Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
sein Beifahrer. Entschieden schüttelte er den Kopf und schloss erneut Daumen und Zeigefinger zu einem Kreis. Was Monette vor ein heikles Problem stellte: Sollte er den schweigsamen Vagabunden im Wagen lassen, während er sein Geschäft verrichtete, oder ihn zum Warten in den Regen hinausschicken … in welchem Fall der Typ ziemlich genau wusste, warum er vor die Tür gesetzt wurde.
    Nur dass es überhaupt kein Problem war. Er hatte kein Geld im Wagen, und sein persönliches Gepäck war im Kofferraum eingeschlossen. Zwar lagen seine Musterkoffer auf dem Rücksitz, aber irgendwie konnte er sich nicht vorstellen, dass der Typ zwei dreißig Kilo schwere Koffer klauen und damit zur Auffahrt schlendern würde. Und außerdem, wie sollte er dann sein ICH BIN STUMM!-Schild hochhalten?
    »Bin gleich wieder da«, sagte Monette, und als der Anhalter ihn nur mit seinen rot umränderten Augen anstarrte, deutete Monette auf sich selbst, dann auf die Toiletten-Piktogramme, dann wieder auf sich. Diesmal nickte der Anhalter und machte erneut sein Daumen-Zeigefinger-Zeichen.
    Monette ging zur Toilette und pinkelte gefühlte zwanzig Minuten lang. Die Erleichterung war großartig. Danach ging es ihm besser als in der gesamten Zeit, seitdem Barb die Bombe hatte platzen lassen. Zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass er damit zurechtkommen könnte. Und er würde Kelsie dabei helfen, damit zurechtzukommen. Er erinnerte sich an ein altes deutsches Sprichwort (oder war es ein russisches, es klang jedenfalls ganz nach russischer Weltsicht):Was mich nicht umbringt, macht mich nur stärker.
    Pfeifend ging er zum Wagen zurück und verpasste sogar dem Lottoschein-Automaten einen kameradschaftlichen Klaps, als er daran vorbeikam. Erst dachte er, er könnte seinen Mitfahrer nicht sehen, weil dieser sich hingelegt hatte … dann hätte er ihn aufscheuchen müssen, damit er sich hinters Steuer setzen konnte. Aber der Anhalter lag nicht auf den Sitzen. Der Anhalter war verschwunden. Hatte seinen Rucksack und sein Schild genommen und sich aus dem Staub gemacht.
    Monette sah zum Rücksitz. Seine Wolfe-&-Sons-Koffer schienen unberührt zu sein. Er sah im Handschuhfach nach und fand die fadenscheinigen Papiere, die er dort aufbewahrte – die Zulassung, die Versicherungskarte, die Karte des Automobilclubs. Alles, was von dem Penner noch übrig war, war sein Geruch, ein nicht gänzlich unangenehmer: Schweiß und leichter Kieferngeruch, so als hätte der Kerl im Freien übernachtet.
    Er erwartete, den Typen an der Auffahrt zu sehen, wo er sein Schild hochhalten und es geduldig hin und her drehen würde, damit die potenziellen barmherzigen Samariter das gesamte Spektrum seiner Defekte präsentiert bekämen. Falls dem so war, würde Monette anhalten und ihn wieder mitnehmen. Irgendwie hatte er das Gefühl, als wäre die Angelegenheit noch nicht erledigt.Wenn er ihn vor der Obdachlosenunterkunft in Derry absetzte – dann wäre die Angelegenheit erledigt. Dann wäre alles unter Dach und Fach. Er hatte vielleicht so seine Schwächen, aber er mochte keine halben Sachen.
    Aber der Typ stand nicht auf der Auffahrt; der Typ war wie vom Erdboden verschluckt. Erst als Monette an einem Schild vorüberfuhr, das DERRY 10 MEILEN anzeigte, und er zum Rückspiegel sah, bemerkte er, dass sein Christophorus-Medaillon, Begleiter seiner unzähligen Fahrten, verschwunden war. Der Taubstumme hatte es gestohlen. Aber noch nicht einmal das konnte Monettes neuem Optimismus etwas anhaben. Vielleicht brauchte der Taubstumme es dringender als er. Monette hoffte, es würde ihm Glück bringen.
    Zwei Tage darauf – er verkaufte in Presque Isle das beste Herbstprogramm aller Zeiten – bekam er einen Anruf von der Polizei. Seine Frau und Bob Yandowsky seien im Grove Motel erschlagen worden. Der Mörder hatte dazu ein Eisenrohr benutzt, das in ein Motel-Handtuch gewickelt war.

11
    »Großer … Gott! «, stieß der Priester aus.
    »Ja«, stimmte Monette ihm zu. »Das war so ziemlich das, was ich mir auch gedacht habe.«
    »Deine Tochter...?«
    »Am Boden zerstört, klar. Sie ist bei mir, zu Hause.Wir werden darüber hinwegkommen, Vater. Natürlich weiß sie nichts von dem anderen. Dem veruntreuten Geld. Mit einigem Glück wird sie nie was davon erfahren. Es gibt eine ziemlich hohe Versicherungssumme, der Auszahlungsbetrag verdoppelt sich bei Unfällen oder anderen Unglücksfällen. Angesichts dessen, was sich vorher ereignet hat, hätte ich mit der Polizei jetzt wohl ein ziemlich

Weitere Kostenlose Bücher