Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Super Nova (German Edition)

Super Nova (German Edition)

Titel: Super Nova (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elea Noir
Vom Netzwerk:
was gar nicht meine Absicht gewesen war.
    »H ier geht es aber nicht um Glüc …«
    Ich unterbrach ihn mitten im Satz. »Oh ja, ich vergaß. Die Antikva kennen ja kein Glück, zumindest kein gefühltes! Dann wünsche ich dir ein schönes Leben – wo auch immer!«
    Ich hielt diese Situation keine Sekunde länger aus und kramte in meiner Handtasche nach dem Portmonee. Ich zog einen Schein heraus, warf ihn auf den Tisch und rannt e nach draußen. Bloß weg hier!
    Während ich in einem rasanten Tempo den Bürgersteig entlan g lief, rannen mir die Tränen herunter. Der Wind peitschte mir ins Gesicht und obwohl es ein warmer Maitag war, fühlten sich meine Wangen nach einer Weile eisig an. Ich wischte die Tränen weg, doch das Weinen hörte nicht auf; ich vermochte es einfach nicht zu kontrollieren. Selbst meine Sicht war getrübt, ich konnte kaum fünf Meter geradeaus sehen. Hinter mir hörte ich zügige Schritte.
    Offenbar folgte mir jemand. Ich vermutete Dog, wollte mich aber nicht umdrehen. Stattdessen ging ich noch schneller und rannte dann wieder. Als der Bürgersteig endete, stieß ich auf eine stark befahrene Straße. Verschwommen sah ich auf der anderen Straße n seite eine Ampel, die dummerweise rot war. Ich drückte auf den Auslöser für die Fußgängerampel und musste nun auf das grüne Signal warten.
    Sekunden wurden zu Minuten und die Schritte näherten sich u n aufhörlich. Ich schniefte und wischte abermals die Tränen weg, um besser sehen zu können. Zwei Autos fuhren vorüber, dann kam ein Lkw und immer noch stand die Ampel auf Rot. Ich spähte nach links – frei. Ich sah nach rechts – frei!
    Ein weiterer Blick zur Ampel … das Rot strahlte mich an und die Schritte waren so nah, viel zu nah.
    Ich fühlte mich wie ein in die Enge getriebenes Tier und wollte nur noch eines: über diese Straße gehen.
    Es war kein Auto in Sicht …
    Der Schatten der Person hinter mir erreichte mich. Im Verfo l gungswahn setzte ich einen Fuß auf die Straße und wollte loslaufen. In dem Moment zog mich jemand zurück und ein lautes Hupen ertönte. Ich stolperte rückwärts auf den Bürgersteig und ein Bus, der eben noch gar nicht zu sehen war (zumindest hatte ich ihn nicht bemerkt), fuhr knapp an mir vorüber.
    Es waren nur Zentimeter – beinahe hätte er mich erwischt.
    »Da mache ich mir Sorgen um die Rava und du rennst vor den erstbesten Bus«, flüsterte mir me in Retter ins Ohr. Es war Shiva!
    Er stand dicht hinter mir, doch ich schaffte es nicht, mich umz u drehen und ihm in seine vertrauten Augen zu blicken. Es tat unen d lich weh, ihn so nah zu spüren und seine Berührung wahrzunehmen (er hielt noch immer meinen Arm fest) mit der Gewissheit im Herzen, dass er gehen wollte – weg von hier, weg von mir.
    › D u bist nur eine Pflicht für ihn‹ , sagte mir meine innere Stimme unaufhörlich, als könnte ich das je vergessen. Dennoch durchzog Wärme meinen zitternden Körper an der Stelle, an der seine Hand meinen Arm berührte. Dieses wohltuende Gefühl schenkte mir in dem Moment ein kleines Stückchen Himmel. Es durchwanderte meinen Arm, kroch tiefer in meinen Bauch und erfüllte mich mit Glück.
    Da stand ich nun, am Rande eines Bürgersteigs. Die Ampel war schon lange grün, aber ich wusste nicht, ob ich vor oder zurück gehen sollte. Am liebsten wäre ich hier mit Shiva für alle Zeit stehen geblieben.
    »Es tut mir leid, ich wollte dich nicht verletzen – weder gestern noch heute!« Ich fröstelte bei seinen Worten. Bedächtig sprach er weiter. »Wir kommen bedauerlicherweise aus unterschiedlichen Welten. Die Herkunft prägt jeden Menschen. Unser Verständnis füreinander ist nicht als normal zu bezeichnen. Mir fällt es schwer, die Entscheidungen und Lebensweisen der Erdlinge nachzuvollzi e hen – ebenso kannst du mich nicht verstehen. Wir müssen tolera n ter werden, um in den nächsten Wochen friedlich miteinander leben zu können.«
    Wenn ›tolerant‹ bedeutete, dass er mir weiterhin alles verschwe i gen und mich wie ein dummes Kind behandeln würde …
    »Aber das tue ich doch gar nicht! Mag sein, dass ich dir nicht immer alles sage, aber nur aus einem Grund: Ich will dir nicht wehtun. Manchmal ist es besser, nicht alles zu wissen!«, erklärte er mir, obwohl ich meine Befürchtung gar nicht ausgesprochen hatte.
     
    Menschen liefen an uns vorüber, blieben stehen, warteten auf das Ampelsignal und gingen über die Straße. Nur wir beide verharrten an Ort und Stelle. Ganz langsam drehte ich mich

Weitere Kostenlose Bücher