Sunyata Neko - Die Legende des Samurai-Katers (German Edition)
mehr auf den Kampfverlauf konzentrieren. Er musste einige schwere Treffer von Kazuo-san hinnehmen, der ihn schließlich mit einem gezielten Yakuza-Tritt umwarf. Zum Glück hatten 110% Cat und Mei-Xing die Rufe von Wakabeko gehört und kamen Sunyata im letzten Moment zu Hilfe.
»Hier sind wir, Sensei! Miau!«, rief eine aufgeregte Mei-Xing.
Sie stürzte sich zusammen mit dem roten Kampfkater ins Geschehen. Es wurde gebissen und getreten, und nach einer längeren Rangelei konnte letztlich der wendige 110% Cat die Dämonen in die Flucht schlagen. Er brachte das Kunststück fertig, Horands Beißattacke in hohem Bogen mit einem Salto auszuweichen. Der Dämonen-Schäferhund krachte dadurch mit dem Kopf voran an Wakabekos Hausmauer. Ein lautes ›Bumm‹ war zu hören.
»Keiner da«, flüsterte die Kuh, während sich Nekomatas Untergebene samt bewusstlosem Horand im Schlepptau wieder dahin zurückzogen, wo sie hergekommen waren.
Nach dem Kampf saßen die Helden in Sunyatas ehemaligen Trainingsfeld, das mittlerweile fast komplett mit hohem Gras zugewachsen war. Sie versorgten ihre Wunden, als plötzlich Nekomata auftauchte. Das erste Mal standen sich also jetzt die beiden Brüder von Auge zu Auge gegenüber. Die Spannung war im ganzen Dorf zu spüren.
»Schön dich zu treffen, Bruderherz«, sprach der Katzendämon mit dem zweigeteilten Schweif.
»Was ist eigentlich dein Problem? Warum greift du immer wieder das Dorf an?«, wollte Sunyata von ihm wissen.
Das brachte Nekomata zum Lachen. Ein Lachen, wie nur er es konnte. Laut, krächzend, fast cholerisch und ohne Rücksicht darauf andere mit seinem Speichel zu benässen.
»Bist du nicht derjenige mit dem Problem?«, fragte er. »Ein Held, der sein ganzes Leben vor allem davonläuft?«
Sunyata wusste nicht, was er antworten sollte, es wurde ihm aber auch keine Gelegenheit gegeben, denn Nekomata hatte gerade erst mit seinen Vorwürfen begonnen.
»Ich kam in dieses Dorf, um herauszufinden, ob die Legende wirklich wahr ist!«, grölte er so laut, dass seine Stimme über das ganze Tal getragen wurde. »Die Leute hier haben Jahre damit verbracht auf deine Rückkehr zu warten. Es war mehr als armselig ihren Geschichten zu lauschen!«
Sunyata hatte genug und konnte sich nicht mehr zurückhalten, aber Nekomatas Monolog war noch lange nicht zu Ende. Im Gegenteil, von Satz zu Satz steigerte er sich noch tiefer in den Hass hinein, den er gegen seinen Bruder hegte.
»Ich höre immer wieder das Leben dieser Leute hier im Dorf ruiniert zu haben, aber die Wahrheit ist, der einzige Zweck ihres Daseins bestand darin, auf dich zu warten!«, fauchte er.
Sunyata konnte nicht fassen, was er da hörte, es machte einfach keinen Sinn in seinen Ohren.
»Was ist mit dir geschehen? Warum bist du so geworden?«, fragte er mit zittriger Stimme.
»Wegen dir! Du bist der Auslöser! Viele haben es immer wieder versucht, aber keiner – lebendig oder tot – konnte es jemals mit deiner Legende, die du jeden Tag mit dir herumschleppst, aufnehmen. Du hast unser aller Leben zerstört in Nippon!«
Der Samurai-Kater war geschockt, Nekomata hatte es geschafft in nur wenigen Sätzen all das zusammenzufassen, was ihn in den letzten Jahren fast jeden Tag und jede Nacht beschäftigt hatte.
»Ich konnte das Gerede über dich nicht mehr hören!«, setzte Nekomata nach, als würde er Salz in Sunyatas offene Wunden streuen. »Also entschloss ich mich, eines Nachts meinen eigenen Weg zu gehen. Direkt durch diese Höhle, um einen Pakt mit dem Teufel zu schließen! Harharhar!«
Sunyata hatte nun aber endgültig genug und unterbrach das nicht enden wollende Lachen.
»Hör auf uns allen deine Lebensgeschichte zu erzählen! Niemand interessiert das!«, konterte er.
Doch er hatte nicht mit Nekomatas Schlagfertigkeit gerechnet.
»Siehst du, das ist genau, was ich meine! Sprüche wie diese waren es, die ich mir tagein und tagaus anhören musste. Keiner interessierte sich dafür, was ich zu sagen hatte! Im Gegenteil, ich wäre überhaupt nur am Leben, weil mein erleuchteter Bruder irgendwo da draußen für mich kämpft!«
Gerade als Sunyata anfing Sympathie für seine schwere Jugend zu empfinden, zeigte der sich gleich wieder von seiner bösen Seite.
»Gib es zu, selbst du kannst all die Lobeshymnen über deine Lebensgeschichte nicht mehr hören. Sowohl deine Legende als auch du selbst, ihr seid alt geworden!«
Mittlerweile hatten sich alle Bewohner des Dorfes rund um den alten Trainingsplatz versammelt, als
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