Super Nova (German Edition)
war es dir schuldig«, wisperte er und ich sah echte Gefühle in seinem schönen Gesicht.
»Was weißt du über die Tests an mir?« Mit einem Mal wurde er sehr ernst und sah betreten zu Boden. Shiva trank seinen Kaffee und schob den Teller, auf dem nur noch wenige Nudeln waren, zur Seite. »Ich weiß nicht so viel«, begann er st ockend, erzählte dann aber Erstaunliches. »Das erste Mal holten sie dich, als du zwei Jahre alt warst, dann erst wieder zwei Jahre später. Damals wurdest du auch gechippt , was mir zeigt, dass sie schon zu dieser Zeit Interesse an dir hatten. Deinen Widerstand bemerkten sie erst, als du sechs Jahre alt warst. Aus deinen Unterlagen weiß ich, dass immer sehr viele Rava bei deinen Untersuchungen anwesend waren und du teilweise auf herkömmliche Art, also intravenös, narkotisiert wu r dest, um Ausschreitungen zu vermeiden. Das finde ich überaus erstaunlich, da die geistige Kraft der Rava selbst mich in meine Schranken verweist, aber ein kleines Erdenmädchen vermochten sie nicht ihrer Gedankenkontrolle zu unterwerfen – das ist enorm!«
Ich erschrak zutiefst.
»Schon so verdammt lange geht dieser Wahnsinn bei mir? Mein ganzes Leben?«, hauchte ich fassungslos und er nickte.
»Seit wann bist du dabei? Du bist doch selbst erst zweiundzwa n zig, oder?«
»Ich bin noch nicht so lange dabei, nach eurer Rechnung erst fünf Jahre. Ich kann mich gut an die erste Nacht erinnern, als ich zufällig bei deiner Untersuchung anwesend war. Während alle anderen Menschen wie gelähmt und betäubt auf dem Board liegen und schweigend sämtliche Experimente über sich ergehen lassen, hast du um dich geschlagen und getreten. Die Rava bestrahlten deine Augen mit einem Laser, sodass du nichts sehen konntest. Aber das hielt dich nicht vom Kämpfen ab. Ich war erstaunt wie nie zuvor in meinem Leben. Ein ganzes Dutzend Rava , die es nicht schafften, einen Erdling gedanklich zu kontrollieren – das ist so, als würde ein festgeschriebenes Naturgesetz gekippt werden. Aber das eigentliche Wunder folgte später in dieser Nacht, da euer Kampf aggressiver wurde. Du hattest schon einige Blessuren und ich fand es erschreckend, wie sie dich hielten und gar festbanden. Es war ein wahrhafter Kampf, der zu einem Punkt kam, an dem sie es nicht mehr vermochten, dich zu halten. Du hast dich losgerissen und alle, die im Labor waren, mussten eingreifen – auch ich. Wie sie an dir rumzerrten, dich hielten und nach unten stießen … Ich empfand es als sehr schmerzhaft und wollte bei diesem unfairen Kampf nicht auch noch mitmachen. Während die anderen mit körperlicher Gewalt gegen dich vorgingen, sah ich dir nur tief in die Augen und du wurdest friedlicher. Ich redete mental auf dich ein, versuchte, dich zu beruhigen, zu besänftigen … und es gelang mir. Du gabst nach und hast mich damals so schrecklich verängstigt und Hilfe suchend angesehen. Obwohl es nicht meine Aufgabe war, dich einer Gedankentransformation zu unterziehen, habe ich es dennoch getan und mit einem erstaunlichen Ergebnis. Mir gelang das, was hundert Rava bei dir nicht vermochten: Du bist beruhigt eingeschlafen und sie beendeten ihre Untersuchung in dieser Nacht ohne weitere Zwischenfälle. Seitdem hatte ich einen festen Platz auf der Swiffa und war immer zugegen, wenn sie dich holten. Seit zwei Jahren durfte ich dich sogar immer wieder zurückbringen. Ich ging erst, wenn du angstfrei und friedlich geschlafen hast«, erzählte mir Shiva.
Schweigen herrschte am Tisch. Ich wollte das Gesagte verarbe i ten. Es war überaus emotional und beängstigend für mich. Wie viel w us ste dieser Mann über mich ? Nun wunderte es mich nicht mehr, dass er mir seit der ersten Sekunde unseres irdischen Zusammentre f fens dermaßen vertraut vorkam und mir doch unglaubliche Angst gemacht hatte. Die Angst vor ihm war inzwischen verflogen, aber mein Vertrauen in ihn gewachsen – trotz der erschreckenden Wah r heit, die er mir offenbarte.
Ein Kellner, der uns zwei unbestellte Cappuccino brachte und den Tisch abräumte, störte unsere intime Aussprache. Wir nahmen aber dankend an. Ich genoss sogar den warmen Kaffee und selbst Shiva überwand seinen Ekel vor Sahne und Milch. Er trank ebenfalls den Cappuccino. Ich musste mehr erfahren.
»Wenn du immer bei meinen Tests dabei warst und mich ber u higt hast, wieso habe ich trotzdem die letzten Jahre ständig Verle t zungen gehabt? Ich wusste zwar nie, was da mit mir geschieht, aber es verging kaum ein Monat, in dem ich
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