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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ernähren sich immer noch genau so, wie Sie es auch schon als Jugendlicher getan haben, und bisher hat Ihr Körper das weitgehend mitgemacht. Dank Ihrem guten, wenn auch nicht überragenden Stoffwechsel. Es ist hilfreich, sich Ihren Stoffwechsel als einen Trupp Arbeiter vorzustellen. Männer in Overalls und Stiefeln mit Stahlkappe.«
    Vielleicht ist es für dich hilfreich, dachte Sifkitz. Mir bringt das rein gar nichts. Sein Blick wurde immer wieder wie magisch von der roten 226 angezogen.
    »Die Aufgabe dieser Arbeiter ist es, sich das Zeug zu schnappen, das Sie ihnen den Schacht runterschicken, und es an die richtigen Stellen weiterzuleiten. Manches davon landet in den verschiedenen Produktionsabteilungen. Den Rest verbrennen sie. Wenn Sie ihnen mehr runterschicken, als sie bewältigen können, nehmen Sie zu. Und das haben Sie auch getan, wenn auch in eher langsamem Tempo.Wenn Sie allerdings nicht bald einige Dinge ändern, wird sich dieses Tempo deutlich erhöhen. Das hat zwei Gründe. Zum einen brauchen die Produktionsstätten in Ihrem Körper weniger Treibstoff als früher. Zum anderen wird Ihr Arbeitstrupp – die Jungs in den Overalls und den Stiefeln mit Stahlkappen – auch nicht jünger. Sie sind nicht mehr so leistungsfähig wie früher. Sie schaffen es nicht mehr so schnell, die Sachen, die an die Produktionsstätten weitergeleitet werden sollen, von denen zu trennen, die verbrannt werden. Und manchmal meckern sie herum.«
    »Meckern?«, fragte Sifkitz.
    Dr. Brady hatte die Finger noch immer auf der schmalen Brust ineinandergelegt – die Brust eines Schwindsüchtigen, fand Sifkitz, von Brüsten keine Spur. Der Arzt nickte mit seinem ebenso schmalen Kopf. Sifkitz fand, dass er wie der Kopf eines Wiesels aussah, spitz und mit schmalen Augen. »Ja, genau. Sie sagen Sachen wie: ›Kann der nicht mal etwas langsamer machen?‹ und: ›Glaubt der vielleicht, wir sind die Superhelden aus den Marvel-Comics?‹ und: ›Herrgott, legt der nicht wenigstens ab und an mal eine Pause ein?‹ Und einer von ihnen – der Drückeberger, den gibt es in jedem Arbeitstrupp – sagt wahrscheinlich: ›Der da oben kümmert sich doch einen Scheißdreck um uns!‹
    Und früher oder später machen sie, was alle Arbeiter machen, wenn sie gezwungen werden, zu lange und zu schwer zu schuften, ohne auch nur ein lausiges freies Wochenende zu bekommen, von bezahltem Urlaub ganz schweigen: Sie schludern. Sie machen Fehler und dösen bei der Arbeit ein. Irgendwann bleibt einer von ihnen einfach weg,und einesTages – wenn Sie das denn noch erleben – kann einer von ihnen nicht mehr zur Arbeit kommen, weil er zu Hause nach einem Herzinfarkt tot umgefallen ist.«
    »Wie interessant! Vielleicht sollten Sie auf Tour gehen.Vorträge halten. In Talkshows wie Oprah auftreten.«
    Dr. Brady entknotete die Finger und beugte sich über den Schreibtisch. Er sah Richard Sifkitz lange an, und dieses Mal lächelte er nicht. »Sie stehen vor einer wichtigen Entscheidung, und meine Aufgabe ist es, Sie darauf hinzuweisen, nichts weiter. Entweder ändern Sie Ihre Essgewohnheiten, oder wir sehen uns in zehn Jahren wieder, und dann werden Sie ernsthafte Probleme haben. Sie werden um die hundertfünfzig Kilo wiegen und schwer zuckerkrank sein, Sie werden Krampfadern haben, ein Magengeschwür, und Ihr Cholesterinwert wird es mit Ihrem Gewicht aufnehmen können. Wenn Sie jetzt umdenken, kommen Sie vielleicht noch einmal ohne Gewaltkur, ohne Fettabsaugen oder Herzanfall über die Runden. Aber später wird das viel schwieriger sein.Wenn Sie erst einmal über vierzig sind, wird das mit jedem Jahr schwieriger. Über vierzig, Richard, klebt Ihnen das Gewicht am Hintern wie Babyscheiße an der Tapete.«
    »Das haben Sie wirklich sehr elegant ausgedrückt«, sagte Sifkitz und brach in lautes Gelächter aus. Er konnte einfach nicht anders.
    Dr. Brady dagegen lachte nicht, aber wenigstens lächelte er und lehnte sich wieder zurück. »Was Ihnen bevorsteht, ist alles andere als elegant. Darüber reden Ärzte normalerweise nicht, ebenso wenig wie Streifenpolizisten über den abgetrennten Kopf reden, den sie im Straßengraben in der Nähe des Unfallorts gefunden haben. Oder über das verkohlte Kleinkind, das sie im Schrank gefunden haben, nachdem der Weihnachtsbaum Feuer gefangen hat und das Haus abgebrannt ist. Aber wir kennen uns mit der wunderbaren Welt der Fettleibigkeit aus. Es gibt Frauen, die sich an manchen Stellen nicht waschen können, weil ihnen die

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