Superhirn Sammelband
abgetrieben.«
»Weiß ich, wo das war!« schrie Otello. »Das Schwebekissen drehte sich dauernd um seine Achse, Dabei verlor ich meinen Helm! Und als ich im Massif Central runterging, wollten mich die MortonStilkins-Leute killen. Alfons hatte den ersten Container schon aufgestemmt, aber was sie fanden, waren keine Keimkraft-Diamanten, sondern Müll! Wir sind dann ausgerückt. Wir griffen uns das erste beste Motorrad und fuhren wieder hierher! Denn wo sollten wir unterkriechen?«
»Bei Ihrer Tante sicher nicht«, brummte Gérard. »Die Tante glaubte, Ihre Modellbahn-Übungen seien Teufelswerk. Eine fromme Dame!«
»Und Susanne hat das Verlobungstheater geahnt. Ohne sich's einzugestehen«, vermutete Tati.
»Nun, die Hintermänner kriegen wir auch noch«, sagte Rose. »Übrigens, Otello – wer hat Ihnen den wahnwitzigen Gedanken eingeblasen, sich mit Madame Ladour und der Morton-Stilkins-Tochter fotografieren zu lassen?«
»Ich!« triumphierte Otello. »Ich hab 'ne Kamera mit Selbstauslöser. Und ich wollte das Foto haben, damit die Herrschaften nicht ableugnen könnten, mit im Bunde gewesen zu sein!«
»Aber nun können Sie es auch nicht ableugnen!« murmelte Henri. »Das war schlecht gepokert!«
»M-m-man soll eben nie auf die falsche Karte setzen!« rief Prosper. Und Micha fügte hinzu: »Schon gar nicht auf Pik-As!«
ENDE
Stoppuhr des Grauens
– 1 –
Sturmwarnung – Der Unheimliche taucht auf
Auf dem Leuchtturm von Cap Felmy und auf den Dächern des Atlantik-Instituts heulten die Alarmsirenen: Sturmwarnung!
Das Institut lag an der Einbuchtung der Seudre, nahe der Gironde-Mündung. Es glich mit seinen Trakten, Hangars, Flug-und Parkplätzen eher einem neuen Stadtviertel von Brossac oder Royan als einer Außenstelle des Staatlichen Forschungsamts. Hinter den hotelähnlichen Fassaden arbeitete zur Zeit allerdings nur ein kleines Team an einem medizinischtechnischen Versuchsprogramm. Die meisten Mitarbeiter – ebenso Angehörige der Werkbahn und des Werkschutzes – hatten Betriebsferien.
Im »Gästehaus« des Instituts, dem gemütlichen alten Leuchtturm auf dem vorgeschobenen Cap Felmy, horchten drei Jugendliche auf: Marcel, der spindeldürre Junge mit der kauzigen Brille, von den anderen wegen seiner Blitzgescheitheit »Superhirn« genannt, sein Freund Henri und dessen Klassenkamerad Prosper, auch er ein verläßlicher, treuer Bursche, nur oft sehr nervös und zapplig.
»G-g-geht schon wieder mal die Welt unter?« stotterte er, und die beiden anderen wußten nicht recht: meinte er das im Ernst oder im Scherz?
Ihr Quartier, das Türmchen am Cap Felmy – hoch über dem Atlantik und hoch über der Ebene von Brossac – war ihnen als behaglich-kühle Zuflucht vor der stechenden, völlig windstillen Hitze erschienen. Das Gemäuer bot jeden Komfort, so geschickt hatte man es modernisiert. Die übereinanderliegenden Wohnungen – Zimmer, Bad, Dusche – hatten die Form von Apfelsinenscheiben. Mit der Küche im Erdgeschoß war vor allem Hobbykoch Prosper sehr zufrieden: Sie bildete eine sinnvoll eingerichtete Nische neben dem bäuerlich gehaltenen Eßraum.
Und hier nun saßen die drei, tranken Limo mit Eis, sortierten seltene Muschelschalen, kritzelten Postkarten und vermerkten Ferienerlebnisse in Stichworten. Das Wandtelefon läutete. Superhirn sprang auf und nahm den Hörer ab:
»Hier Gästehaus Leuchtturm, Institut Brossac – Cap Felmy?« meldete er sich. Am anderen Ende sprach Professor Victor Kyber, gegenwärtig der Chef des Instituts, Superhirns Patenonkel.
»Seid ihr vollzählig?« fragte er. »Wir haben mit einem ungewöhnlichen Sommerorkan zu rechnen. Geht nicht auf die Plattform, auch nicht an die mittlere Balustrade, am besten nicht einmal vor die Tür! Macht alles dicht! Verriegelt die Fenster!«
»Aber Tati und Micha fehlen noch!« entgegnete Superhirn. »Tati hat da in Brossac einen Sommerkurs für Ballett, und Micha ist am Strand von Palmyre!« Den schwarzen Zwergpudel Loulou erwähnte er nicht. Den hatte Henris Schwester Tatjana, die sie Tati nannten, im Körbchen an der Lenkstange mitgenommen; er war der »Augapfel« der Geschwister und gehörte eigentlich Micha, dem jüngsten. Das Mädchen würde schon darauf achten, daß ihm nichts passierte.
»Ach, da fällt mir ein«, rief Superhirn, »ich habe Gérard vergessen, unseren Fußballfan! Er spielt heute auf der Insel Oleron wieder mal als Gast in der Brossacer Jugendmannschaft!«
»Die Wetterdurchsage ist an alle Küstenstationen
Weitere Kostenlose Bücher