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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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zwar seine Telefonnummer bei der Fahrbereitschaft nicht auswendig, aber seine Handynummer hatte sie im Kopf. Er meldete sich beim ersten Klingeln. Im Hintergrund hörte sie Motorgeräusche. »Em! Wie geht’s dir?«
    Es hätte eine komplexe Frage sein können, war es aber nicht. »Mir geht’s gut, Dad. Ich bin im Hotel Morris. Ich glaube, ich habe Henry verlassen.«
    »Für immer oder nur mal auf Probe?« Er klang nicht überrascht – er nahm die Dinge, wie sie kamen; das mochte sie so an ihm -, aber der Motorenlärm ließ nach und hörte dann ganz auf. Sie stellte sich vor, wie er in sein Büro trat, die Tür hinter sich schloss, vielleicht ihr Foto von seinem überquellenden Schreibtisch aufhob.
    »Kann ich noch nicht sagen. Im Moment sieht’s nicht so gut aus.«
    »Was war denn der Anlass?«
    »Laufen.«
    »Laufen?«
    Sie seufzte. »Nicht so ganz. Du weißt doch, wie es bei einer Sache manchmal um eine ganz andere Sache geht. Beziehungsweise ein ganzes Bündel anderer Sachen, oder?«
    »Das Baby.« Seit dem plötzlichen Kindstod hatte ihrVater sie nicht mehr Amy genannt. Jetzt hieß es nur noch das Baby .
    »Und die Art, wie ich damit umgehe. Die passt Henry nicht. Mir ist aufgegangen, dass ich lieber ganz auf meine Weise mit der Situation fertigwerden möchte.«
    »Henry ist ein guter Kerl«, sagte ihr Vater, »aber er hat eine eigene Art, die Dinge zu sehen. Zweifellos.«
    Sie wartete.
    »Was kann ich für dich tun?«
    Sie sagte es ihm. Er war einverstanden. Sie wusste, dass er einverstanden sein würde, nachdem er sie erst einmal hatte ausreden lassen. Das Aussprechenlassen war das Wichtige, und Rusty Jackson verstand sich gut darauf. Er war ja nicht als einer von drei Mechanikern beim Fuhrpark zu einem der wichtigsten Leute am Campus von Tallahassee aufgestiegen (und das hatte sie nicht von ihm erfahren; so etwas hätte er nie zu ihr oder sonst jemandem gesagt), indem er nicht zuhörte.
    »Ich schicke Mariette hin, um das Haus zu putzen«, sagte er.
    »Das brauchst du nicht, Dad. Ich kann doch putzen.«
    »Ich möchte es aber«, sagte er. »Ein ordentlicher Hausputz ist da überfällig. Die verdammte Bude war fast ein Jahr lang zugesperrt. Seit deine Mutter gestorben ist, komme ich nicht mehr oft nach Vermillion.Anscheinend will mir die Arbeit hier nie ausgehen.«
    Ems Mutter war für ihn auch nicht mehr Debra. Seit ihrem Tod (Eierstockkrebs) war sie nur noch deine Mutter .
    Em hätte fast gesagt: Bist du dir sicher, dass es dir nichts ausmacht? Aber so etwas sagte man, wenn ein Fremder einem einen Gefallen tun wollte. Oder eine andere Art von Vater.
    »Willst du dorthin, um zu laufen?«, fragte er. Sie konnte ein Lächeln in seiner Stimme hören. »Strand zum Langlaufen gibt’s da genug, und auch eine schöne lange Straßenstrecke. Wie du ja weißt. Und du wirst keine Leute aus dem Weg rempeln müssen. Zwischen jetzt und Oktober ist Vermillion so ruhig, wie es überhaupt nur sein kann.«
    »Ich will dorthin, um nachzudenken. Und – glaube ich – um mit der Trauer abzuschließen.«
    »Na gut«, sagte er. »Soll ich dir einen Flug buchen?«
    »Das kann ich selber machen.«
    »Klar doch. Emmy, ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja«, sagte sie.
    »Du klingst, als ob du weinst.«
    »Ein bisschen«, sagte sie und wischte sich übers Gesicht. »Es ist alles so schnell gegangen.« Wie Amys Tod, hätte sie hinzusetzen können. Wie eine kleine Dame war sie aus dem Leben geschieden; kein einziger Pieps vom Babyfon. Geh leise, knall die Tür nicht so laut zu, hatte Ems Mutter oft gesagt, als Em ein Teenager war.
    »Henry wird doch nicht zum Hotel kommen und dich belästigen, oder?«
    Sie hörte ein leises Zögern heraus, bevor er belästigen sagte, und lächelte trotz der Tränen, die ohnehin schon fast versiegt waren. »Falls du wissen willst, ob er mich verprügeln kommen wird … Das ist nicht sein Stil.«
    »Ein Mann ändert manchmal seinen Stil, wenn ihn seine Frau so mir nichts, dir nichts verlässt – einfach so davonläuft.«
    »Henry nicht«, sagte sie. »Er ist kein Mann, der Ärger macht.«
    »Willst du wirklich nicht zuerst nach Tallahassee kommen?«
    Sie zögerte. Einerseits klang es verlockend, andererseits …
    »Ich muss erst mal eine Weile für mich sein.« Und sie wiederholte ihre Worte: »Es ist alles so schnell gegangen.« Obwohl sie argwöhnte, dass es schon seit längerem gewachsen war. Vielleicht war es sogar in der DNA ihrer Ehe angelegt gewesen.
    »Also gut. Ich hab dich lieb,

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