Super Nova (German Edition)
unserer Lie be zu zeigen. U nd so kam es, dass wir ganz brav – nach der Manier der Antikva – unberührt nebeneina n der einschliefen.
Wir erwachten am Samstagmittag bei wundervollem Sonne n schein. Unser Zimmer lag offensichtlich zur Südseite, denn heiße Strahlen verwöhnten uns durch die große Fensterfront. Während Shiva augenblicklich im Badezimmer verschwand, rekelte ich mich genüsslich in den sauberen Laken.
Ich hörte das Wasser rauschen und musste an die vergangene Nacht denken. Shivas Auffassung über das Leben und die Liebe schockierte mich jetzt noch mehr als vor ein paar Stunden. Ich er innerte mich an Dogs Worte: »… e r fühlt nicht so wie du, das kann er gar nicht; ihr könnt keine normale Liebesbeziehung führen; die Antikva kennen keine Paarungen, wie sie auf der Erde üblich sind …«
Erst jetzt verstand ich, was Dog mir damit sagen wollte, alle r dings war es mir egal. Lieber wollte ich leben wie ein Antikva , aber aufgeben wollte ich Shiva niemals. Noch hatte ich Zeit, kostbare Zeit, die ich mit ihm verbringen durfte, und ich nahm mir vor, jede Minute zu nutzen, um das vereiste Herz meines Antikva schmelzen zu lassen. Es musste einen Weg geben. Im Endeffekt war er doch auch nur ein Mensch. Wir haben alle unsere Schwächen – im gün s tigsten Fall würde ich seine werden.
Ich verbrachte den ganzen Samstag mit Shiva auf der Krayenburg und in deren näherer Umgebung. Die Burg war ein faszinierendes Bauwerk im Werra-Tal und lag auf einem kegelförm i gen Berg im Thüringer Wald.
Die Burganlage mit ihrem runden Turm war selbst in den umli e genden Ortschaften gut sichtbar. Wir wanderten am Nachmittag ganz nach unten, bis in den Ortskern von Tiefenort, und kamen erst am Abend wieder oben an. Als Shiva vor den Burgmauern stand und ins Tal spähte, war er vollkommen in den angrenzenden Wald vertieft. »Es ist schön hier. So abgelegen und still. Wenn man die Burg betrachtet, merkt man, wie viel Geschichte in diesen Mauern steckt. Ein guter Platz, um sich zurückzuziehen und diese fabelhafte Natur zu genießen.«
Ich hingegen blickte zum Himmel – es wurde allmählich düster. Die ersten Sterne funkelten und jedes Mal, wenn ich dort oben etwas glitzern sah, begann mein Herz, schneller zu schlagen.
»Glaubst du, die Odyssee ist vorbei? Denkst du wirklich, die Rava finden uns hier nicht?«, fragte ich in der Stille dieses wunde r vollen Abends. Shiva atmete tief ein und drehte sich zu mir um. »Ich bin mir sicher, dass sie hier nicht nach uns suchen werden.«
»Und wenn doch?« Er grinste .
»Sag bloß, du hast wieder Angst vor ihnen? Es müsste andersh e rum sein: Sie sollten sich vor dir fürchten! Aber nein, sie haben unsere Fährte offenbar verloren und finden uns bestimmt nicht, wenn wir vorsichtig sind«, versicherte er mir und nahm meine Hand. Wir gingen gemeinsam in die Gaststätte der Burg, da Shiva etwas essen wollte. Inzwischen hatte er sich an unseren Speiseplan g e wöhnt. Er aß zwar immer noch kein Fleisch, probierte jedoch stets neue Gerichte.
Als wir beide Hand in Hand – worauf ich mächtig stolz war – in das Lokal spazierten, wies uns die Kellnerin an, wieder nach draußen auf den Flur zu gehen. Wir waren verwirrt, folgten dennoch ihrem
Wunsch . Die Kellnerin kam hinter uns her. »Bitte hier entlang«, sagte sie freundlich und lotste uns durch einen langen Gang, der in die Kellergewölbe der Burg führte.
»Beeinflusst du ihre Handlung?«, flüsterte ich Shiva ins Ohr, der allerdings genauso überrascht aussah wie ich und kopfschüttelnd verneinte.
An den kahlen Wänden dieses unterirdischen Kellergewölbes brannten überall Fackeln und es roch moderig. Der Gang endete an einem verschlossenen Türbogen . Die Kellnerin öffnete das verri e gelte Schloss und ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
»Ich dachte, ihr beide würdet lieber hier unten zu Abend essen – ganz ungestört«, sagte sie lächelnd.
Was mich betraf, lag die Frau damit richtig. Begeistert schaute ich mich um. Ein weiteres Gewölbe aus Lehmwänden mit drei Rundb ö gen, die auf uralte Säulen gestützt waren, eröffnete sich uns. Auch hier brannten Fackeln an den Wänden. Ein alter, hölzerner Tisch mit ebenso alten Stühlen stand in einer Ecke, die mit Heu und Stroh ausgelegt war. Die Kellnerin war so freundlich, die großen, dicken Kerzen auf dem Tisch anzuzünden, an denen das Wachs einst heruntergetropft war und deutliche Spuren hinterlassen hatte.
»Was darf ich euch zu trinken
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