Super Jumper. Luc - Nicht von diesem Planeten
stechenden Schmerz in der linken Schulter. Ich bin volle Kanne auf den knochenharten Tonboden geknallt. Kacke!
Entschlossen beiße ich die Zähne zusammen: weil ich wütend auf mich bin, weil ich eine totale Niete bin, weil ich Kulles Future-Bike zerlegt habe und weil meine Schulter so verdammt wehtut.
»Mensch, Luc, alles klar?« Justus kniet neben mir und schaut mich besorgt an.
Ich grinse tapfer, obwohl ich am liebsten heulen würde.
»Geht schon«, behaupte ich.
»Wie ist es mit Aufstehen?« Kulle ist auch da und will mir hochhelfen.
»Vergiss es!«, jaule ich im nächsten Moment auf, als er mir unter die Arme greift. »Meine Schulter tut abartig weh.«
Kulle ist schon dabei, sie abzutasten. »Schmerzt es, wenn ich hier gegendrücke?«, will er von mir wissen.
»Geht so«, krächze ich frustriert. »Ich mach mir viel mehr Sorgen um dein Bike.«
Doch Kulle tippt sich nur gegen die Stirn. »Ey, das ist doch jetzt völlig wumpe. Hauptsache, du hast dich nicht ernsthaft verletzt.« Er sieht tierisch besorgt aus – und auch verdammt nach schlechtem Gewissen. »Ich bin ein Idiot, dass ich dich dazu überredet habe. Obwohl du klar gesagt hast, dass bisher nur Street und Halfpipe* dein Ding waren.«
Ich versuche, abzuwinken und gleichzeitig auf die Beine zu kommen. Das eine gelingt mir, das andere nicht wirklich, denn plötzlich haben sich meine Knie in wabbeligen Wackelpudding verwandelt. Anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, warum sie auf halber Höhe schlappmachen und ich mich fast ein zweites Mal aufs Mett lege. Kulles Schmierepranken halten mich gerade noch davon ab.
»Schön langsam, Junge«, murmelt er. »Vielleicht rufen wir besser einen Krankenwagen?«
»Vergiss es!«, rufe ich erschrocken aus. Das fehlt mir gerade noch. Außerdem geht das mit den Schmerzen in der Schulter inzwischen wieder. Es bummert zwar noch ein bisschen, aber nach gebrochen oder ausgekugelt fühlt es sich nicht an. »Es tut gar nicht mehr weh.«
Und weil alle drei mich ziemlich zweifelnd anglotzen, schiebe ich ein lautes und maximal entschiedenes »Wirklich!« hinterher.
Meine Mutter erschreckt sich fast zu Tode, als sie mich erblickt. Pottdreckig stehe ich vor der Tür und verfluche die Tatsache, dass ich noch immer keinen Haustürschlüssel besitze. Ansonsten bin ich stumm wie ein Fisch und erwarte die übliche Standpauke. Meine Güte, Luc, wie siehst du denn aus? Deine Klamotten stehen ja vor Dreck und warum hältst du eigentlich deine Schulter so komisch? Hast du dich etwa verletzt?
Doch sie sagt nichts dergleichen. Ganz im Gegenteil, sie lächelt mich an.
»Du warst also biken?«
Ich nicke – bis in die letzte Faser meines geschundenen Körpers in Alarmbereitschaft –, das kann jetzt nicht sein!? In Hamburg hat sie immer ein riesengroßes Fass aufgemacht, wenn ich schmutzig nach Hause gekommen bin.
»Am besten lasse ich dir erst einmal eine heiße Badewanne ein. Okay?«
Ich nicke erneut und ertrage ihre Fürsorge nur zu gern. Sie legt mir saubere Klamotten hin, kocht mir warmen Kakao und serviert mir ein gigantisches Stück meines Lieblingskuchens. Sie klopft mir das Kissen zurecht und fragt mich sogar, ob sie mir eine Decke bringen soll. Staunend sitze ich in unserem neuen Wohnzimmer, das fast vollständig eingeräumt ist, neben Klaus auf dem Sofa und lasse mich von ihr verwöhnen. Klaus’ kaputtes Bein ruht auf dem bunten Ikea-Hocker. Auch er wird von meiner Mutter umsorgt, als ob er gerade aus einer schweren Schlacht um Ruhm und Ehre zurückgekehrt wäre. Verwundet, aber in letzter Sekunde siegreich.
Dann endlich hat sie alles für uns getan, was ihrer Meinung nach getan werden musste. Glücklich seufzend lässt sie sich uns gegenüber in den Sessel sinken.
»So, mein Großer, jetzt erzähl mal.«
Ich verstehe nicht so richtig. Aber sie hilft mir auf die Sprünge.
»Du warst doch sicher nicht allein mit dem BMX unterwegs«, zwinkert sie mir verschwörerisch zu. »Hast du schon neue Freunde hier gefunden?«
Davon geredet haben Buddy, Justus und ich irgendwie schon. Aber ist es tatsächlich so?
Langsam nicke ich. »Ja, Mama, hab ich. Sogar zwei und einen halben.«
»Einen halben? Wie kann man denn einen halben Freund haben?«, will Klaus wissen, während meine Mutter mich anstrahlt, als ob sie der Sonne Konkurrenz machen will.
Ich zucke mit den Schultern. Autsch. Die linke tut noch immer etwas weh. Hab ich bei dem ganzen Verwöhnprogramm fast vergessen. »Der ist ein ziemlich verrückter Typ
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