Super Nova (German Edition)
Medaillons lag, und hielt mir das Ding vor die Nase.
Ich wusste sofort, was es war – ic h hatte es schon einmal ges e hen! Nur damals, es war noch keine Woche her, hatte er es aus meinem Finger geschnitten. »Ein Sender!«, hauchte ich fassungslos. Er nickte stumm und Dog kam zu uns.
»Verdammt, wieso haben die das Teil in einem Anhänger ve r steckt? Es ist doch gar nicht gesagt, dass sie die Kette trägt!«, gab Dog zu bedenken und sah abwechselnd von dem Sender zu dem zerstörten Medaillon.
»Dieser Sender galt auch nicht Stella«, sagte Shiva kühl.
»Wem gehört das Medaillon dann?«, erkundigte sich Dog intere s siert und in meinem Kopf begann es zu rattern.
»Es gehört mir, ich meine, jetzt ist es meins. Es gehörte früher Tessa, meiner Schwester. Es war ihr Taufgeschenk. Tessa wurde leider vor Jahren entführt, und n achdem sie verschwunden war, habe ich es von Paps bekommen«, flüsterte ich betroffen, blickte auf die Trümmer des Herzens und drückte Tessas demoliertes Bild an mich.
»Ihre Schwester?«, raunte Dog und sah verwirrt zu Shiva. Er nickte unmerklich und beide hielten länger Blickkontakt als nötig. Mir ging es durch und durch. Ich wusste, was ihre Blicke zu bede u ten hatten. Instinktiv spürte ich, was Shiva ihm zu verstehen gab.
»OH NEIN, das kann doch nicht sein!«, schrie ich laut und blic k te voller Schrecke n zu Shiva, der es nicht schaff te, mir in die Augen zu sehen.
»Sag, dass das nicht wahr ist!«, forderte ich ihn auf, doch er blieb stumm. »Sag es mir, BITTE! Sie haben nichts mit ihrem Verschwi n den zu tun, das kann doch nicht sein!
SIE WAR EIN KLEINES KIND!«
»Ein Kind, das zu viel wusste«, flüsterte er kalt und wandte sich gänzlich von mir ab. Er warf den Sender in eine Ecke und ging schweigend zu dem großen Fenster gegenüber.
»Sie war erst sieben … SIEBEN JAHRE!«
…
»Und sie besaß deine Fähigkeiten – mit sieben Jahren! Kein Rava vermochte sie zu kontrollieren. Sie war einfach zu gefährlich.«
»Mit sieben Jahren? GEFÄHRLICH?«, schrie ich wütend. Ich lief zu Shiva, der noch immer ungerührt am Fenster stand und nach draußen starrte.
»Sieh mich an! Dreh dich um und sieh mich an!«, verlangte ich und zerrte an seinem Arm. Widerwillig gab er nach, blickte aber dennoch zu Boden.
»Du wusstest es die ganze Zeit und hast mir nichts davon g e sagt!«, stellte ich ihn zur Rede. Seine Augen wanderten zu meinen und wir sahen uns schweigend an. Sein Blick war leer, sein Mund blieb stumm.
»Lebt sie noch? … LEBT SIE NOCH?«
»Vermutlich … Ich nehme es an, ja …«
Ich kann die Gefühle nicht beschreiben, die sich m ein Körper in diesem Moment zu e igen machte.
Leben, sterben, neu geboren werden … Alles in mir rebellierte und eine nie da gewesene Hoffnung breitete sich in meinem Herzen aus. Tessas Verschwinden verursachte das kranke Verhalten meiner Mutter und vermutlich den frühen Tod meines Vaters. Durch ihren Verlust wurde das Glück unserer Familie auf alle Zeit zerstört.
Die schreckliche Ungewissheit all die Jahre war das Schlimmste, und nun? Ich dachte an Tessa und sah ihr kindliches Gesicht und ihre langen, dunklen Zöpfe vor mir.
Ein großer Schmerz erfüllte mein Herz. Es war ein Schmerz der Verzweiflung und der Hoffnung zugleich.
Sie lebte – Tessa war am Leben!
»Was weißt du darüber? Sag es mir, was weißt du noch?«
Ich hatte so viele Fragen und der Mann, den ich liebte, dem ich eigentlich vertraute und der mir alle Informationen liefern konnte, stand mir nur schweigend gegenüber.
»Bitte, Shiva, sei doch jetzt endlich mal ehrlich zu mir! Was weißt du über Tessas Verschwinden?«
»Nicht viel! Und genau deswegen wollte ich diese Diskussion vermeiden. Ich wusste, wie du reagieren würdest!«
Ich war perplex. Ein paar Schläge hätten vermutlich den gleichen Effekt erzielt. »Wie ich reagieren würde? Tessa war ein kleines Kind, als sie entführt wurde. Dieses Verbrechen hat meine Familie ze r stört, meine Mutter, mein ganzes Leben! Sie ist meine Schwester und ich liebe sie! Kannst du nicht verstehen, dass es mein sehnlichster Wunsch ist zu erfahren, wie es ihr geht und wo sie ist?«
Shiva schüttelte nur den Kopf.
Offenbar verstand er mich nicht.
»Das macht euch Erdlinge so kompliziert. Du reißt alte Wunden auf, die schon längst verheilt waren. Die Geschichte liegt fünfzehn Jahre zurück. Lass sie ruhen und lebe dein Leben!«
Mir blieb der Mund offen stehen.
Diese Geschichte …
› Tessa
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