Super Nova (German Edition)
jetzt bitte keine weiteren Sorgen!«
»Keine Sorgen? Da gibt es noch mehr, richtig? Und du willst es mir nicht sagen!«, forderte ich ihn heraus und biss betrübt in den Donut. Ich war sauer und enttäuscht zugleich. Diese Heimlichkeiten hasste ich.
»Ich finde, für heute reicht es. Ich will dich nicht unnötig quälen. Du hast keine Ahnung, wie erleichtert ich über dein Verhalten bin. Es ist ein Zeichen von großer Stärke. Ich weiß, dass es sehr schwi e rig für dich sein muss.«
»Ja, irgendwie schon. Ich werde niemals Kinder haben können, dabei liebe ich sie so sehr.« Shiva griff nach meiner Hand. Er drüc k te sie leicht, als ich deprimiert auf den Tisch starrte.
»Sieh mich an«, bat er sanft und ich kam in den Genuss seines vertrauten Blickes. »Du kannst immer Kinder haben, jederzeit – nur keine eigenen. Es gibt so viele arme elternlose Kinder auf eurem Planeten, die für ein Zuhause dankbar wären. Mag sein, dass sie nicht deine Augen oder deine Haarfarbe haben, doch dafür kannst du ihnen andere Dinge mit auf ihren Lebensweg geben. Die Gene sind bedeutend, ja, aber auch das Umfeld formt einen jungen Me n schen. Du kannst ein fremdes Kind zu deinem eigenen machen, es aufnehmen und lieben. Das wird dir niemals jemand verbieten können! «
Seine Worte berührten mich. Ich musste an die Heimkinder de n ken – an meinen Piri und an Sascha. Ja, Shiva hatte recht. Ich musste mich nicht weiter sorgen, es wäre nur egoistisch von mir.
»Deine Ansicht ist imponierend, wirklich! Ich wünschte, die Rava würden hören, wie du denkst!«
»Tja, wie es aussieht, komme ich ganz gut mit dieser neuen Situ a tion klar. Man erfährt schließlich nicht jeden Tag, dass man keine richtige Frau mehr ist … unfruchtbar …«
»So ein Quatsch!«, fiel er mir ins Wort. »Erstens bist du nicht u n fruchtbar! Deine Eizellen wurden nur so manipuliert, dass sie sich bei einem Wachstum selbst vernichten. Zweitens bist du eine ganz wundervolle Frau und das wirst du immer bleiben!« (Ich hätte mir gewünscht, dass er an dieser Stelle eine Pause einlegt, damit ich die Intensität seiner Worte vertiefen konnte, aber da folgte schon der nächste Schlag.) »Und drittens bist du zum Glück nicht derart triebhaft wie die anderen Erdlinge .« Es dauerte einige Sekunden, bis ich den Inhalt seiner Äußerung verstand.
»Bitte?« Wie meinte er das jetzt?
»Ihr tragt noch dieses animalische Paarungsverhalten in euch!«
»Dieses WAS?«
»Na ja, du weißt schon. Ihr werdet hormonell gesteuert, wählt immer noch diese primitive Art der Fortpflanzung«, druckste er herum und schien peinlich berührt zu sein.
»Ihr etwa nicht?« Empörung klang dabei aus meiner Stimme. »Oh nein! Wir haben dieses Primatentum schon lange abgelegt. Dass Tiere so etwas tun, sei ihnen verziehen, aber Menschen …«, sagte Shiva und sah sichtlich angewidert aus, als er davon sprach.
»BITTE?«, piepste ich heiser. Ich konnte es nicht fassen. Wofür hielt er uns? Und wie gefühlsarm waren die Antikva ?
»Ich finde diese natürliche Art der Fortpflanzung einfach nur animalisch und zivilisierte Menschen sollten sich nicht derart gehen lassen!«
»Wie um alles in der Welt pflanzt ihr euch denn fort, wenn ich mal fra gen darf?«
»Künstlich natürlich! Das hat viele Vorteile. Krankheiten werden erst gar nicht weitergegeben, sie sterben auf diese Weise automtisch aus. Zudem kann man das Geschlecht des Kindes festlegen und das Aussehen beeinflussen. Man weiß einfach immer, was man b e kommt«, verteidigte er die Kultur der Antikva .
»Kinder auf Bestellung«, flüsterte ich fassungslos.
»Ja, so in etwa. Das wird es bei euch auf der Erde auch irgen d wann geben. Im Grunde seid ihr – rein technisch gesehen – schon seit einiger Zeit so weit. Aber eure falsche Moral zwingt euch we i terhin zu diesem tierischen, unkontrollierten Paarungsverhalten, das die gesamte Population der Erde aus dem Gleichgewicht bringt.«
Jetzt war ich wahrhaftig schockiert.
Primatentum – animalisch, tierisches Paarungsverhalten!
Ich war entsetzt über seine Ansichten. Gut möglich, dass ich nicht so triebhaft war wie die anderen Erdlinge – das hatte mir selbst Peter schon einmal gesagt. Doch gerade keimte in mir das Verla n gen, diesem unterkühlten, wunderschönen Antikva eine kleine Kostprobe unseres unzivilisierten Paarungsverhaltens zu geben.
~ 7 ~
D as Leben auf Antikva
Leider war ich an diesem Abe nd zu müde, um ihn einen kleinen Vorgeschmack
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