Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst

Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst

Titel: Super-Brain - angewandte Neurowissenschaften gegen Alzheimer, Depression, Übergewicht und Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nymphenburger Verlag
Vom Netzwerk:
bei Ihnen die Aggressionen Vorfahrt haben. Allerdings hatten Sie immer die Wahl. Und sollte jemals der Tag kommen, an dem Sie Ihre Entscheidung bedauern, könnten Sie sich in ein buddhistisches Kloster zurückziehen, Mitgefühlsmeditation praktizieren und die Vernetzung Ihres Gehirns in eine höher weisende Richtung umarrangieren. In Ihrer Entscheidung sind Sie jederzeit frei.
    Von seltenen Ausnahmen abgesehen wird die Freiheit der Entscheidung nicht durch eine vorgegebene Programmierung verhindert. Mein Gehirn hat mich dazu gebracht, dies zu tun, ist bei so gut wie allen Formen unerwünschten Verhaltens zu einer » Erklärung « geworden, die gern routinemäßig ins Feld geführt wird. Wir können unsere Emotionen aber bewusst wahrnehmen und beschließen, uns nicht mit ihnen zu identifizieren.
    Für jemanden, der unter einer bipolaren ( » manisch-depressiven « ) Störung, Drogensucht oder einer Phobie leidet, ist das natürlich leichter gesagt als getan. Nichtsdestoweniger steht am Anfang des Weges, der zu einem Wohlbefinden des Gehirns führt, Gewahrsein. Und Gewahrsein macht jeden weiteren Schritt auf dem Weg möglich. Wohin Ihr Gewahrsein sich richtet, dorthin fließt die Energie im Gehirn.
    Wenn die Energie nicht mehr fließen kann, gerät sie ins Stocken– und Sie selbst mit ihr: Sie stecken fest und erleben Stillstand. Zwar ist Stillstand eine Illusion, doch für denjenigen, der die Erfahrung macht, fühlt sie sich sehr real an. Stellen Sie sich jemanden vor, der eine unglaubliche Angst vor Spinnen hat. Phobien sind fixierte (d.h. immer nach demselben Muster ablaufende) Reaktionen. Ein unter Arachnophobie leidender Mensch kann keine Spinne sehen, ohne dass ihn schlagartig große Angst überkommt. Die für Instinkte zuständigen Gehirnbereiche setzen eine ganze Kaskade komplexer chemischer Stoffe frei. Hormone sausen mit dem Blutstrom durch den Körper, um den Herzschlag zu beschleunigen und den Blutdruck zu erhöhen. Muskeln machen sich bereit für Kampf oder Flucht. Die Augen sind, ihren Gegenstand genau fixierend, tunnelblickartig dorthin gerichtet, wo der Auslöser unserer Angst steckt. Vor dem geistigen Auge erscheint die Spinne riesengroß. Die Angstreaktion ist derart heftig, dass die höheren Hirnfunktionen– derjenige Teil des Gehirns, der weiß, wie klein und harmlos Spinnen sind– eine Art Stromausfall erleben, einen Blackout.
    Mustergültig zeigt sich hier, wie das Gehirn sich Ihrer bedient: Es jubelt Ihnen eine völlig verzerrte und verfälschte Realität unter. Sämtliche Phobien laufen letzten Endes auf eine Realitätsstörung hinaus. Luftige Höhen sind nicht automatisch ein Grund, in Panik zu geraten. Gleiches gilt für freie öffentliche Plätze, für ein vom Boden abhebendes Flugzeug und für die unzähligen anderen Dinge, vor denen Phobiker Angst haben. Indem Phobiker die Möglichkeit, von ihrem Gehirn Gebrauch zu machen, ungenutzt lassen, fahren sie sich in einem starren Reaktionsmuster fest und kommen nicht vom Fleck.
    Patienten mit phobischer Angst können erfolgreich behandelt werden, indem sie lernen, in die Angst auslösende Situation Gewahrsein hineinzubringen und als Nutzer ihres Gehirns die Zügel wieder selbst in die Hand zu nehmen. Zu diesem Zweck kann man den unter der Phobie leidenden Menschen veranlassen, sich das Objekt, vor dem er Angst hat, bildlich vorzustellen. Einen Arachnophobiker würde man beispielsweise auffordern, in einer Art Visualisierung eine Spinne vor seinem inneren Auge entstehen zu lassen und das Bild, das er sich von ihr macht, mal größer und mal kleiner werden zu lassen. Als Nächstes kann die betreffende Person in ihrer Vorstellung die Spinne auf sich zukommen und sie anschließend wieder sich von ihr fortbewegen lassen.
    Versetzt man durch eine so einfache Geistesaktivität den Angst auslösenden Gegenstand in Bewegung, kann man diesem äußerst wirkungsvoll die Kraft entziehen, mit deren Hilfe er solche unverhältnismäßig starken Emotionen hervorruft. Denn Angst lässt den Geist erstarren. Später kann die Therapie ganz allmählich zu einer Spinne in einem Glaskasten übergehen. Der Phobiker wird dann ermuntert, sich der Spinne im Glaskasten so weit zu nähern, wie er es vermag, ohne in Panik zu geraten. Den Abstand zu dem Glaskasten kann die betreffende Person, je nachdem, wie wohl oder unwohl ihr dabei zumute ist, nach eigenem Ermessen variieren. Durch die Freiheit, selbst Veränderungen vorzunehmen, gewinnt der Phobiker mit der Zeit die

Weitere Kostenlose Bücher