Superhirn Sammelband
Der SILBERBLITZ ist hier vorübergefahren – er ist hier vorübergefahren wie geschmiert! Man hat ihn bis Buronne-Einfahrt auf dem Bildschirm gehabt, und der Computer im Stellwerk spuckte den kompletten Fahrtenschreiber aus, den Papierstreifen mit den Meßdaten!«
»Phantom-Meßwerte, Schein-Daten!« mischte sich Kommissar Lenninger ein. »Als der Kasten hier zertrümmert wurde, übertrug sich die Vibration auf das Meldesystem der restlichen Strecke. Eine ,technische Gehirnerschütterung', verstehst du? Die kann in jedem TV-Sender, in jedem Kraftwerk, in jeder Telefonzentrale vorkommen. Selbst bei der Staatsbahn sind ähnliche Pannen möglich!«
Der Kranführer trat an Kyber heran und sagte: »Das Taucherschiff meldet die Bergung des Zugbegleitersitzes samt angehängter Provianttasche, Man ortet eine größere Menge Metall, anscheinend den abgestürzten SILBERBLITZ. Aber die Flut setzt jetzt voll ein. Für heute empfiehlt es sich, die Sucharbeit abzubrechen !«
Professor Kyber nickte. Er wandte sich Superhirn wieder zu, doch der Junge schüttelte den Kopf.
»Ausgeschlossen, ausgeschlossen!« beharrte er. Und mit gedämpfter Stimme gestand er dem Onkel:
»Ich hab's für mich behalten wollen, aber ich sehe, es geht nun nicht mehr …«
»Was .,.?« fragte Professor Kyber. »Was wolltest du für dich behalten?«
»Daß ich es war, der den SILBERBLITZ auf seiner letzten Fahrt überwacht hat! Jawohl – ich! Ich selber saß im Instituts-Stellwerk, sah die Meßwerte auf dem Bildschirm, den Fahrtverlauf auf der Leuchttafel – und den SILBERBLITZ wie im Film auf den Sichtmonitoren. Ich stand mit Otello in Funkverbindung und nahm seine Sprechfunk-Meldung ab: ,Ende der Werkstrecke, Einfahrt BuronneRangierbahnhof´«
Micha stand sprachlos da.
»Und wo …«, begann Kyber eisig, »wo war der diensthabende Stellwerksbeamte?«
»Auch im Raum. Aber ihm war schlecht geworden, Er mußte sich auf die Pritsche legen. Zum Schluß stand er aber wieder auf den Beinen, und er übernahm das Telefon, als Buronne meldete:
,SILBERBLITZ ist überfällig'.«
»Das behältst du besser für dich«, entschied Kyber. »Die staatliche üntersuchungskommission aus Paris nimmt ihre Arbeit morgen früh auf. Wir werden Ja hören, was der Stellwerksbeamte bei der Vernehmung angibt. So. Ich fliege euch zurück ins Quartier. Und ich verbiete euch, den Bahnkörper und das Stellwerk zu betreten …«
»Das ist ja ein Ding!« murmelte Micha. »Superhirn – du hast den SILBERBLITZ überwacht!«
– 5 –
Ein Schutzhelm, Pik-As – und ein verdächtiges Foto!
»Liegt der SILBERBLITZ nun im Meer, oder nicht?« rief Tati, als Micha und Superhirn ihr Ferienquartier betraten. Es war 20 Uhr, aber man rechnete ja nach Sommerzeit, und durch die Fenster des alten Turms leuchtete rotglühendes Abendlicht. Madame Dydon und Tati deckten den Tisch. Gérard und Prosper saßen schon da, als hätten sie den ganzen Tag noch nichts gegessen.
»Die Lehrerin Susanne, Otellos Braut, ist weg«, berichtete Madame Dydon. »Sie wollte zur Polizei, um Näheres zu hören.«
»Und Henri steht mit dem Fernglas auf der Plattform«, sagte Gérard. »Wonach er ausguckt, ist mir schleierhaft.«
Loulous Bellen im Vorraum verkündete, daß Henri bereits die Treppe herunterkam. Er hatte den Hubschrauber landen sehen.
»Na?« fragte er gespannt. »Hat man wirklich Zugtrümmer geborgen?«
»Otellos Motorrad wurde aufgefischt – und ein Teil der Lok«, erwiderte Superhirn.
»Und der Sitz des Zugbegleiters samt Freßtasche«, fügte Micha hinzu. »Das Taucherboot hat aber schon gemeldet, daß sie den ganzen SILBERBLITZ geortet hätten. Er soll durch einen Sog über die Mauer gesaust sein!«
Superhirn versuchte, die Behauptung des TÜV-Experten zu erklären.
»Das klingt doch logisch?« meinte Henri. »Der Wind warf den Zug gegen den Felsen – und der Anprall ließ ihn über die Mauer springen!«
»Das ist reichlich ,über den Daumen gepeilt«, entgegnete Superhirn. »Die ganze Sache sieht so ausweglos aus, ist so unheimlich, daß man sich an Jeden Strohhalm klammert…«
»A-a-aber man hat doch schon etwas!« warf Prosper ein. »Das Motorrad – und – und …«
»Ein Kaninchen aus dem Hut!« unterbrach Superhirn verächtlich. »Zauberei, Zirkusmagie – ein übler Trick!«
»Superhirn weiß schon viel mehr«, platzte Micha heraus, »und er hat uns die Hauptsache verschwiegen!«
»Fragt sich, was du uns verschwiegen hast!« konterte Superhirn. »Ich weiß erst mal,
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