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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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von Monsieur Rand McNally zufolge jedoch »Old Rhinebeck Road« hieß. Er stellte den Kilometerzähler auf null, heftete den Blick auf die Schmutzkante am Sockel der Mauer und dachte: Eigentlich ist es die Straße, die zur Gesundheit führt.Wenn du das irgendwo im Hinterkopf behältst, dann musst du dich nicht dauernd fragen, ob bei dir nicht vielleicht, seit Trudy gestorben ist, ein paar Schrauben locker sind.
    Aber sein Herz schlug ein wenig zu schnell (als hätte er bereits zu strampeln angefangen), und er kam sich wie jemand vor, der zu einem neuen Ort aufbrach, wo er neuen Leuten begegnen oder sogar das ein oder andere Abenteuer erleben mochte. Über der rudimentären Bedienungskonsole des Hometrainers war ein Dosenhalter angebracht, und er hatte eine Dose Red Bull hineingetan, ein sogenannter »Power Drink«. Über seiner Turnhose trug er ein altes Hemd, weil es Taschen hatte. In diese Taschen hatte er zwei Hafer-Rosinen-Riegel gesteckt. Hafer und Rosinen, hieß es, waren beide gut für den Stoffwechsel.
    Apropos Stoffwechsel: Die Lipide Abbau & Co. war heute nicht vor Ort. Auf dem Gemälde oben in seiner Wohnung waren sie natürlich noch am Werk – auf dem nutzlosen, unverkäuflichen Gemälde, das so untypisch für ihn war. Aber hier unten waren sie in Freddys Dodge gestiegen und nach … nach …
    »Nach Poughkeepsie zurückgefahren«, sagte er. »Sie haben das Radio aufgedreht, hören Rockmusik und trinken aus Bierflaschen, die in Papiertüten stecken. Heute haben sie … Was habt ihr heute eigentlich getan, Jungs?«
    Ein paar neue Abzugskanäle gegraben, flüsterte eine Stimme. Dieses Frühjahr hat es so stark geregnet, dass die Straße in der Nähe von Priceville fast überflutet worden wäre. Und dann haben wir früh Feierabend gemacht.
    Gut. Das war gut. Dann würde er nicht vom Rad steigen und um die Auswaschungen herumlaufen müssen.
    Richard Sifkitz heftete seinen Blick auf die Wand und trat in die Pedale.

III. Unterwegs nach Herkimer
    Das war im Herbst 2002, nachdem die Zwillingstürme des World Trade Center im Bankenviertel in sich zusammengestürzt waren. Allmählich normalisierte sich das Leben in New York wieder, auch wenn die Einwohner der Stadt noch immer etwas paranoider waren als andernorts … obwohl das für New York wiederum auch so etwas wie der Normalzustand war.
    Richard Sifkitz fühlte sich so gesund und glücklich wie nie zuvor. Sein Leben gliederte sich in vier harmonische Teilbereiche. Um sich seine Brötchen zu verdienen, arbeitete er vormittags an bezahlten Aufträgen, und von denen gab es dem Anschein nach deutlich mehr als früher. Die Wirtschaft ging den Bach runter, jedenfalls stand das in allen Zeitungen, aber Richard Sifkitz, freischaffender Werbegrafiker, konnte sich nicht beklagen.
    Er aß noch immer bei Dugan’s um die Ecke zu Mittag, aber jetzt bestellte er meist einen Salat anstelle des fettigen zweistöckigen Cheeseburgers. Nachmittags arbeitete er an einem neuen Bild. Anfangs war es als eine Variante der Projektion gedacht gewesen, die seine Kellernische zierte, nur detaillierter ausgeführt. Das Bild von Berkowitz und seinen Kollegen hatte er mit einem alten Laken bedeckt und beiseitegestellt. Damit war er fertig. Jetzt wollte er sich eine genauere Vorstellung davon verschaffen, wie die Landschaft aussah, wenn die Arbeiter weg waren. Und warum sollten sie auch nicht weg sein? Sorgte er inzwischen nicht selbst dafür, dass die Straße nach Herkimer freiblieb? Und ob, und zwar vorbildlich! Ende Oktober war er wieder bei Dr. Brady gewesen, um den Cholesterinwert überprüfen zu lassen, und dieses Mal war die Zahl schwarz anstatt rot gewesen: 179. Brady war ihm gegenüber mehr als respektvoll gewesen, sogar ein bisschen neidisch.
    »Das ist besser als mein Wert«, hatte er gesagt. »Sie haben sich das wirklich zu Herzen genommen, was?«
    »Sieht fast so aus«, hatte Sifkitz ihm beigepflichtet.
    »Und Ihr Schmerbauch ist auch fast weg. Haben Sie Sport getrieben?«
    »So gut es geht«, hatte Sifkitz erwidert, das Thema aber nicht weiter vertieft. Inzwischen hatte sein Training etwas seltsame Züge angenommen. Jedenfalls würden manche Leute das so sehen.
    »Sehr schön«, hatte Brady gesagt. »Da kann ich ja nur sagen: ›Zeigen Sie, was Sie haben!‹«
    Sifkitz lächelte, aber diesen Rat nahm er sich nicht zu Herzen.
    Seine Abende – der vierte Teil eines jeden ganz gewöhnlichen Tages im Leben des Richard Sifkitz – verbrachte er vorm Fernseher oder mit einem Buch.

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