Super Nova (German Edition)
mich. Ich wusste, dass er versuchte, meine Gedanken zu lesen, doch mein Kopf war leer. Da war nichts außer Bestürzung.
Shiva ging zu seiner Sporttasche und zog eine beigefarbene Wol l jacke heraus. Behutsam legte er sie mir über die Schultern.
»Zieh die bitte an und lass uns etwas essen gehen, im Restaurant können wir die ganze Situation bedacht bereden.«
Ich kroch in die viel zu großen Ärmel und schloss den Reißve r schluss. Dann folgte ich ihm nach unten in die Gaststätte. Dort war es übermäßig voll.
Es gab keinen einzigen freien Tisch. Ich konnte sehen, wie Shiva gezielt den Blick eines Kellners suchte. Als sich beide ansahen, fiel der Kellner in eine Art Trancezustand. Er schwankte wie ferng e steuert auf uns zu und nahm dabei weder rechts noch links noch die Rufe anderer Gäste wahr. Er schien vollkommen auf Shiva fixiert zu sein, bis er vor uns stand.
»Hier entlang, bitte«, sagte der Kellner gekünstelt und ohne vo r herige Begrüßung. Er führte uns in eine verwinkelte Ecke. Dort erwartete uns ein leerer Tisch mit Stühlen. Shiva nickte anerkennend und wir setzten uns.
»Die Speisekarte kommt sofort. Darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen?«, fragte der blonde Mann monoton und schaute interessiert zu Shiva, als ob ich Luft wäre. »Ein stilles Wasser bitte, und du?«
Ich dachte an ein Glas Orangensaft. Als es mir in den Sinn kam, hatte Shiva meinen Wunsch schon ausgesprochen und der Ober entfernte sich rasch, um kurze Zeit später mit unseren Getränken und den Karten zu erscheinen. Staunend sah ich Shiva an. Das ging doch nicht mit rechten Dingen zu.
»Stimmt. Das ist eine Art der Gedankentransformation. Ich bin noch lange nicht so weit entwickelt wie die Rava . Aber eurer Spezies bin ich definitiv überlegen. Die Menschen der Erde nutzen ihre mentalen Fähigkeiten prinzipiell nicht. Das macht es für uns sehr einfach mit den Erdlingen.«
Mir blieb der Mund offen stehen.
»Gedankentransformation? So nennst du es, wenn du Menschen deinen Willen aufzwingst und diesen Kellner dort zu deiner Mari o nette machst?«, fragte ich schockiert und musste an alle Vorkom m nisse denken, die einst aufgetreten waren, wenn Shiva zugegen war.
»Ich kann immer nur so weit gehen, wie ihr es selbst zulasst. Bei den meisten ist es allerdings leicht, da die Erdlinge gegen mentale Einflüsse nicht gewappnet sind. Ich teile ihnen gedanklich mit, was sie tun sollen, und sie fügen sich.«
In mir ratterte es und mein Gehirn lief auf Hochtouren. Wä h rend Shiva die Speisekarte studierte, musste ich an unser erstes Treffen im Pavillon denken, wie seltsam sich da alle aufgeführt hatten. Oder Torben, der zu Beginn in den höchsten Tönen von Shiva geschwärmt hatte und ihn dann urplötzlich vergaß. Oder Rania, die anfangs hin und weg gewesen war, dann zusehends klarer sah und als Einzige erkannte, was um mich herum wirklich geschah.
»Ja, du hast recht! Ich habe sie alle meiner Gedankenkontrolle unterworfen, dich größtenteils auch. Immer wenn du mich gesehen hast, fühltest du dich seltsam, hast Raum und Zeit vergessen und Frieden wahrgenommen, richtig?«
Ich war an einem Punkt der Bestürzung angelangt, der über das normale Maß schon weit hinaus ging. Am liebsten wäre ich aufg e sprungen und weggerannt. Aber der Kellner holte mich aus meinen Gedanken. »Kann ich die Bestellung aufnehmen?«
Ich sah benommen in die Speisekarte. Der Appetit war mir gründlich vergangen. Dennoch bestellte ich Tortellini mit Sahnes o ße, während Shiva das rein vegetarische Menü wählte. Schockiert sah ich ihn an, als wir wieder ungestört waren.
»Wieso? Warum hast du mir das angetan? Und warum tust du es jetzt nicht mehr? Es wäre doch viel leichter für dich, mich weiterhin deiner Gedankenkontrolle zu unterziehen, oder?«
»Ich tat es nicht, um dich zu kontrollieren. Alles geschah zu de i nem Schutz! Ich musste aufpassen, dass sich deine Eindrücke von den unzähligen Tests in deinem normalen Leben nicht manifestieren und du die Erlebnisse auf der Swiffa nicht mit mir in Verbindung bringst. Andernfalls hätte die Gefahr bestanden, dass alles auffliegen würde, wenn du die Wahrheit durchschaust. Also genau das, was letztendlich geschehen ist. Die bedauerlichen Konsequenzen sind für dich bisher nicht annähernd absehbar. Manchmal ist es besser, wenn man nicht alles weiß! In deinem Fall wäre es wahrhaftig besser gewesen«, verdeutlichte er mir eindringlich, als unser Essen gebracht wurde. Lustlos stocherte ich in
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