Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Popelinjacken und guten, festen Stiefeln. Sie standen am Rand einer Landstraße, die gerade aus einem tiefen Waldstück auftauchte (das er mit dunkelgrünen Farbtönen und breiten grauen Strichen darstellte, in einem spritzigen, rasch hingeworfenen, überschwänglichen Stil). Zwei der Männer hielten Schaufeln, ein dritter in jeder Hand einen Eimer; der vierte schließlich schob sich gerade die Baseballkappe aus der Stirn, eine Geste, die perfekt zum Ausdruck brachte, dass er abgekämpft war und nur allzu gut wusste, dass er mit dieser Arbeit nie fertig werden würde; dass sich am Ende eines Tages sogar noch mehr angehäuft hatte als am Morgen. Dieser vierte Mann, auf dessen Kappe die Buchstaben LIPIDE prangten, war der Vorarbeiter. Er unterhielt sich mit seiner Frau am Handy. Ich mach mich jetzt auf den Weg, Schatz, nee, ich mag nicht mehr weggehen, nicht heute Abend, bin zu müde und muss morgen früh raus. Die Jungs haben deswegen gemeckert, aber ich hab ihnen klargemacht, dass es nicht anders geht. Sifkitz hatte keine Ahnung, woher er das alles wusste. Er wusste sogar, dass der Kerl mit den Eimern Freddy hieß und dass ihm der Laster gehörte, mit dem die Männer gekommen waren. Der Laster stand direkt rechts außerhalb des Bildes – sein Schatten war andeutungsweise zu sehen. Einer der Typen mit den Schaufeln, Carlos, hatte einen kaputten Rücken und ging regelmäßig zum Chiropraktiker.
    Auf dem Bild war nicht zu erkennen, was die Männer getan hatten – das befand sich links ein Stück außerhalb -, aber es war offensichtlich, wie erschöpft sie waren. Sifkitz hatte schon immer großen Wert auf Details gelegt (der verschwommene graugrüne Fleck, der den Wald darstellte, war äußerst untypisch für ihn), und den Männern war in jeder Falte ihres Gesichts anzusehen, wie müde sie waren. An ihren Hemdkragen hatten sich dunkle Schweißflecken gebildet.
    Der Himmel über ihnen war von einem seltsamen organischen Rot.
    Natürlich wusste Sifkitz genau, wofür das Bild stand, und auch der seltsame Himmel gab ihm kein Rätsel auf. Das war der Arbeitstrupp, über den der Arzt gesprochen hatte, und gleich hatten sie Feierabend. In der Wirklichkeit jenseits des organisch roten Himmels hatte Richard Sifkitz, ihr Arbeitgeber, gerade einen kleinen Schlummerimbiss eingenommen (ein letztes Stück Kuchen vom Nachmittag oder ein sorgsam aufgesparter Donut) und war ins Bett gegangen.Was bedeutete, dass sie endlich nach Hause gehen konnten. Und würden sie etwas essen? Ja, aber nicht so viel wie er. Dafür waren sie zu müde, das stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Statt eine ausgiebige Mahlzeit zu sich zu nehmen, würden diese Jungs, die für die Lipide Abbau & Co. arbeiteten, die Füße hochlegen und eine Weile fernschauen. Vielleicht würden sie vor der Glotze einschlafen und ein paar Stunden später aufwachen, nachdem das reguläre Abendprogramm vorbei war und nur noch irgendein Typ zu sehen war, der einem begeisterten Studiopublikum seine neueste Erfindung anzudrehen versuchte. Sie würden auf den Aus -Knopf der Fernbedienung drücken, ins Schlafzimmer schlurfen und ohne auch nur einen Blick zurück die Kleider ausziehen.
    All das war auf dem Bild zu sehen, auch wenn nichts davon auf dem Bild zu sehen war. Sifkitz war nicht besessen davon, es bestimmte nicht sein Leben, aber er begriff bald, dass es etwas Neues war, etwas Gutes. Er hatte keine Ahnung, was er damit machen wollte, wenn es erst einmal fertig war, und es war ihm auch egal. Im Moment freute er sich einfach darauf, morgens aufzustehen und das Bild mit noch halb geschlossenen Augen zu betrachten, während er sich den Stoff seiner Boxershorts aus der Arschfalte klaubte. Bisher war ihm dafür »Feierabend«, »Die Jungs machen Feierabend« und »Berkowitz macht Feierabend« eingefallen (Berkowitz war der Boss, der Vorarbeiter mit dem Motorola-Handy und der LIPIDE-Kappe). Aber nichts davon passte wirklich gut. Was kein Problem war. Er würde es schon merken, wenn ihm der richtige Titel für das Bild einfiel. In seinem Kopf würde es Kling! machen. Im Moment hatte er es jedoch nicht eilig. Er wusste nicht einmal mit Bestimmtheit, ob es überhaupt um das Bild ging. Während er es gemalt hatte, hatte er über fünfzehn Pfund abgenommen.Vielleicht kam es darauf an.
    Vielleicht aber auch nicht.

II. Der Hometrainer
    Irgendwo – vielleicht auf dem Etikett eines Teebeutels – hatte er einmal gelesen, dass die effektivste Übung für jemanden, der abnehmen möchte, darin

Weitere Kostenlose Bücher