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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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von ihrem ersten Mann bekommen hatte. Bruce »Herr der Fliegen« Mason, der vor meinem inneren Auge stets mit nacktem Oberkörper in Jones Beach am Strand stehend auf seiner Schneckenmuschel blasen würde, während die Wellen sich im Sand brachen und seine nackten Füße umspielten. Und zuletzt Misha Bryzinski, mit dem ich zu mindestens einem Dutzend Spiele der Mets gegangen bin. Ich erzählte ihr, wie ich alles außer Mishas Punch-Puppe in einen Abfallkorb an der Ecke 75th Street und Park Avenue gestopft hätte und wie es schneller als ich wieder in meiner Wohnung gewesen sei, vielleicht weil ich noch eine zweite Portion von General Tso’s Chicken mitgenommen habe. Während ich sprach, stand die ganze Zeit der Plexiglaswürfel zwischen uns auf dem Tisch.Trotz seines strengen Profils schafften wir es, unseren Lunch wenigstens teilweise zu essen.
    Als ich ausgesprochen hatte, fühlte ich mich besser, als ich zu hoffen gewagt hatte. Aber auf ihrer Seite des Tischs herrschte ein Schweigen, das mir bedrückend schwer vorkam.
    »Also«, sagte ich, um es zu brechen. »Was denken Sie?«
    Sie ließ sich einen Augenblick Zeit, um zu überlegen, was ich ihr nicht verübeln konnte. »Ich denke, dass wir nicht mehr die Fremden sind, die wir waren«, sagte sie zuletzt, »und einen neuen Freund zu gewinnen, ist nie eine schlechte Sache. Ich denke, ich bin froh, dass ich von Mr. Yow, Git Down weiß und Ihnen erzählt habe, was ich getan habe.«
    »Ich auch.« Und das stimmte.
    »Darf ich Ihnen jetzt zwei Fragen stellen?«
    »Natürlich.«
    »Wie stark empfinden Sie das sogenannte ›Schuldgefühl der Überlebenden‹?«
    »Und ich dachte, Sie hätten gesagt, dass Sie keine Psychiaterin sind.«
    »Ich bin keine, aber ich lese die Nachrichtenmagazine und bin sogar dafür bekannt, dass ich mir manchmal Oprah ansehe. Das weiß mein Mann, obwohl ich es vorziehe, ihm das nicht unter die Nase zu reiben.Also … wie stark, Scott?«
    Ich dachte darüber nach. Das war eine gute Frage – und natürlich eine, die ich mir in mehr als einer dieser schlaflosen Nächte selbst gestellt habe. »Ziemlich stark«, sagte ich. »Und ziemlich große Erleichterung, das gebe ich ehrlich zu. Gäbe es Mr. Yow, Git Down in Person, brauchte er sein Leben lang in keiner Bar mehr zu bezahlen. Zumindest in meiner Anwesenheit nicht.« Ich hielt inne. »Schockiert Sie das?«
    Sie griff über den Tisch und berührte kurz meine Hand. »Nicht im Geringsten.«
    Als ich sie das sagen hörte, fühlte ich mich besser, als ich es je für möglich gehalten hätte. Ich drückte ihre Hand und ließ sie gleich wieder los. »Wie lautet Ihre andere Frage?«
    »Wie wichtig ist es für Sie, dass ich Ihre Geschichte von den zurückkommenden Dingen glaube?«
    Ich hielt das für eine ausgezeichnete Frage, obwohl der Plexiglaswürfel vor uns auf dem Tisch neben der Zuckerdose stand. Solche Dinge sind schließlich nicht gerade rar. Und hätte sie im Hauptfach Psychologie statt Deutsch studiert, überlegte ich mir, hätte sie vermutlich auch nicht schlecht abgeschnitten.
    »Nicht so wichtig, wie ich vor einer Stunde gedacht habe«, sagte ich. »Allein das Erzählen hat geholfen.«
    Sie nickte lächelnd. »Gut. Nun also meine cleverste Vermutung: Sehr wahrscheinlich spielt jemand ein Spiel mit Ihnen. Kein sehr nettes.«
    »Spielt mir Streiche«, sagte ich. Ich bemühte mich, mir nichts anmerken zu lassen, aber ich war enttäuscht wie selten zuvor in meinem Leben.Vielleicht setzt sich auf Menschen unter bestimmten Umständen eine Schicht Ungläubigkeit ab, die sie schützt. Oder vielleicht – wahrscheinlich – war es mir nicht gelungen, mein eigenes Gefühl zu vermitteln, dass diese Sache einfach … geschah. Weiter passierte.Wie es Lawinen tun.
    »Spielt Ihnen Streiche«, bestätigte sie, dann: »Aber das glauben Sie nicht.«
    Zusätzliche Punkte für Scharfblick. Ich nickte. »Ich habe die Tür abgesperrt, als ich weggegangen bin, und sie war abgeschlossen, als ich von Staples zurückgekommen bin. Ich habe das Klicken der Schlossstifte gehört. Sie sind laut. Unüberhörbar.«
    »Trotzdem … die Schuldgefühle von Überlebenden sind eine komische Sache. Und mächtig, jedenfalls wenn man den Nachrichtenmagazinen glauben will.«
    »Das …« Das hier ist kein Schuldgefühl eines Überlebenden, hatte ich sagen wollen, aber das wäre der falsche Zungenschlag gewesen. Ich hatte eine reelle Chance, hier eine neue Freundin zu gewinnen, und eine neue Freundin zu haben, war unabhängig vom

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