Superhirn Sammelband
Umweltministerium und dem Ressort für Angelegenheiten des Meeres.«
»Noch jemand ohne Fahrschein?« warf Gérard grinsend ein.
»Man geht also weiter davon aus, daß der SILBERBLITZ in der Bucht von Haute-Buronne liegt«, fuhr Superhirn unbeirrt fort. »Kommissar Rose sagte mir, in Paris hielte man die ganze Sache für einen Unfall – ähnlich dem, der sich kürzlich in Schottland ereignet hat. Die Zeitungen nehmen kaum Notiz davon.«
»Das ist gut – oder?« ließ sich Henri hören. »Ja, aber wann will Rose zu uns kommen?« rief Micha ungeduldig.
»Sobald er alle Vollmachten des Präsidenten hat«, erklärte Superhirn. »Er wird nicht verraten, daß ich ihn anrief – und was uns bisher aufgefallen ist, Er will meinen Onkel auf keinen Fall verärgern. So…«, Superhirn wandte sich an Gérard: »Tati hat schon einen Auftrag. Und du besuchst Otellos Tante, die überall verbreitet, daß der SILBERBLITZ verhext war. Stell dich als ein Freund ihres Neffen vor. Frag sie, ob du ihr was helfen kannst. Mach dich nützlich und sperr deine Ohren auf!«
»Kannst dich drauf verlassen«, erwiderte Gérard, »Und wenn ich in ihrem Garten Unkraut zupfen muß! Ich quetsche sie aus wie eine Zitrone!«
»Aber Vorsicht, daß sie dir nicht sauer wird!« mahnte Superhirn. Prosper sollte nach Royan strampeln und von dort aus mit der Fähre zum Kastell Roc übersetzen. Ein Teil der Festung war in ein Hotel umgewandelt worden, und Superhirn wollte wissen, ob von dort aus jemand den SILBERBLITZ zur fraglichen Zeit auf der Felsenstrecke gesehen hatte. Das konnte leicht möglich sein, denn das Spielkasino auf der Insel Roc schloß erst um drei Uhr früh.
»Henri und ich fahren mit dem Bus nach Buronne«, sagte Superhirn. »Wir werden uns dort auf dem staatlichen Rangierbahnhof umgucken, besonders aber an der Werkbahnrampe, wo der SILBERBLITZ vor seinem Verschwinden schon aufgetaucht sein soll.«
»Und ich?« rief Micha.
»Du wartest auf Madame Dingdong und hältst Telefonwache …«
Bereits kurz nach zehn Uhr verließen Superhirn und Henri den Bus aus Brossac-Centre am Bahnhof von Buronne. Auf einem Schotterweg trabten sie an dem hölzernen Wandzaun entlang, hinter dem sich das Rangiergelände befand. Man hörte das Pfeifen, Scheppern und Quietschen der Loks und Waggons, dazu die Hin-und Herrufe der Eisenbahner.
»So!« schnaufte Superhirn. Er hielt inne und sagte zu Henri: »Siehst du die Sträucherwildnis rechts?
Da – ganz hinten – kommt das SILBERBLITZ-Gleis aus seinem unterirdischen Schacht. Die Felsentrasse von Häute-Buronne, wo der Zug angeblich ins Meer gestürzt ist, etwa 15 km in Richtung Cap Felmy, kann man wegen des Gestrüpps nicht sehen!«
Die Bretterwand wich einem starken Drahtzaun-Der künstliche Schlund, aus dem der verwaiste Schienenstrang in das Netz der Staatsbahn überging, gähnte schaurig – um so mehr, als das Gitter davor wie eine Reihe dünngefeilter Drachenzähne wirkte.
»Dieses Gitter«, sagte Superhirn, »ging erst herunter, als der SILBERBLITZ den Schlund in der Unglücksnacht passiert hatte. Ich sah das auf dem Überwachungsschirm im Institut! Er konnte gar nicht zurück!«
»Und wie weit ist es bis zur Zielrampe?« fragte Henri. Er blickte nach links: »Mensch, ist das ein Gewirr von Schienen!«
»Alles Breitspur, das heißt: Normalspur. Kein einziges Gleis also, auf das der SILBERBLITZ gepaßt hätte! Die letzten 300 Meter – also vom Schacht bis zur Rampe – unterstand er der Kontrolle auf dem Staatsbahngebiet!«
»Trotzdem glaubst du immer noch«, meinte Henri, »daß der SILBERBLITZ nur auf diesen letzten 300 Metern vor dem Ziel verschwunden ist?«
Superhirn nickte: »Exakt! Ich verfolgte seinen Weg auf den Bildschirmen bis zum Ende des Schachts. Alle Kameras und Meßgeräte signalisierten: Schluß der Werkstrecke – Einfahrt Kontrollgebiet Buronne-Laderampe! und der Lokführer Otello meldete über Sprechfunk dasselbe!«
»He!« Henri packte Superhirn am Arm. »Da steht ein Mann auf dem Gleis. Einer mit einem schwarzen Helm …«
»Ach, unser Buronner Rampen-und Bahnmeister«, erklärte Superhirn. »Er ist hier der Verbindungsmann zur Staatsbahn. Mit dem hab ich gestern früh schon gesprochen, er war vor Aufregung ,außer Jacke und Hose'. Hm. Das scheint er auch jetzt noch zu sein …«
Der Werkbahnmeister hatte die Jungen erspäht. Mit beiden Armen wild fuchtelnd, kam er herbeigestolpert. »Was macht ihr da?« rief er. »Habt ihr fotografiert? Hier wird nicht
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