Super Nova (German Edition)
unversehrt blieb! War das der Sinn der Tests, mir wehzutun und zu erproben, wie viele Häm a tome an einen menschlichen Arm passen?«, fragte ich leicht hö h nisch. Shiva blickte reuig zu Boden.
»Nein, Stella, und es tut mir sehr leid! Deine Verletzungen waren nie geplant oder gewollt, selbst nicht von den Rava . Aber sie sind unbelehrbar, sehen sich selbst als göttlich und fehlerfrei. Sie wollten es einfach nicht akzeptieren, dass du nur meinen Anweisungen folgst – mir, einem Antikva ! Darum versuchten sie die Gedanke n transformation jedes Mal erst selbst, aber stets erfolglos. Du hast dich ihnen nie unterworfen, im Gegenteil! Du wurdest über die Jahre immer stärker, aber ich durfte nur einschreiten, wenn es eskalierte. Ein einziges Mal war ich gar nicht dabei, als sie dich holten, um an dir zu experimentieren. Sie waren sich ihrer ja so sicher. Ich bat im Vorfeld mehrmals darum, anwesend sein zu dürfen, leider vergebens. Ich habe später erfahren, dass sie dich mit Rippenbrüchen nach Hause brachten. Seitdem musste ich nie wieder darum bitten, dabei sein zu dürfen. Ich wurde wahrhaftig in das Projekt integriert. Darum schickten sie mich auch auf die Erde, um dich hier zu überwachen – weil es nur mir möglich ist!«
Plötzlich fiel mir die Nacht wieder ein, als ich mit unglaublichen Schmerzen erwachte und zwei Rippen gebrochen waren. Meine Ärztin hatte die unglaublichsten Theorien für diesen Unfall gehabt. Die argen Verletzungen, die ich damals davontrug, waren auch der Grund für das Aus meiner letzten Beziehung – meiner einzigen Beziehung. David hatte mich verlassen. Meine Hämatome und dann sogar die Knochenbrüche waren zu viel für ihn gewesen . Nun war ich wenigstens schlauer. Aber ich wollte noch mehr über all die Nächte wissen, deren ich mein ganzes Leben lang beraubt worden war. »Was waren das eigentlich für Tests und Untersuchungen? Was haben sie da all die Jahre mit mir gemacht? Du musst es wissen, du warst doch immer mit dabei!«
Verlegen trank Shiva seinen Cappuccino. Er wollte mir wohl nicht antworten, aber ich ließ nicht locker und blickte ihn unaufhö r lich fragend an.
»Ich weiß das jetzt auch nicht mehr in allen Einzelheiten, es w a ren so viele. Am meisten haben sie sich für dein Gehirn interessiert, für die Region der Sinne und Wahrnehmungen. Sie haben Ewigke i ten geforscht, weshalb sie es nicht schaffen, dich zu kontrollieren. Aber eine Erklärung haben sie bis heute nicht gefunden. Übrigens, dieser süße Kaffee mit dem Milchschaum, der ist gut«, versuchte er abzulenken.
»Freut mich, dass er dir schmeckt«, sagte ich keck und kam gleich zu dem Punkt, der mich nicht mehr losließ. »Wenn die Rava mein Gehirn so fasziniert, warum haben sie dann immer etwas an meinem Bauch gemacht?«
Shiva fuhr sich nervös durch sein Haar und verwuschelte es noch mehr als sonst. Er wirkte unruhig und seine perfekten Finger tro m melten gegen die große Cappuccinotasse .
»Das wirst du kaum verstehen, glaub mir, das ist zu … zu schwierig für dich«, stammelte er.
›Zu schwierig‹ , dachte ich und wunderte mich über sein unruh i ges Verhalten. Das war nicht die Art des sonst so kühlen und beherrschten Antikva Shiva Novak, den ich kennenlernen durfte. Was wusste er noch, was er mir nicht sagen wollte? War es wirklich zu schwierig für mich oder nur zu schockierend? »Lass das Thema besser ruhen«, setzte er nach und ich tat ihm den Gefallen – zumi n dest vorerst. Ich war mir sicher, dass mir Shiva wichtige Details verschwieg, doch ich fragte an diesem Abend nicht weiter nach.
Vielleicht wollte ich es ja damals gar nicht wissen.
Nachdem wir das Restaurant an jenem Abend verlassen hatten, schlenderten wir durch die Frankfurter Innenstadt. Wir bummelten an den Schaufenstern vorbei und ich ließ keinen Imbissstand unbesucht , um Shiva von anderen kleinen Köstlichkeiten unserer Erde zu überzeugen. Kurz vor Mitternacht saßen wir zusammen auf einer Promenade und er knabberte kandierte Mandeln.
»Wirklich gut, diese Dinger, hätte ich gar nicht gedacht. All diese verschiedenen Geschmacksnuancen auf der Erde faszinieren mich. Die Mandeln sind leicht bitter und doch extrem süß«, murmelte er und griff erneut in die Tüte. Ich amüsierte mich über Shivas kindl i che Neugier. Dass ich beobachten durfte, wie er seine Sinne neu entdeckte – wie ein Kleinkind, für das die Erde jeden Tag ein anderes Wunder bereithält –, erfüllte mich mit großem Glück.
Ich wollte
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