Super Nova (German Edition)
Dog.
»Gibt es in diesem Haus vielleicht ein Badezimmer? Ich würde gerne duschen gehen, sofern es damals Duschen gab, als dein Freund hier auszog. Das muss schon Jahrzehnte her sein!« Dog grinste. »Es gibt sogar ein Badezimmer mit einer Dusche und einer Badewanne. Du hast die freie Wahl! Das Bad liegt gleich draußen auf dem Gang, direkt gegenüber von deinem Zimmer«, erklärte er mir. Ich war erleichtert, denn ich fühlte mich schmutzig und u n wohl, da ich seit einigen Stunden dieselben Klamotten trug.
Leider hatte ich nichts zum Wechseln dabei, aber Wasser würde fürs Erste reichen. So gerne ich auch mit den beiden weiter spek u liert hätte, warum uns die Rava immer wieder fanden, gönnte ich mir zunächst eine Erfrischung. Bevor ich ins Badezimmer ging, legte ich mein Medaillon auf den antiken Schreibtisch, der neben der Zi m mertür in der Stube stand. Seit Shiva mich in der Nacht zum ersten Mai auf die Swiffa geholt hatte, hatte ich das Medaillon nicht abg e legt.
Aber ich wollte ein Bad nehmen, da war es hier sicherer aufg e hoben. Ich erinnerte mich daran, meine Handtasche in dem Schla f zimmer gesehen zu haben. Und tatsächlich – sie stand gleich neben dem Bett. Nur gut, dass ich sie gestern in Dogs Jeep zurückgelassen hatte, sonst wäre ich jetzt aufgeschmissen gewesen. Ich kramte in der Tasche und fand den kleinen Kulturbeutel mit mehreren Ko s metikproben, darunter auch Duschgel und Shampoo. Zufrieden nahm ich ihn mit in das alte Badezimmer und genoss ein duftendes Schaumbad. Eine halbe Stunde später kehrte ich wohlgelaunt und gut riechend in die Stube zurück. Ich fühlte mich fast wie neugeb o ren. Shiva und Dog standen am Fenster.
»Wir überlegen gerade, wie es heute weitergeht. Erst mal sollten wir essen gehen. Danach müssen wir schlafen, um für die Nacht fit zu sein!«, sagte Dog und ich musste an die bevorstehende Nacht und an die Rava denken, die ich nur zu gerne aus meinen Gedanken gestrichen hätte. Sicherlich würden sie wiederkommen und uns meinetwegen erneut finden! Dieses schreckliche Schuldgefühl schmerzte. Geläutert griff ich nach meinem Medaillon und wollte es mir gerade umlegen.
»Was ist das?«, fragte mich Shiva schroff und zeigte auf den kle i nen, silbernen Anhänger. Ich sah es an und nahm es fest in meine Hand.
»Das ist ein Medaillon in Herzform. Ich trage es doch schon die ganze Zeit«, antwortete ich verteidigend und Shivas Blick gefiel mir gar nicht. Seine Augen funkelten und er kam direkt auf mich zu. Eingeschüchtert stand ich neben dem Schreibtisch und hielt das Familienerbstück, an dem ich so sehr hing, fest in meiner Hand.
»Gib es her!«, forderte er mich barsch auf.
»Was willst du damit?«
»Gib es mir! SOFORT!«
Seine Worte waren eindeutig und ließen keinen Widerspruch zu. Zitternd streckte ich den Arm aus und öffnete meine Hand, in der das geschlossene Herz lag. Shiva nahm es gleich an sich, hielt es an
der Kette fest und ließ es baumeln. Er betrachtete den silbernen Anhänger im Schein des Sonnenlichts, öffnete das Medaillon und blickte nichtssagend auf die Fotos von Paps und Tessa. Sein Gesicht bekam plötzlich einen entspannten Ausdruck. Er schloss das Herz wieder und schaute sich suchend im Raum um. Seine Augen blieben an einem robusten Briefbeschwerer haften, der auf dem Schreibtisch stand. Er nahm den Briefbeschwerer in die Hand und ging wieder zu dem runden Tisch. Dort legte er meine Kette ab.
Ich konnte nicht so schnell reagieren, um die Ereignisse zu stoppen. Shiva hob seinen Arm und bevor ich wusste, was geschah, hämmerte er mit dem Briefbeschwerer mehrfach mit voller Wucht auf mein kleines Medaillon. Jeder Schlag, der das Herz traf, traf auch mich.
Das Medaillon verformte sich, sprang auf und das Scharnier brach. Paps’ Bild fiel heraus und Tessas wurde fast völlig von den Schlägen zerstört.
Mir war zum Weinen zumute. Anstatt einzugreifen, stand ich g e schockt daneben und sah betäubt dabei zu, wie er mir mein lieb stes Stück demolierte . Das Herz war das Wichtigste, was ich von Vater und Tessa hatte. Und nun war es kaputt!
Tessas kleines Kindergesicht war kaum noch zu erkennen – ihr Fotoschnipsel flatterte herunter. Ich fing ihn auf und drückte den zerstörten Rest an mich. Shiva hielt inne und legte den Briefb e schwerer zur Seite.
»Was tust du da nur ?«, fragte ich vollkommen verständnislos.
Shiva griff gezielt zu einem stecknadelkopfgroßen, schwarzen Punkt mit Draht, der in den Trümmern des
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