen dünne Haarsträhnen fielen. Es sah aus, als wäre auf die Rückseite des Mantels früher etwas aufgedruckt gewesen, mittlerweile aber war alles so verwaschen, dass nichts mehr zu erkennen war.
    Sagt wohl alles über das Leben von diesem armen Tropf, dachte sich Monette.
    Er konnte zunächst nicht erkennen, ob der Anhalter döste oder nur die Landschaft betrachtete. Dann fiel ihm auf, dass der Mann den Kopf leicht nach vorn geneigt hatte und sein Atem das Beifahrerfenster beschlug. Döste also wohl. Warum auch nicht? Das Einzige, was noch langweiliger war als der Maine-Turnpike südlich von Augusta, war der Maine-Turnpike südlich von Augusta bei einem kalten Frühlingsregen.
    Monette hatte noch andere CDs in der Mittelkonsole, doch statt darin rumzuwühlen, schaltete er einfach die Stereoanlage ab. Und nachdem er die Mautstation von Gardiner passiert hatte – ohne anzuhalten, er verringerte nur die Geschwindigkeit, die Wunder der elektronischen Mauterfassung -, begann er zu

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