Superhirn Sammelband
Prosper.
Für ein einziges Intervall fiel die gesamte Anzeige der Achsfolge aus, der Fahrtenstrich auf dem schwarzen Schirm brach zusammen. Dann aber leuchtete er wieder auf und verkündete von neuem gleichmäßig seine stumme, rhythmische, optische »Musik«.
Heiser sagte Superhirn: »Er ist drüber! Er hat's geschafft! Da war nur das eine, einzige SchwellenMeßgerät kaputt, und Kommissar Lenninger hatte nicht recht, als er meinte, das hätte das ganze Meßsystem verunsichert!«
»Die Sache ist geklärt«, bemerkte Professor Kyber ruhig. »ich habe das prüfen lassen. Nicht der SILBERBLITZ hat in der Nacht einen Meßkasten zerstört, sondern unsere Werklok, am Morgen, als sie sich an den Bergungsversuchen beteiligte.«
Über Funk kam jetzt die Meldung des Lokführers Coubelle: »Achtung Stellwerk Forschungsinstitut Brossac-Cap Felmy! Hier BLITZ II! Keinerlei auffällige Beobachtung! Angeblicher Absturzpunkt ohne Seitendrall zum Fels. Neigungswinkel gleich Null! Alles okay! Ende!«
Und exakt auf die Sekunde gab er dann durch: »Einfahrt Buronne Rangierbahnhof!«
Nach einer Weile läutete das Telefon: »BLITZ II am Prellbock Entsorgungsrampe, meldete der Buronner Bahnmeister Franc Brasser. »Keinerlei Zwischenfälle.«
Superhirn stand auf. »So war es. Genau so! Nur mit dem Unterschied, daß nach 25 Minuten die erste Rückfrage kam; ,Wo ist der SILBERBLITZ geblieben?'« Er atmete tief und sagte mit Nachdruck:
»Der SILBERBLTTZ muß also in Buronne zwischen Schachtausfahrt und Rampe verschwunden sein. Trotz der Bergung des Motorrads, des Einstiegsteils der Lok, des Zugbegleitersitzes – und schließlich auch trotz der Bergung der ganzen Lok. Kommissar Rose sagt, in der SILBERBLITZ-Maschine sei der Fahrtenschreiber ausgebaut gewesen. Das scheint mir verdächtig genug. Aber der Computer, hier, hatte die Fahrt in der Unglücksnacht ebenfalls mitgeschrieben und .ausgespuckt'. Darf ich den Streifen haben?«
Kommissar Rose reichte ihm die beschlagnahmte Rolle, die er von seinem Kollegen Lenninger erhalten hatte. Superhirn verglich den eingezeichneten Fahrt verlauf mit den eben aufgefangenen Fahrtenschreiber-Werten von BLITZ II.
»Bis auf die Fehlanzeige durch das zerstörte Meßkästchen durchweg dieselben Daten«, sagte er.
»Aber wie käme die Lok dann ins Meer?« fragte der Sicherheitsingenieur.
»Niemals durch einen Unfall!« behauptete Superhirn unbeirrt. »Micha, zeig den Herren doch Otellos Schutzhelm, den dir der Gärtner 200 Kilometer von hier gegeben hat! Der Telepaß, die Ladekarte – das Pik-As -, war in der Helmtasche.« Er gab Tati einen Wink und zwinkerte Gérard zu. Tati hielt dem Kommissar das Foto von Otello, der Heimleiterin und der Schülerin unter die Nase und gab ihre Erklärungen dazu ab. Inzwischen hatte Gérard die SILBERBLITZ-Modellbahn ausgepackt und demonstrierte die Unsichtbarkeit der Hülle, indem er sie hörbar an seinen »Fußballkopf« klicken ließ.
Die Männer lauschten den Berichten der Freunde mit wachsender Bestürzung. Kommissar Rose stand mit Kyber über die Flugkarte gebeugt.
Plötzlich kam ein Polizist herein. »Herr Kommissar«, meldete er. »Da ist eine junge Dame, die sich nicht abweisen lassen will. Jemand hat ihr gesagt, Sie leiteten die Untersuchung …«
»Susanne!« rief Tati.
»Ach!« fiel Micha ein. »Ich vergaß ganz, noch mal daran zu erinnern! Susanne hatte ja im Turm angerufen!«
»Mensch, das dürfte eigentlich ich nicht vergessen haben!« sagte Superhirn alarmiert. »Du hast es uns ja ausgerichtet, und ich hab 'ne kochendheiße Frage an sie!«
Die junge Lehrerin erklärte dem Kommissar, wer sie sei, wo sie arbeite und wohne – und daß sie sich bis heute als Otellos Verlobte betrachtet habe. Sie hatte sich gut in der Gewalt, aber sie sah aus wie ein Mensch, der zu allem entschlossen ist.
»Otello lebt«, sagte sie. »Er ist nicht ertrunken, wie die Leute munkeln – und über den Unfall wird mittlerweile so viel dummes Zeug geredet, daß ich nichts mehr glaube!«
»Aber Sie glauben, daß Otello lebt?!« fragte Rose mit grimmigem Humor.
»Es ist etwas Unfaßbares passiert«, erwiderte Susanne tapfer. »Otello tauchte heute nachmittag, ich meine natürlich gestern, ganz plötzlich in der Gegend auf …«
»Ja?!« drängte Kommissar Rose, dem das Grinsen vergangen war.
»Er erschien ziemlich abgerissen in der Volksbank neben der Tankstelle, da, wo ich mein Konto habe. Er wollte mein ganzes Geld abheben. Sie müssen wissen, ich hatte geerbt
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