Super Nova (German Edition)
bis morgen Vormittag«, erklärte Shiva, zückte sein Portmonee und mein Gehirn ratterte im Schnel l durchlauf.
Zwei Zimmer, bis morgen … Ich sollte also die nächsten vie r undzwanzig Stunden allein verbringen? Darunter eine ganze Nacht, alleine in einem fremden Zimmer – mit der Gewissheit, dass die Rava über dieser Burg wachten? Niemals!
»Bitte nur ein Zimmer, ein Doppelzimmer!«, korrigierte ich l ä chelnd und Frau Tenner grinste, während Shiva mich zornig anfu n kelte. Aber er widersprach nicht. Das wertete ich als gutes Zeichen. Als wir auf dem Weg nach oben waren, versuchte ich, mich zu entschuldigen.
»Verzeih mir, aber ich glaube nicht, dass ich hier alleine schlafen kann, wenn ich doch weiß, dass die Rava so nah über uns sind. Du darfst mich jetzt nicht falsch verstehen. Es ist nur, ich habe wirklich Angst, weil …«
»Schon gut«, fiel er mir mürrisch ins Wort und schloss, oben a n gekommen, unser Zimmer mit der Nummer zwölf auf.
Hier erwarteten uns ein großes, gemütliches Bett, eine kleine, k u schelige Sofaecke und ein Fenster mit grandiosem Ausblick. Rein optisch ließ es sich hier aushalten, wenn die Bedrohung von außen, in diesem Fall von oben, nicht so präsent gewesen wäre.
Shiva ging direkt zum Fenster, um wieder in den Himmel zu spähen. Eine Frage brannte mir auf der Zunge und obwohl ich mich vor der Antwort fürchtete, stellte ich sie ihm trotzdem.
»Was haben sie mit uns vor? Was geschieht, wenn sie uns erw i schen?«
»Umsiedeln! Aber sie werden uns nicht kriegen, dafür sorge ich. Also leg dich hin und schlaf!«
»Umsiedeln?«, wiederholte ich verständnislos und setzte mich verwirrt auf die Bettkante. »Ein anderes Mal, für heute war es eindeutig genug. Ich will jetzt duschen und mich dann ebenfalls hinlegen. In ein paar Stunden müssen wir fit sein. Die eigentliche Gefahr erwartet uns in der kommenden Nacht. Am Tag greifen sie nie an. Du kannst also ganz beruhigt schlafen. Das hättest du übr i gens auch in einem Einzelzimmer gekonnt!« Er war ganz offenbar keineswegs davon begeistert, das Bett mit mir teilen zu müssen.
Während ich mich traurig in die bunte Bettdecke einwickelte, ging Shiva ins Badezimmer, um seine Wunde zu säubern. Jetzt fielen mir die Sender wieder ein, die er uns beiden herausgeschnitten hatte.
Sender … meiner war winzig, gerade mal stecknadelkopfgroß, Shivas dagegen war um ein Hundertfaches größer – wie ein Zeh n centstück , nur hauchdünn und silbrig. Mein Finger hatte zwar eine tiefe Schnittwunde, aber im Vergleich zu Shivas Verletzung im Nacken war das gar nichts. Es tat mir unendlich leid, dass er me i netwegen verwundet war. Wenn ich es nicht wiedergutmachen konnte, wollte ich doch wenigstens einen kleinen Teil zu seiner Genesung beitragen.
Während das Duschwasser nebenan rauschte, ging ich leise zu der Rezeption, an der sich Frau Tenner gerade ihre Jacke anzog. Sie wollte offenbar gehen. Eine andere Dame hatte den Dienst übe r nommen. Obwohl Frau Tenner schon auf dem Sprung war, wandte sie sich mir freundlich zu.
»Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
»Ja. Ich habe mich dummerweise geschnitten«, sagte ich und zeigte ihr meinen Finger. »Haben Sie Verbandsmaterial?«
»Natürlich, warten Sie einen Moment, ich hole Ihnen etwas«, bot sie überfreundlich an und eilte in ein Hinterzimmer mit der Au f schrift ›Zutritt nur für Personal‹ . Es dauerte keine zwei Minuten, bis Frau Tenner mit einem kleinen Sanitätskoffer wiederkam. »Den können Sie nehmen. Ich habe noch eine Heilsalbe dazugepackt . Wenn Sie den Koffer nicht mehr benötigen, einfach wieder hier unten abge ben. Aber lassen Sie sich Zeit und verarzten Sie Ihren Finger in aller Ruhe. Ihr Freund wird Ihnen sicherlich behilflich sein. Nur nicht unterkriegen lassen!«, sagte sie keck und zwinkerte mir dabei sogar zu.
Peinlich berührt senkte ich meinen Blick und nuschelte : »Danke schön, ich bringe es später wieder!«
Ihr Freund …
Mein offenes Verlangen nach einem Doppelzimmer hatte bei Frau Tenner einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Grinsend ging sie zur großen Eingangstür und winkte mir noch mal zu, als ich mich wieder auf den Weg nach oben machte.
Im Badezimmer rauschte es unverändert. Shiva duschte ansche i nend noch immer. Ich packte die Tupfer, Binden und Heftpflaster aus, legte die Salbe und eine Schere daneben und wartete, bis er in einem grauen Shirt und einer passenden Sporthose aus dem Bad e zimmer kam.
Ich musste schwer
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