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Super Nova (German Edition)

Super Nova (German Edition)

Titel: Super Nova (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elea Noir
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an meinem Bauch wieder ein. Die vielen unerträglichen Stiche, die tiefe, offene Wunde am Unterleib bei meiner letzten Entführung. Die Puzzleteile meines Lebens fügten sich endlich zu einem Bild zusammen, das ich diesmal erke n nen konnte. Mir wurde übel und reflexartig hielt ich mir die Hand vor den Mund. Ich stand abrupt auf und ging zu der großen Fen s terfront. Mit starrem Blick suchte ich in dem schwarzen Nichts vor mir nach einem Licht, einem Halt in der dunklen Nacht.
    Ich stützte mich mit einer Hand auf der Fensterbank ab und b e rührte mit der anderen Hand meinen Bauch.
    Was hatten sie getan? Was hatten die Rava nur mit mir gemacht? Ich suchte den dunklen Himmel ab, aber da war nichts außer der dünnen Sichel des Mondes. Kein Leuchten, kein Schein – die Swiffa war nirgends zu sehen.
    Du hast den Preis bitter bezahlt!
    Shivas Worte hatten sich in mein Gehirn eingebrannt. Der Preis – das waren die Kinder, die ich nie haben würde!
     
    Ich hatte von mir selbst bedingungsloses Entsetzen erwartet, e i nen Schock über die Tat der Rava , Fassungslosigkeit und Schmerz … doch da war nichts dergleichen. Ich war erschüttert über meine eigene Gefühlskälte.
    Es war abstrus und geradezu masochistisch, aber ich spürte eine Erleichterung. Meine Nachkommen würden nicht für die Vernic h tung der Menschheit verantwortlich sein, ich würde niemals welche haben, nie – dafür hatten die Rava gesorgt!
    Ich bemerkte, dass Shiva zu mir gekommen war. Beschützend stand er hinter mir und legte behutsam seine Hand auf meine Schulter. »Du steckst es erstaunlich gut weg. Das hätte ich nicht erwartet. Ich dachte, du reagierst viel emotionaler.«
    »Das dachte ich auch, aber wahrscheinlich ist es gut so. Nun muss ich mir wenigstens keine Vorwürfe mehr machen, die mögl i che Ursache für den Untergang der Menschheit zu sein.«
    »Wow! So viel Verständnis von einem Erdling . Ich bin tief b e eindruckt von deiner Stärke, Stella«, gestand Shiva flüsternd und ich konnte Mitgefühl und einen Hauch von Stolz auf seinem perfekten Gesicht erkennen, das sich spiegelnd im Schein der Fensterfront abzeichnete. Gefasst drehte ich mich zu ihm um. Ich wollte direkt in seine Augen sehen und endlich weitere Antworten haben.
    »Was genau haben sie mit mir gemacht? Mich ausgenommen?« Dabei musste ich an das blutige Etwas, das der eine Rava in der Hand gehalten hatte, denken. Shiva schüttelte sofort den Kopf.
    »Oh nein, nein! Nichts dergleichen. Rein körperlich hat sich nichts bei dir verändert. Sie haben dir nur ein Präparat injiziert, das die Zerstörung einer befruchteten Eizelle verursacht. Sobald du schwanger wirst, wird sich der Embryo nicht weiter teilen, sondern sich innerhalb der ersten achtundvierzig Stunden selbst eliminieren. Du hättest davon nie etwas mitbekommen – außer der Tatsache, dass keine haltbare Schwangerschaft möglich ist.«
    Ich nahm Shivas Erklärung gefasst auf, nickte sogar zustimmend und fand diese Variante human, sofern meine Nachkommen ta t sächlich für die Vernichtung der Menschheit verantwortlich gewesen wären. Aber etwas anderes verwirrte mich.
    »Für dieses Präparat, das mir injiziert wurde«, begann ich st o ckend, »war da wirklich eine derart große Wunde im Bauch erforde r lich?«
    Shiva kratzte sich nervös am Kopf, verwuschelte sein Haar und drehte sich von mir weg. Er schaute auf den Tisch.
    »Wie wäre es mit ein paar Donuts? Hast du Hunger? Ich mag die Dinger inzwischen. Schau nur, in wie vielen Sorten es sie gibt!«, sagte er und zeigte auf die randvoll gefüllte Kristallschale, bevor er zum Tisch ging.
    Ein so offensichtliches Ablenkungsmanöver war zu plump für Shiva. Demnach gab es da noch mehr Details, die er mir mal wieder nicht mitteilen wollte. Im Grunde war ich diese Geheimniskrämerei satt und wünschte nur eines: die ganze Wahrheit. Dennoch gab ich erneut nach und setzte mich schweigend zu ihm, um einen Donut zu essen. Ich hatte eigentlich gar keinen Hunger, im Gegenteil, mir war sogar übel. Meine Zukunftspläne, eine Familiengründung, die grundlegendsten Wünsche eines Erdlings , waren soeben für mich gestorben. Ich hatte mir zum Glück noch nie über eigene Kinder Gedanken gemacht, sonst hätte mich die Erkenntnis, dass ich niemals welche haben dürfte, vermutlich in den Wahnsinn getrieben.
    »Stella, deine Denkweise ist richtig, du erstaunst mich im Posit i ven. Dass du die Konsequenzen des Eingriffs akzeptierst, ist b e wundernswert, aber mach dir

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