Super Nova (German Edition)
meine Gedanken.
»Ich kauf dir ein neues Handy, wenn wir in Frankfurt sind.«
»Aber ich will kein neues, ich wollte mein Handy!«
»Wie soll ich das jetzt verstehen? Deines war extrem veraltet. I n zwischen gibt es einigermaßen vernünftige Teile bei euch, ein gutes, internetfähiges Handy könnte sogar nützlich sein.«
»Ich will kein neues! Kein Handy der Welt wird so sein wie mein altes. Es bedeutete mir viel – nicht materiell, aber emotional. Ich hatte es gern«, flüsterte ich leise und dachte wieder an all die Erinn e rungen, die ich eben mit ihm verloren hatte.
»Gern? Ein Handy? Diese Emotionen … das wird ja immer ve r rückter. Nun hast du schon ein Handy gern«, säuselte Shiva kop f schüttelnd und fuhr zügig weiter.
Wenn ein Antikva keine Gefühle hatte, konnte ich wohl nicht von ihm verlangen zu verstehen, dass der Verlust meines Handys für mich schmerzhaft war. Aber etwas Positives hatte es: Am Himmel ging allmählich die Sonne auf und von der Swiffa war nichts mehr zu sehen. Die Rava hatten tatsächlich aufgegeben und ich war erleichtert. Beruhigt ließ ich mich von Shiva nach Frankfurt fahren – ohne die leiseste Ahnung, wie mein Leben nun weitergehen würde.
~ 7 ~
Einblicke
Wir erreichten die Frankfurter Innenstadt um sechs Uhr früh. Shiva parkte auf dem ersten freien Parkplatz vor einem herunterg e kommenen Hotel und ließ den Schlüssel im Auto stecken. Unser Gepäck nahmen wir mit. »Wollen wir etwa hierbleiben?«, fragte ich leicht angewidert, als wir die kärglichen Räume des Hotels betraten.
»Nur vorerst. Mach nicht so ein Gesicht! Ich weiß, dass diese Unterkunft nicht vom Feinsten ist, aber dafür rappelvoll mit jugen d lichen Touristen. Hier fallen wir wenigstens nicht auf.«
»Dann denkst du, sie verfolgen uns noch immer?« Shiva zuckte mit den Schultern. »Im Grunde nicht, aber bei den Rava kann man sich nie sicher sein. Gewiss werden sie weiterhin alles daransetzen, um uns zu finden. Was die nächsten Wochen folgt, ist ein Spiel auf Zeit, nur so können wir gewinnen. Wenn die Rava irgendwann einsehen, dass dein Wissen keine Gefahr für sie ist, werden sie die Suche einstellen. Das hoffe ich jedenfalls«, verdeutlichte er mir und checkte ein. Er nahm ein Doppelzimmer – wieder auf den Namen Schmidt – und bezahlte für drei Tage im Voraus. Wir gingen die alten Steinstufen nach oben. Als wir in der zweiten Etage angelangt waren, sah ich, dass von jeder Zimmertür der Lack abblätterte. Einige der aus Messing gearbeiteten Zimmernummern hingen schief; teilweise waren sie ganz abhandengekommen . Auf diesen Türen waren die Zahlen nur noch rot aufgemalt, so auch bei der Tür zu unserem Zimmer, dem mit der Nummer 33. Der Raum hielt das, was der Empfangsbereich versprach, er war schäbig und dreckig.
Ich wagte es kaum, mich auf den befleckten Stuhl zu setzen – geschweige denn, das Bett zu benutzen.
Wir stellten unsere Reisetaschen ab und packten die Ausweise, Kreditkarten und Geldbörsen in unser Handgepäck. Ich stopfte sogar noch meinen Kulturbeutel mit in die Handtasche, da ich mich irgendwo waschen wollte, aber nicht hier, wo es auf jedem Flur nur ein Badezimmer für alle gab.
Wir machten uns gleich auf den Weg in die City. Shiva wollte sich unbedingt ein Handy kaufen. Ich wollte kein neues – wozu auch, wenn ich meine Freunde und meine Familie nicht anrufen durfte?
Es war kurz nach sieben am frühen Morgen, als wir in der Fu ß gängerzone einen Coffeeshop mit sauberen Toilettenräumen fanden. Während ich mich dort wusch und meine Zähne putzte, ließ ich Shiva alleine im Lokal zurück. Jedes Mal, wenn er nicht sichtbar bei mir war, fühlte ich mich irgendwie verlassen und einsam. Ich brauchte ihn nah bei mir und deswegen beeilte ich mich.
Shiva saß an einem der runden Tische in einer Ecke und studierte die Speisekarte. »Wollen wir hier gleich etwas essen?«, fragte er mich und blickte interessiert auf die Karte.
»Gerne. Was möchtest du denn oder besser gesagt: Wonach suchst du?«
»Ich weiß auch nicht, Salat oder so …«
»Salat? Früh am Morgen, in einem Coffeeshop ? Oh, ich glaube nicht, dass du hier fündig wirst. Jetzt ist Frühstückszeit.«
Er legte die Karte beiseite.
»Dann nehme ich einen Kaffee, schwarz ohne alles, und du?«
»Nur Kaffee? Shiva, du musst etwas essen! Ich gehe und hole etwas, vertrau mir, ich bin gleich zurück!« In dem Kaffeehaus war Selbstbedienung und ich lud ein Tablett voll. Ich nahm auch Shivas
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