Super Jumper. Luc - Nicht von diesem Planeten
wo ist dein Bike?«, schiebe ich gleich noch hinterher. »Wir wollten doch zusammen zur Tonkuhle.«
»Ähm … also, ich wollte es ja mitbringen, aber dann …«
»Was dann?«
Verlegen scharrt Buddy mit der rechten Schuhspitze wilde Muster in den weißen Kies.
»Es-es ist …«, er schüttelt den Kopf, »voll peinlich, verstehste?!«
»Was kann an einem Bike peinlich sein?«
»Die Farbe, die Form, die Größe, eben alles«, pustet er. »Mann, Luc, ich hab nur so ’n dunkelgrünes Hollandrad, weil meine Mutter meint, damit kann man nicht so schnell umkippen und so. Sie macht sich doch immer solche Sorgen um mich …«
Ein weiterer Punkt auf meiner Buddy-hat-mein-totales-Mitleid-Liste.
»Ist ja auch egal.« Ich klopfe ihm aufmunternd auf die Schulter und marschiere die breiten Steinstufen zur Eingangstür hinauf. Buddy eiert mir hinterher.
Nachdem ich entschlossen den silbernen Klingelknopf gedrückt habe, passiert eine Ewigkeit gar nichts. Dann meldet sich eine blecherne Stimme.
»Ja, ähm … guten Tag«, stammele ich. »Wir möchten zu Justus, ich meine, äh, wir sind mit Justus verabredet. Um vier. Also jetzt.«
Mann, Luc, was ist das denn für ’n debiles Gestotter?!
Es kracht und knirscht in der Gegensprechanlage, so als ob die sich da drinnen gerade halb schimmelig über mich lachen. Dann passiert wieder eine ganze Weile nichts.
»Vielleicht hat Justus es sich anders überlegt«, denkt Buddy laut nach. »Oder seine Eltern haben es ihm verboten. Ich meine, Luc, die sind voll reich und so richtig vornehm. Meine Mutter sagt …«
Weiter kommt er nicht, denn plötzlich ertönt der Summer. Wie von Geisterhand schwingt der rechte Haustürflügel nach innen auf und kurz darauf schauen wir uns mit großen Augen in der Eingangshalle um.
»Wow«, keucht Buddy und beißt zur Beruhigung in seinen Donut. »Das ist ja mal total abgefahren hier …«
Ich nicke und zucke gleich darauf zusammen, als über uns eine Stimme ertönt: »Justus bat mich, euch in Empfang zu nehmen.«
Wir starren zur schneeweißen Marmortreppe, auf der ganz weit oben eine blonde Frau im knallroten Kostüm steht und uns mit eisigem Blick mustert.
»Äh, das ist aber echt nett von Ihnen, Frau … äh … Frau von Steinberg«, stottert Buddy mit vollem Mund.
»Justus’ Klavierunterricht ist noch nicht beendet«, fährt die mit frostiger Stimme fort. Dabei starrt sie uns an, als ob sie zwei Kakerlaken vor sich hätte.
Ich denke an meine Hände, die voller Schmiere sind, weil ich vorhin noch ein bisschen an meinem BMX herumgefummelt habe und mir dabei die verdammte Kette abgesprungen ist, und verstecke sie schnell hinterm Rücken. Das blöde Ding ist ’ne echte Schwachstelle an meinem neuen Bike.
»Und ihr besucht tatsächlich dasselbe Gymnasium wie mein Sohn?«
Wie die uns anguckt … Vergiss es! Dieses Getue geht mir mächtig auf den Zeiger und macht mich langsam echt fuchsteufelswild.
Warum stehen wir überhaupt wie belämmert in dieser galaktisch vornehmen Hütte herum?
Und warum sagt Justus, dass wir uns um vier hier treffen wollen, wenn er dann auf seinem beknackten Klavier herumklimpert?
»Wissen Sie was, Frau von Steinberg«, blitze ich sie an. »Wir haben jetzt auch keine Zeit mehr. Schöne Grüße an den Herrn Sohn.« Ich packe Buddy am Totenkopfshirt und ziehe ihn mit mir zur Tür.
»Aber …«, protestiert er, »ich hab es gar nicht eilig.«
»Doch, hast du!«, knurre ich und umfasse die schwere Klinke.
Bevor ich sie herunterdrücken kann, um mit oder ohne Buddy die Biege zu machen, ruft Justus: »Halt, wartet! Ich komme doch schon.«
Seine eingebildete Mutter sieht das allerdings ganz anders. »Justus, ich weiß wirklich nicht, ob diese Jungs der richtige Umgang für dich sind. Was wollen die überhaupt von dir?«
Boah, das gibt es ja wohl nicht. Was bildet sich diese affektierte Tante eigentlich ein? Und wie dreist ist es bitte schön, so was vor uns zu sagen? – Ich meine, denken kann die ja vieles, und dass sie nicht gerade die allerbesten Kopfgeburten über Buddy und mich hat, hab ich durchaus geschnallt.
Ich schüttele den Kopf. »Keine Sorge, wir wollen nichts von Ihrem Sohn!«, sage ich leise, aber entschlossen und sehe Justus direkt ins Gesicht. »Vergiss es!«
Justus erwidert meinen Blick, bevor er sich seiner Mutter zuwendet. »Die beiden sind meine Freunde.«
Während Frau von Steinberg noch empört die Stirn runzelt, kommt Justus die Treppe runtergestürmt. »Sorry, dass ihr warten
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