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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Ausgang dieser Sache immer gut. Deshalb änderte ich den Satz ab. »Ich glaube nicht, dass dies hier das Schuldgefühl eines Überlebenden ist.« Ich zeigte auf den Plexiglaswürfel. »Er ist eindeutig vorhanden, oder? Wie Sonjas Sonnenbrille. Sie sehen ihn. Ich sehe ihn auch. Ich könnte ihn natürlich selbst gekauft haben, aber …« Ich zuckte die Achseln und versuchte damit auszudrücken, was wir beide sicherlich wussten: Alles ist möglich.
    »Ich glaube nicht, dass Sie das getan haben.Aber ebenso wenig kann ich die Vorstellung akzeptieren, zwischen der Wirklichkeit und der Schattenwelt habe sich eine Falltür geöffnet, und diese Dinge seien herausgefallen.«
    Ja, das war das Problem. Für Paula war die Vorstellung, der Plexiglaswürfel und die übrigen Dinge, die in meiner Wohnung aufgetaucht waren, könnten irgendwie übernatürlichen Ursprungs sein, automatisch tabu, so sehr die Tatsachen auch dafür zu sprechen schienen. Ich musste nun entscheiden, ob es wichtiger war, über diesen Punkt zu diskutieren, als eine Freundin zu gewinnen.
    Ich entschied mich gegen eine Diskussion.
    »Also gut«, sagte ich. Ich fing einen Blick des Kellners auf und machte eine Bewegung in der Luft, als schriebe ich einen Scheck aus. »Ich kann akzeptieren, dass Sie nicht fähig sind, das zu akzeptieren.«
    »Können Sie das?«, fragte sie und musterte mich prüfend.
    »Ja.« Und ich glaubte, das sei wahr. »Das heißt, wenn wir ab und zu eine Tasse Kaffee miteinander trinken können. Oder bloß Hi sagen, wenn wir uns in der Eingangshalle begegnen.«
    »Klar doch.« Aber das klang geistesabwesend, als wäre sie nicht bei der Sache. Sie betrachtete den Plexiglaswürfel mit dem eingegossenen stählernen Centstück. Dann blickte sie zu mir auf. Fast wie in einem Cartoon konnte ich eine Glühbirne über ihrem Kopf aufflammen sehen. Sie streckte eine Hand aus und griff nach dem Würfel. Ich hätte nie ausdrücken können, welch namenloses Grauen mich erfasste, als sie das tat, aber was hätte ich sagen sollen? Wir waren New Yorker in einem sauberen, gut beleuchteten Restaurant. Was Paula betraf, hatte sie bereits ihre Prinzipien dargelegt, die das Übernatürliche ziemlich rigoros ausschlossen. Das Übernatürliche war eine Sperrzone. Ein Ball, der darin liegen blieb, musste noch einmal gespielt werden.
    Und in Paulas Augen glänzte etwas. Ein Funkeln, das darauf schließen ließ, Ms. Yow, Git Down sei im Haus, und ich wusste aus persönlicher Erfahrung, wie schwer dieser Stimme zu widerstehen war.
    »Geben Sie ihn mir«, schlug sie vor und sah mir lächelnd in die Augen. Dabei konnte ich – eigentlich zum ersten Mal – sehen, dass sie ebenso sexy wie hübsch war.
    »Wozu?« Als ob ich das nicht wüsste.
    »Nennen wir’s mein Honorar dafür, dass ich mir Ihre Geschichte angehört habe.«
    »Ich weiß nicht, ob das eine so gute …«
    »Doch, das ist eine gute Idee«, sagte sie. Sie fing an, sich für ihre Eingebung zu erwärmen, und wenn Leute das tun, sind sie meistens unbelehrbar. »Das ist eine großartige Idee. Ich sorge dafür, dass zumindest dieses eine Andenken nicht wieder schwanzwedelnd zu Ihnen zurückkehrt.Wir haben in unserer Wohnung einen Safe.« Sie spielte mir eine reizende kleine Pantomime vor, wie sie eine Safetür schloss, das Zahlenschloss verstellte und zuletzt den Schlüssel über die Schulter wegwarf.
    »Also gut«, sagte ich. »Das ist mein Geschenk für Sie.« Und ich empfand etwas, das boshafte Befriedigung hätte sein können. Nennen wir es die Stimme von Mr. Yow, du wirst’s schon merken . Anscheinend hatte es doch nicht genügt, sich alles nur von der Seele reden zu können. Sie hatte mir nicht geglaubt, und zumindest ein Teil meines Selbst wollte, dass man ihm glaubte, und nahm es Paula übel, dass es nicht bekam, was es sich wünschte. Dieser Teil wusste, dass es eine absolut schreckliche Idee war, sie den Plexiglaswürfel mitnehmen zu lassen, war aber trotzdem froh, ihn in ihrer Umhängetasche verschwinden zu sehen.
    »Da!«, sagte sie lebhaft. »Mama sagt bye-bye, lässt alles verschwinden. Wenn er in einer Woche nicht zurückkommt – oder in zweien, was davon abhängen dürfte, wie hartnäckig Ihr Unterbewusstsein sein will -, können Sie vielleicht anfangen, die übrigen Dinge zu verschenken.« Und diese Äußerung war an jenem Tag ihr wirkliches Geschenk für mich, obwohl ich es nicht gleich erkannte.
    »Vielleicht«, sagte ich und lächelte. Breites Lächeln für die neue Freundin. Strahlendes

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