Super Nova (German Edition)
schlummerte selig ein. Selbst der mächt i ge Lärm in dieser Absteige störte meinen friedlichen Schlaf nicht. Auf den Fluren ging es hoch her. Die Touristen kamen und verli e ßen das Hotel am laufenden Band. Sie schrien, johlten und feierten, was das Zeug hielt. Dennoch erwachten wir erst kurz nach sechs am frühen Abend. Nur widerwillig betrat ich das Gemeinschaftsbad e zimmer und duschte ausgiebig.
Es war extrem schmuddelig hier und ich hatte das Gefühl, gar nicht sauber zu werden. Irgendwann stellte ich das Wasser ab und hüllte mich in meinen weichen Bademantel. Dann verschwand ich in unser Zimmer, da ich mich nicht im Bad umziehen wollte. Ich kramte in meiner Reisetasche nach frischer Unterwäsche, Socken, einer neuen Jeans und einem roten Oberteil, das mir Rania einst geschenkt hatte. Es war zwar dementsprechend ausgefallen, aber der altmodische Stil gefiel mir gut. Für ein Shirt war es relativ lang, unter der Brust genäht und hatte dreiviertellange Ärmel. Vorne waren zwei große Taschen aufgenäht. Es war eher ein Kleid, aber ich trug es liebend gerne über meinen Jeans.
Shiva beobachtete mich, während ich – immer noch mit dem Bademantel bekleidet – meine Klamotten auf das Bett packte. Er hatte schon geduscht und sich gleich im Bad umgezogen. Als ich begann, meine Strümpfe anzuziehen, verabschiedete er sich klei n laut. »Ich geh dann schon mal runter und warte dort auf dich.«
Er wollte mir wohl nicht zu nahe treten, indem er hierblieb und mir beim Anziehen zusah. Ich fand sein Verhalten rührend und vor allem amüsierte ich mich über seine leicht beschämte Miene. Von wegen Antikva und keine Gefühle – bei ihm kamen sie mit jedem Tag mehr zum Vorschein.
Ich beeilte mich und föhnte noch schnell mein Haar. Dann nahm ich meine Handtasche und ging schleunigst nach unten. Shiva lehnte draußen an einem Baum. Er beschäftigte sich gerade intensiv mit seinem Handy und hatte viel Spaß daran.
»Nur zur Information«, sagte er, ohne mich anzusehen, da er we i terhin auf das Display fixiert war. »Ein Donut besteht unter and e rem aus Butter, Milch und sogar Eiern!«, las er laut vor. Ich musste lächeln, so viel war mir auch klar gewesen.
»Entweder muss ich weiterhin nur Salat essen oder mich an diese widerwärtigen tierischen Sachen gewöhnen«, lenkte er ein und schaltete das Handy ab.
»War der Donut so schlimm?«
»Schlimm nicht, aber die Gewissheit, was in so einem Ding drin ist, verursacht bei mir Magenkrämpfe! Allerdings könnte das auch an meinem erneuten Hunger liegen. Glaubst du, es gibt jetzt um diese Zeit irgendwo Nudeln ohne Sahnesoße und Käse? Nur Nudeln?«, fragte er mich auf eine extrem süße Art. Ich nickte und musste schmunzeln. »Ja, auch ohne Sahnesoße und Käse. Aber dir ist klar, dass Eier Bestandteile von Nudeln sind?« Sein entsetzter Blick verriet mir, dass er es noch nicht wusste.
»Eier? Aber das sind Hühner!« Er war zutiefst bestürzt.
»Nein, es sind noch keine Hühner, nur Eier und viel wertvolles Eiweiß. Das brauchst du, glaub mir! Und nun suchen wir uns ein gutes italienisches Restaurant und du wirst dort ohne Gewissensbi s se deine Nudeln essen. Komm mit mir!«, forderte ich ihn sanft auf, nahm ihn an die Hand und er folgte mir schweigend.
Wir schlenderten durch die Frankfurter Innenstadt und ich g e noss die Zeit mit ihm. Als wir eine gute Stunde später zusammen in einem italienischen Lokal im Kerzenschein saßen und die Speiseka r te studierten, wanderte mein Blick ständig über die Karte hinweg zu Shiva. Ich wollte ihn ansehen und mich an seiner Schönheit satts e hen, ich konnte nicht genug bekommen.
»Tomatensoße ist nur aus Tomaten, oder?«, erkundigte er sich bei mir und wirkte irgendwie hilflos. Ich nickte. »Gut, dann nehme ich die Spaghetti Napoli. Und du?«
»Das Gleiche. Und bitte, Shiva, trink nicht wieder nur Wasser. Versuch wenigstens mal einen Saft.«
»In Ordnung, dann Orangensaft und einen Kaffee brauche ich noch«, erklärte er und bestellte für uns. Die Getränke kamen schnell und während wir auf das Essen warteten, wanderten die Rava durch meine Gedanken.
Ich konnte das Wissen über sie einfach nicht ignorieren. Die gr a zilen Gestalten verfolgten mich gedanklich und verursachten selbst in diesem warmen Restaurant eine Gänsehaut bei mir. Das blieb Shiva nicht verborgen. Wie so oft wusste er genau, woran ich gerade dachte.
»Du hast Angst vor ihnen«, stellte er direkt fest und trank einen Schluck von seinem Kaffee,
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