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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Emmy.«
    »Ich hab dich auch lieb, Dad. Ich danke dir.« Sie schluckte. »So sehr.«
     
    Henry machte keinen Ärger. Henry fragte nicht einmal, von wo aus sie anrief. Henry sagte: »Vielleicht bist du nicht die Einzige, die ein bisschen Zeit für sich braucht.Vielleicht ist es am besten so.«
    Sie widerstand dem Impuls – der ihr ebenso normal wie absurd vorkam -, ihm zu danken. Schweigen erschien ihr als die bessere Alternative. Was seine nächste Bemerkung auch prompt bestätigte.
    »Wen hast du um Hilfe gebeten? Den großen Zampano vom Fuhrpark?«
    Diesmal widerstand sie dem Impuls, ihn zu fragen, ob er schon seine Mutter angerufen habe. Retourkutschen waren keine Lösung.
    Sie sagte – in ruhigem Ton, wie sie hoffte -: »Ich fahre nach Vermillion Key. Zu Dads Strandhaus.«
    »Die Muschelhütte.« Sie hörte fast, wie er die Nase rümpfte. Wie Ho-Hos und Twinkies gehörten Häuser mit nur drei Räumen und ohne Garage nicht zu Henrys Glaubenskanon.
    Em sagte: »Ich ruf dich an, wenn ich da bin.«
    Ein langes Schweigen. Sie stellte sich vor, wie er in der Küche stand, den Kopf an die Wand gelehnt und den Hörer so fest umklammerte, dass die Knöchel weiß hervortraten, während er mühsam seine Wut niederrang.Wegen der sechs größtenteils harmonischen Jahre, die sie zusammen verlebt hatten. Sie hoffte, dass er es schaffte. Falls es tatsächlich das war, was da vor sich ging.
    Als er wieder etwas sagte, klang er ruhig, aber auch erschöpft. »Hast du deine Kreditkarten dabei?«
    »Ja. Und ich werde sie nicht überstrapazieren. Aber ich will meine Hälfte von …« Sie biss sich auf die Lippe. Fast hätte sie ihr totes Kind das Baby genannt, und das war nicht richtig. Vielleicht für ihren Vater, aber nicht für sie. Sie setzte noch einmal an.
    »Meine Hälfte von Amys College-Geld«, sagte sie. »Es ist wahrscheinlich nicht viel, aber...«
    »Es ist mehr, als du denkst«, sagte er. Er klang schon wieder gereizt. Sie hatten das Depot nicht erst angelegt, als Amy geboren wurde, auch nicht als Em schwanger wurde, sondern bereits als sie mit den Zeugungsversuchen anfingen. Die Versuchsphase hatte vier Jahre gedauert, und bis Emily endlich empfing, hatten sie schon eine künstliche Befruchtung erwogen. Oder eine Adoption. »Die Investition war nicht nur erfolgreich, sie war vom Himmel gesegnet – besonders die Software-Aktien. Mort hat sie zum richtigen Zeitpunkt angekauft und im absolut goldrichtigen Moment wieder abgestoßen. Emmy, du wirst doch nicht die Eier aus diesem Nest holen wollen.«
    Typisch, schon wieder sagte er ihr, was sie tun wollte.
    »Ich teile dir meine Adresse mit, sobald ich eine habe«, sagte sie. »Mach mit deiner Hälfte, was du willst, aber schreib mir für meine einen Scheck aus.«
    »Du läufst also immer noch weg«, sagte er, und obwohl sein professorenhafter Ton in ihr den Wunsch weckte, er wäre leibhaftig anwesend, damit sie noch ein Buch nach ihm werfen konnte – diesmal eines mit festem Einband -, schwieg sie eisern.
    Schließlich seufzte er. »Hör zu, Em, ich verzieh mich jetzt mal für ein paar Stunden. Komm ruhig, und hol dir deine Kleider oder was du halt so brauchst. Ich leg dir auch etwas Bargeld auf die Kommode.«
    Einen Moment lang war sie versucht, auf das Angebot einzugehen; dann fiel ihr ein, dass »Geld auf der Kommode lassen« das war, was Männer taten, wenn sie zu Huren gingen.
    »Nein«, sagte sie. »Ich will einen Neuanfang machen.«
    »Em.« Eine lange Pause trat ein. Sie nahm an, dass er mit seinen Gefühlen kämpfte, und bei dem Gedanken wurden ihr sofort wieder die Augen feucht. »War’s das dann mit uns, Kleines?«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie mit mühsam beherrschter Stimme. »Noch zu früh, das zu sagen.«
    »Wenn ich raten müsste«, sagte er, »würde ich auf Ja tippen. Was heute passiert ist, beweist zwei Dinge. Erstens, dass eine gesunde Frau sehr weit laufen kann.«
    »Ich ruf dich an«, sagte sie.
    »Zweitens, dass lebende Babys Klebstoff für eine Ehe sind. Tote Babys sind Salzsäure.«
    Das tat mehr weh als alles, was er sonst hätte sagen können, weil es Amy zu einer hässlichen Metapher reduzierte. Em könnte das nicht. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie jemals fähig wäre, so etwas zu tun. »Ich ruf dich an«, sagte sie und legte auf.

3
Vermillion Key lag schläfrig und so gut wie verlassen da.
    Emily Owensby lief bis zum Ende der Einfahrt, dann den Hügel hinab zu Kozy’s Qwik-Pik und dann über die Aschenbahn auf dem Sportplatz

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