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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Lächeln für Pretty Mama.Während ich die ganze Zeit dachte: Du wirst schon sehen.
    Yow.
     
    So war es dann auch.
    Drei Abende später, als ich zusah und hörte, wie Chuck Scarborough in den 18-Uhr-Nachrichten die jüngste New Yorker Nahverkehrsmisere erläuterte, wurde an meiner Tür geklingelt. Da niemand angemeldet worden war, vermutete ich, dass es ein Zusteller war, vielleicht sogar Rafe mit etwas von Federal Express. Ich öffnete die Wohnungstür, und da stand Paula Robeson.
    Dies war nicht die Frau, mit der ich zu Mittag gegessen hatte.
    DieseVersion von Paula hätte Ms. Yow, ist Chemotherapie nicht fies heißen können. Sie hatte etwas Lippenstift aufgelegt, trug aber sonst keinerlei Make-up, und ihr Teint war ungesund gelblich weiß. Unter den Augen hatte sie dunkle, bräunlich purpurne Bogen. Bevor sie aus dem fünften Stock heruntergekommen war, hatte sie ihrem Haar vielleicht einen symbolischen Bürstenstrich verpasst, der aber nicht viel geholfen hatte. Es sah wie Stroh aus und stand auf beiden Seiten auf eine Art und Weise von ihrem Kopf ab, die unter anderen Umständen, zum Beispiel in einem Comicstrip, komisch gewesen wäre. Sie hielt den Plexiglaswürfel vor ihrem Busen, so dass ich feststellen konnte, dass die gepflegten Fingernägel dieser Hand verschwunden waren. Sie hatte sie abgekaut, bis aufs Fleisch abgekaut. Und mein erster Gedanke, Gott sei mir gnädig, war: Ja, sie hat es gesehen.
    Sie hielt ihn mir hin. »Nehmen Sie ihn zurück«, sagte sie.
    Das tat ich wortlos.
    »Er hat Roland Abelson geheißen«, sagte sie. »Das stimmt doch?«
    »Ja.«
    »Er war rothaarig.«
    »Ja.«
    »Ledig, aber er hat einer Frau in Rahway Alimente für ein Kind gezahlt.«
    Das hatte ich nicht gewusst – wahrscheinlich hatte das bei Light and Bell niemand gewusst -, aber ich nickte nochmals, und nicht bloß, damit sie weitersprach. Ich war davon überzeugt, dass sie Recht hatte. »Wie hat sie geheißen, Paula?« Ohne zu wissen, weshalb ich das fragte, noch nicht – nur aus dem Wissen, dass ich es wissen musste.
    »Tonya Gregson.« Das klang wie in Trance. In ihren Augen stand jedoch etwas, das so schrecklich war, dass ich es kaum ertragen konnte, es anzusehen. Trotzdem speicherte ich diesen Namen. Tonya Gregson, Rahway. Und dann wie ein Lagerist bei der Inventur: ein Plexiglaswürfel mit darin eingegossenem Centstück.
    »Er hat versucht, unter seinen Schreibtisch zu kriechen, wussten Sie das? Nein, ich sehe, dass Sie’s nicht gewusst haben. Sein Haar hat in Flammen gestanden, und er hat geweint.Weil er in diesem Augenblick begriffen hat, dass er niemals einen Katamaran besitzen oder auch nur noch einmal seinen Rasen mähen würde.« Sie streckte eine Hand aus und legte sie mir auf die Wange: eine so intime Geste, dass sie hätte schockieren müssen, wäre ihre Hand nicht eiskalt gewesen. »Zuletzt hätte er jeden Cent, den er besaß, und jede Aktienoption, über die er verfügte, dafür hergegeben, nur noch einmal seinen Rasen mähen zu dürfen. Glauben Sie das?«
    »Ja.«
    »Das Büro hallte wider von Schreien, er konnte Kerosin riechen, und ihm war bewusst, dass dies seine Todesstunde war . Verstehen Sie das? Begreifen Sie die Ungeheuerlichkeit dieser Tatsache?«
    Ich nickte. Ich konnte nicht sprechen. Man hätte mir eine Pistole an den Kopf drücken können – ich hätte trotzdem kein Wort herausgebracht.
    »Die Politiker reden von Gedenkstätten und Heldenmut und Krieg gegen den Terrorismus, aber brennendes Haar ist unpolitisch.« Sie fletschte die Zähne zu einem unbeschreiblichen Grinsen. Im nächsten Augenblick war es wieder verschwunden. »Er hat versucht, mit in Flammen stehenden Haaren unter seinen Schreibtisch zu kriechen. Unter dem Schreibtisch hat ein Plastikding gelegen, eine Wie-sagt-man-gleich-wieder …«
    »Bodenschutzmatte …«
    »Ja, eine Matte, eine Kunststoffmatte, seine Hände haben darauf gelegen, und er konnte ihre Plastikriefen spüren und das eigene brennende Haar riechen.Verstehen Sie das?«
    Ich nickte. Ich begann zu weinen. Es war Roland Abelson, von dem wir hier sprachen, dieser Typ, der mein Arbeitskollege gewesen war. Er war in der Haftpflichtabteilung gewesen, und ich hatte ihn nicht sehr gut gekannt.Wir hatten Hi zueinander gesagt, das war alles; woher hätte ich wissen sollen, dass er ein Kind in Rahway hatte? Und hätte ich an jenem Tag nicht blaugemacht, hätte mein Haar vermutlich auch gebrannt. Das hatte ich bisher nie wirklich begriffen.
    »Ich will Sie nie wieder

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