Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst
sollten Sie sich komplett abgewöhnen, solch eine Liste anzulegen.
Können Sie aufhören, sich angesichts von Gedächtnislücken Vorwürfe zu machen? Ertappen Sie sich beim nächsten Mal rechtzeitig dabei, wenn Sie wieder drauf und dran sein sollten, automatisch zu sagen: » Ich kann mich aber auch an rein gar nichts mehr erinnern. « Oder: » Schon wieder so ’ne altersbedingte Erinnerungslücke. « Seien Sie geduldig und warten Sie. Wenn Sie die Erwartung haben, dass Ihnen die Dinge einfallen, dann geschieht dies auch fast immer.
Hören Sie auf, Ihre Erinnerung zu blockieren. Will man sich an etwas erinnern, muss man ganz behutsam vorgehen: Sie können dem Erinnerungsprozess leicht in die Quere kommen, indem Sie sehr geschäftig, abgelenkt, besorgt, gestresst, mangels Schlaf übermüdet oder aber geistig überreizt sind, weil sie dann häufig zwei oder mehr Dinge gleichzeitig erledigen wollen. Überprüfen Sie zunächst einmal, wie es um diese Dinge steht, bevor Sie Ihrem Gehirn den Schwarzen Peter zuschieben.
Schaffen Sie sich ein gedächtnisfreundliches Umfeld. Dieses sollte die gegenteiligen Merkmale all dessen aufweisen, was wir als hinderlich bezeichnet haben. Mit anderen Worten: Hüten Sie sich vor Stress, verschaffen Sie sich genügend Schlaf, sorgen Sie für regelmäßige Gewohnheiten, vermeiden Sie es, sich durch Multitasking geistig zu überreizen, und so weiter. Für gewohnte Abläufe zu sorgen, die für Sie Regelmäßigkeit bedeuten, ist hilfreich: Sich wiederholende Abläufe erleichtern dem Gehirn die Arbeit. Dagegen bedeutet ein zerstreuter und unaufmerksamer Lebenswandel für Ihr Gehirn eine schädliche und überflüssige Reizüberflutung.
Wenn Sie älter werden und das Gefühl haben, möglicherweise unter Gedächtnisschwund zu leiden, sollten Sie weder in Panik geraten noch sich in das vermeintlich Unabwendbare fügen. Widmen Sie sich vielmehr ganz gezielt geistigen Aktivitäten zur Verbesserung der Hirnfunktion. Bestimmte Arten von Software, darunter sogenannte Gehirn-Gymnastik-Programme, und Bücher wie Neurobics – Fit im Kopf, das der Neurobiologe Larry Katz, der an der Duke University lehrt, mitverfasst hat, wurden konzipiert, um das Gehirn systematisch zu trainieren. Bislang gibt es zwar nur vereinzelte Berichte, denen zufolge es gelang, durch Gehirnübungen Gedächtnisschwund in leichten bis mittelschweren Fällen wieder rückgängig zu machen. Nichtsdestoweniger sind sie ermutigend.
Und schließlich sollten Sie das ganze Projekt als einen natürlichen Vorgang ansehen. Das Gehirn soll sich nach Ihren Weisungen richten. Je entspannter Sie sind, umso besser tut das Ihrer Geist-Gehirn-Partnerschaft. Am besten vertrauen Sie ganz einfach auf Ihr Gedächtnis.
SUPERHIRN-HELDEN
N achdem wir nun einige überholte Mythen aus dem Weg geräumt haben, zeichnet sich klarer ab, wie wir Zugang zum Superhirn bekommen können. Doch prompt taucht ein neues Hindernis auf, das uns den Weg versperrt: Komplexität. Das neuronale Netzwerk Ihres Gehirns ist gewissermaßen Ihr körpereigener Computer, zugleich aber auch der Computer Ihres Lebens. Er erfasst jedwede Erfahrung, mag sie auch noch so winzig sein, registriert sie, vergleicht sie mit früheren Erfahrungen und speichert sie. Sie können fragen: » Schon wieder Spaghetti? Hatten wir letzte Woche bereits zweimal « , weil Ihr Gehirn Informationen speichert, indem es ständig heute mit gestern vergleicht. Gleichzeitig entwickeln Sie Vorlieben und Abneigungen, fühlen sich gelangweilt, verlangen nach Abwechslung, erreichen das Ende einer Phase in Ihrem Leben und sind bereit für die nächste. Das Gehirn ermöglicht, dass all das geschieht. Unablässig verknüpft es neue Informationen mit dem, was Sie in der Vergangenheit erlernt haben. Mehr oder weniger im Sekundentakt remodellieren und verfeinern Sie Ihr neuronales Netzwerk. Gleiches gilt für die Welt, die Sie erfahren. Selbst der größte jemals hergestellte Supercomputer kann solch einer Meisterleistung, die wir alle für eine Selbstverständlichkeit halten, nichts Vergleichbares entgegensetzen.
Dabei lässt sich das Gehirn durch die immer neuen Herausforderungen, mit denen es sich konfrontiert sieht, nicht entmutigen. Je mehr Sie ihm abverlangen, desto mehr vermag es zu leisten. Ihr Gehirn ist imstande, eine Billiarde (d.h. eine Million Milliarden = 10 15 ) synaptische Verknüpfungen herzustellen. Und jede Synapse kann, ähnlich einem mikroskopisch kleinen Telefon, beliebig oft jedes andere an das
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