Super Nova (German Edition)
holen sie ausgerechnet mich?«
Ich konnte nicht verstehen, warum ausgerechnet mir ein solches Schicksal widerfuhr.
»Das ist vermutlich Zufall, Stella. Die Erde ist für die Rava ein großer Spielplatz und ein Testgelände dazu. Du musst es dir ung e fähr so vorstellen: Ein kleines Zimmer mit Hunderten von Mäusen. Du greifst dir einfach eine, um deine Experimente an ihr durchz u führen. Ist sie interessant, wird sie markiert, zurückgesetzt und von da an öfter überprüft. Fällt sie als normal durch das Raster, setzt du die Maus zurück und schaust nie wieder nach ihr. Als sie dich das erste Mal holten – und das war, denke ich, keine Bestimmung –, haben sie irgendetwas an dir entdeckt, was sie interessant fanden. Darum forschen sie weiter an dir, aber wie gesagt: Früher oder später wird es aufhören, wenn sie neue Opfer für ihre Forschung finden.«
Meine Angst war wieder präsent, sie kam zurück mit seinen Wo r ten. »Was tun sie da mit mir?«, wisperte ich besorgt und musste an die Stiche in meinem Bauch denken.
»Das weiß ich leider nicht genau, Stella. Aber eines kann ich dir versichern: So mächtig die Rava auch sind, sie wollen die Menschen nicht quälen und ihnen absichtlich Schmerzen und Angst zufügen. Darum versetzen sie euch in eine Art Trance, einen Zustand der Betäubung. Die meisten Menschen wissen gar nicht, dass sie en t führt werden und regelmäßig an ihnen geforscht wird. Ich persö n lich bin ein absoluter Gegner dieser ›HE – Human Experiments‹, wie es die Rava nennen. Ein Lebewesen zwanghaft zu unterwerfen und an ihm Experimente durchzuführen, widerstrebt meinem tiefsten inneren Glauben an die eigene Freiheit. Es gibt viele Ge g ner, die die Machenschaften der Rava nicht gutheißen, aber kaum einer stellt sich ihnen entgegen. Ich war einer der wenigen Widers a cher und schau, wo ich bin – bei meinen Erdenfreunden, dort, wo ich hingehöre, wie sie sagten. Dies ist meine Strafe. Eine Verba n nung aus der Heimat, ein Ticket ohne Chance auf Wiederkehr«, sagte er traurig und blickte hinauf zu den Sternen.
Ich konnte Tränen in seinen strahlend blauen Augen sehen. Es brach mir fast das Herz. Ich griff nach seiner Hand und er nahm mich fest in seine Arme. Er hielt mich lange und wiegte mich an seiner kräftigen Brust wie ein kleines Baby. Ich fühlte mich für einen Moment geborgen und so sicher wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr. »Wenn sie mich morgen Abend holen, wird Shiva auch dabei sein?« Ein Funke Hoffnung erfüllte mein schmerzendes Herz.
»Ich weiß es nicht genau, aber ich vermute schon.«
Vielleicht wür de ich ihn wiedersehen! Freude, ja, es war kaum zu glauben, aber Glücksgefühle strömten bei den Gedanken an ihn durch meine Adern. Trotz der Tatsache, in den nächsten Stunden von Außerirdischen entführt zu werden, damit sie an mir exper i mentieren konnten, erfüllte mich dennoch Glück, weil es Hoffnung auf eine Begegnung mit Shiva gab. Ich verstand mich selbst nicht mehr.
»Hätte er nicht zu mir kommen können, um es mir selbst zu s a gen? Wenn er doch weiß, dass wir beide uns kennen und Kontakt haben, und er anscheinend auch weiß, dass ich aufgeklärt bin, warum macht er dann diesen Umweg über dich?«, brach es plötzlich aus mir heraus und die visuellen
Meine E rinnerungen an Shiva wurden stärker. Er war heute hier gewesen, bei Dog. Wie gerne hätte ich ihn aus der Nähe gesehen, in seine bezaubernden Augen geblickt, diesen Frieden empfunden, den nur er mir schenken konnte. Was hätte ich alles für ein paar Minuten mit Shiva gegeben, aber nein, er ging zu Dog.
Traurig wartete ich auf eine Antwort.
»Stella, du kannst dir nicht annähernd ausmalen, welche Gefahr der Junge heute auf sich nahm, als er zu mir kam; einzig und allein, um dich zu warnen, dich darauf vorzubereiten und dir etw as zu hinterlassen«, sag te Dog, griff in die Tasche seiner Lederhose und zog ein kleines Fläschchen, eine Art Flakon, heraus.
»Shiva möchte, dass du diese Tinktur morgen trinkst, bevor du ins Bett gehst! Und er sagte, es sei sehr wichtig, dass du sie trinkst. Er will nicht, dass du irgendetwas spürst oder Angst hast. Du legst dich hin, trinkst dieses Elixier und wirst am nächsten Tag erwachen, als sei nie etwas geschehen. Und ich bitte dich hiermit ebenfalls, Stella, tu es und trink diesen Inhalt, es muss sein!«
Ich sah das kleine, dreieckige Fläschchen an. Es war glasklar, mit einem Stöpsel aus türkisfarbenem Kristall verschlossen, und es war
Weitere Kostenlose Bücher