Super Nova (German Edition)
bringen?«
Ich konnte vor lauter Verwunderung gar nicht antworten.
»Zwei Wasser, bitte«, sagte Shiva besonnen.
»Kommt sofort. Ich bringe dann auch gleich die Speisekarten!« Die Frau verschwand umgehend durch die bogenförmige Tür. Ich fühlte mich wie in eine andere Zeit versetzt. Es war wie im Märchen. Ich sah an mir herunter: Leider trug ich nur meine Jeans, schade. Ein Gewand hätte besser gepasst, um es perfekt zu machen. Aber mein Märchenprinz stand mir gegenüber, was zählte da die Kle i dung? Auch Shiva sah sich angetan im Raum um.
»So ähnlich muss es auf der Erde vor rund sechshundert Jahren ausgesehen haben. Ein spannendes Stück Geschichte. Interessant, nicht?«, wollte er von mir wissen. Ich selbst dachte gerade weniger an die Geschichte als vielmehr an diese romantische Gegenwart, in der ich mich befand. Aber was konnte ich von einem Antikv a erwarten? Romantik? Wohl kaum!
Wahrscheinlich wusste er noch nicht mal, was das war. Hinter mir klirrte es, die Kellnerin kam zurück. »Einmal das bestellte Wasser, dann noch einen Pott Rotwein und guten selbst gemachten Met«, erläuterte sie und stellte alles vor uns ab.
Die Getränke befanden sich in Krügen und Amphoren, auch Kelche wurden uns gereicht. Dazu gab uns die Kellnerin jeweils noch ein Blatt gerolltes Pergament.
»Das ist die Speisekarte. Wenn ihr gewählt habt, dann klingelt«, sagte sie und reichte Shiva eine Glocke aus Messing. Jetzt fühlte ich mich wirklich wie im tiefsten Mittelalter.
»Ist es nicht wundervoll hier und so romantisch?«, wagte ich, ihn schwärmerisch zu fragen, als die Kellnerin verschwunden war.
Shiva stellte die Glocke ab und wurde sehr ernst. Er sah mich streng an. »Dieser Raum hat einen archaischen Stil. Ich persönlich finde es äußerst interessant, reale Einblicke in die Wohnkultur des Mittelalters zu erhaschen«, machte er deutlich und zeigte auf die umliegenden Wände, die Fackeln und das antike Mobiliar. »Aber die Epoche des Mittelalters würde ich ganz und gar nicht als romantisch beschreiben. Es war eine schwere Zeit auf der Erde – die härteste für die Menschen in Europa. Krieg, Unterdrückung, Krankheiten und Freiheitsberaubung waren an der Tagesordnung. So unendlich viele Menschen starben in jungen Jahren. Es war ein Leben in Armut, voller Leid und von Hungersnot geprägt. Erst mit der Wissenschaft hielt die Neuzeit Einzug und rate mal, wer euch die gebracht hat«, forderte er mich auf. Ich wollte es gar nicht hören. Bestimmt seine tollen Rava .
»Ja, genau die, Stella! Ohne dir zu nahe treten zu wollen, ich finde es hier auch interessant, rein kulturell betrachtet, doch Romantik ist hier nicht angebracht. Du empfindest nur so, weil du dich in Siche r heit wiegst. Seinerzeit hatten die Menschen ein grausames und hartes Dasein.« Mit dieser Beschreibung löschte er wahrlich den letzten Funken Romantik in mir.
»Gut! Dann willst du vielleicht lieber wieder nach oben – in die Gaststätte der Neuzeit?«, fragte ich schnippisch, stand auf und drehte mich weg von ihm.
»Hey, jetzt sei doch nicht gleich eingeschnappt!«, sagte er und kam zu mir. Ich wandte Shiva noch immer den Rücken zu und war tatsächlich ein wenig eingeschnappt, weil er mir die schönsten Momente durch kategorische, grausame Darstellungen kaputt machte. Während ich vor mich hin schmollte, kam er noch näher und legte von hinten beide Arme um mich. Sofort startete in me i nem Bauch die geliebte Achterbahn. Es kribbelte so sehr, als würde jemand Brausepulver in mir aufschäumen. Meine Beine wurden weich und ich hatte Mühe, aufrecht stehen zu bleiben.
»Ihr Erdlinge und eure Hormone! Bemerkst du nun, was die a n richten, wenn man sie nicht kontrolliert? Du kannst es gerade fühlen, nicht wahr?«, flüsterte er mir ins Ohr und ich war seinen Worten und meinen Hormonen hilflos ausgeliefert. Wie eine Mari o nette drehte er mich zu sich, legte seinen Zeigefinger unter mein Kinn und hob es leicht an. Ich sollte ihm offensichtlich in die Augen sehen, doch ich kniff meine Augen fest zu. Ich konnte ihn nicht ansehen – nicht jetzt.
»Mein kleines Erdenmädchen, ich weiß, dass du es hier unten traumhaft schön findest – romantisch, wie du sagst. Und ich Tra m pel mache dir diese Empfindungen zunichte – absichtlich! Wir wollen doch beide einen kühlen Kopf bewahren und nur etwas essen, nicht wahr? Ich muss dich ab und an etwas erden und deine Hormone unter Kontrolle bringen, wenn du es nicht selbst schaffst – um
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