Super Nova (German Edition)
aber Tommy schien das nicht zu beruhigen. Er sah mich kritisch an und streichelte über mein Haar.
»Pass auf dich auf, Stella, und wenn irgendetwas ist, ruf mich an, bitte!«, sagte er besorgt, bevor er im Hauseingang verschwand. Ja, auf ihn konnte ich zählen, aber leider änderte sich mein Zustand nicht. Am nächsten Tag kam Rania zu Besuch, da sie sich nach mir erkundigen wollte.
Wir saßen in der Küche und plauderten ganz unbekümmert.
Babette hatte mir auf einen Zettel geschrieben, dass sie sich K a beljau zum Mittag wünscht. Als ich das Filet auspackte, hätte ich beinahe daneben auf den Tisch gebrochen. Dieser ekelhafte Fisc h geruch … Ich flitzte mit vorgehaltener Hand zur Toilette und schaffte es im letzten Moment. Ich würgte eine ganze Weile.
Diese Übe lkeit war unerträglich . Ich wusch mir das Gesicht und putzte meine Zähne. Als ich aus dem Badezimmer kam und im Flur erneut den Gestank des Fisches wahrnahm, lief ich wieder ins Badezimmer zurück und schloss die Tü r. Ich hielt diesen Geruch keine Sekunde länger aus. Unser ganzes Haus schien verpestet zu sein. »Rania, wirf den Fisch raus und lüfte bitte!«, rief ich und wart e te. Nach einer Weile klopfte sie sacht an.
»Ich denke, du kannst jetzt rauskommen. Ich hoffe, es stinkt nicht mehr«, flüsterte Rania durch den Türspalt. Ich wagte einen Schritt in den kleinen Flur und war erleichtert. Es duftete nach Jasmin, Zitrone und Pfefferminze. Ein seltsamer Mix, aber ang e nehm und frisch. »Ich habe Raumspray benutzt, alles, was da stand. Ich hoffe, so geht es?« Sie sah mich skeptisch an.
Ich lächelte. »Danke, hab vielen Dank. Dann gibt es demnächst wohl keinen Fisch mehr für Babette«, murmelte ich vor mich hin und verabschiedete mich überstürzt von Rania.
Ich war müde, wollte allein sein und ging in mein Zimmer, um mich auszuruhen. Mutter aß diesen Samstag bei den Schreibers, doch ich blieb auf meinem Zimmer. Ich wollte nichts Essbares mehr sehen, riechen oder gar schmecken. Gegen Abend bekam ich eine SMS von Rania: »Stella, wir müssen reden. Komm bitte zu mir, es ist wichtig!«
Eigentlich wollte ich nicht mehr aufstehen, aber ihretwegen ra p pelte ich mich hoch und ging zu den Schreibers. Rania war in ihrem kleinsten Zimmer und wartete dort bereits auf mich. Sie hatte das Licht gedämpft, mehrere Kerzen und eine Duftlampe angezündet. Es roch nach Eukalyptus. Überall am Boden lagen Decken und Kissen verstreut. Sie hatte eine geradezu esoterische Atmosphäre geschaffen. »Ich hoffe, du magst diese Nuance , Eukalyptus?«, erkundigte sie sich und umarmte mich vorsichtig.
»Ja, ist toll .« Ich war irritiert und lächelte gequält. Rania wurde ernster und bot mir einen Platz in ihrer Kuschelecke an.
»Ich bin heute deinetwegen nicht ausgegangen, wir müssen etwas klären! Stella, das geht so nicht weiter! Du bist bestimmt schwanger! Du übergibst dich ständig und hast Heißhunger auf Saur es, es ist ziemlich eindeutig! «
Na bravo, wieder dieses Thema, darum diese ganze Inszenierung. Ich ärgerte mich, weil ich nicht zu Hause geblieben war.
»Ich kann gar nicht schwanger sein. Wie denn auch? Das müsste ich doch wissen, oder?« Ich konnte ihre Befürchtung zwar verst e hen, meine Symptome ähnelten denen einer Schwangeren, aber ich war es definitiv nicht. Rania rückte noch näher an mich heran und nahm meine Hand.
»Stella, wie weit ist Peter gegangen? Hast du da etwas verschwi e gen und traust dich nicht, es zu sagen?«, fragte sie leise und drückte meine Hand ganz fest. Ich schüttelte hef tig mit dem Kopf und zog meine Hand zurück .
»Nein! Um Gottes willen, nein! Da war nicht mehr als das, was ich dir schon erzählt habe. Davon kann man nicht schwanger werden, wirklich nicht!«
»Dir ist aber permanent übel, richtig?«
»Ja.«
»Und Gerüche verursachen Brechreiz?«
Ich musste widerwillig zustimmen. »Manche.«
»Du hast Heißhunger auf Saures?«
Sie ließ nicht locker. Und i ch war genervt. »Nur gestern mal!«
»Stella, ist deine Regel überfällig?« Ich schluckte schwer. Eine gute Lügnerin war ich noch nie gewesen. »Ähm, nun, ein paar Tage hin oder her …«, druckste ich herum.
»Ha! Siehst du! Ich wusste es, ich wusste es!«, rief sie und sprang auf. Ich saß verstört auf dem Boden.
»Nein, das kann nicht sein!«
Rania kam erneut zu mir. »Was war mit Peter? Vielleicht hast du es verdrängt. Oder fällt es dir so schwer, es zuzugeben?«
»Nein, Rania!« Ich wurde wütend. »Da war nichts!
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