Superhirn Sammelband
bis runter zur spanischen Grenze und rauf bis in die Bretagne gegangen«, sagte Professor Kyber. »Strandwächter« Bademeister und Forstleute warnen die Feriengäste durch Lautsprecher. ich habe also allen Grund, euch zu warnen! Die drei bleiben am besten, wo sie sind. Sollten sie schon unterwegs sein, wird sie der Orkan – hoffentlich zeitig genug – zum Unterkriechen zwingen. Kommen sie aber bis zu euch durch, so sorgt dafür, daß sie den Turm nicht mehr verlassen. Ende!«
»Ende!« erwiderte Superhirn mechanisch. Er wandte den Kopf. Im Vorraum des Leuchtturms war ein hitziges Gespräch im Gange. Er hörte die kreischende Stimme einer Frau. Madame Dydon! Die sonst stets vergnügte, bei den jugendlichen überaus beliebte Wirtschafterin. Die Freunde nannten sie immer nur »Madame Dingdong«, und das hörte sie gern. Sie nahm es als ein Zeichen der Anhänglichkeit. Aber jetzt schrie sie – und ihre Stimme kippte unangenehm über.
Das war noch niemals vorgekommen, Es durchfuhr Superhirn schlimmer als die Warnung vor dem 0rkan! Er lief in den Vorraum. Dort bot sich ihm ein seltsames Bild: Inmitten eines Kleiderhaufens saß die Wirtschafterin am Fuß der Treppe. ihr Gesicht war schmerzverzerrt, offenbar war sie die Stufen herabgefallen. Prosper versuchte, die Sachen aufzuheben. Doch Madame Dydon hielt verbissen alles fest, wonach er griff.
»Das ist alles schmutzig!« schrie sie. »Das muß in die Wäsche! Ich werde dafür bezahlt, euer Zeug in Ordnung zu halten.«
»Madame!« rief Henri. »Sie sind doch nicht auf den Kopf gefallen! Sehen Sie sich die Trainingshose an, an der Sie zerren! Die kommt doch gerade aus der Reinigung! Alle Sachen, alle, die Sie mitnehmen wollten haben Sie uns heute früh erst gesäubert hergebracht!«
»An den Sa-sachen hängen noch die Etiketts«, stammelte Prosper.
»Aber nicht an Michas Jeans – und auch an Tatis Kittel nicht!« beteuerte Madame Dydon.
»Gut!« griff Superhirn rasch ein. »Dann nehmen Sie die Jeans eben mit. Meinetwegen auch Tatis weißen Kittel.«
Das ließ sich die Frau nicht zweimal sagen. Sie packte die Sachen und stob zur Tür hinaus. Die Freunde sahen sie auf ihren Kombiwagen zuhasten. Henri hob einige der übrigen Kleidungsstücke auf.
»Begreift ihr das … ?« fragte er gedehnt.
Superhirn berichtete vom Anruf des Institutschefs.
»Es ist ein starker Sturm gemeldet. Noch merkt man davon nichts, draußen regt sich kein Lüftchen, aber offenbar bahnt sich das Unwetter schon in manchen Köpfen an. Das wäre nichts Neues …«
Nun hatten die Freunde allerdings zusammen mit Madame Dydon hier an der Küste schon Orkane erlebt, und noch nie hatte die bewährte Person vorher »durchgedreht«. Das wußte Superhirn genausogut wie Prosper und Henri. Die beiden hielten es jedoch für besser, der Erklärung Glauben zu schenken. Also trugen sie die Kleidungsstücke, die durchweg Henris Geschwistern gehörten, wieder hinauf ins oberste Quartier.
Mit einem Blick in den Zwischentrakt hatte Henri festgestellt: »Bei Superhirn und mir fehlt anscheinend nichts, da ist sie gar nicht dringewesen.«
»In Gérards und meinem Quartier war sie zuletzt auch nicht«, bemerkte Prosper. »Da hätten wir sie ja durchs Parterre gehen sehen!«
Doch im obersten Stockwerk sah es schlimm aus. Da standen die Schiebeschränke offen, die Kommodenschubladen waren nicht nur auf-, sondern herausgerissen: Die sonst so ordentliche und zuverlässige Madame hatte da gehaust wie ein Dieb auf der Suche nach Schmuck. Die jungen warfen die Kleidungsstücke auf die Betten und sahen sich fassungslos an. Dann starrten sie einander an.
»Wenn man Madame Dingdong nicht so gut kennen würde …«, begann Henri. Superhirn winkte ab. »Lassen wir das. Du weißt ja so ungefähr bei deinen Geschwistern Bescheid. Stopf die Sachen in die Schränke und Kästen, damit Tati nicht gleich einen Schlag kriegt …«
Entgegen der Weisung des Professors sauste Superhirn zur Aussichtsplattform empor, dicht gefolgt von dem keuchenden Prosper.
»Ich will sehen, ob die Sturmwarnung echt war.« erklärte er.
»E-e-echt …?« Prosper verstand nicht.
»ja! oder ob sich's um einen Vorwand handelte«, sagte Superhirn. »Möglicherweise ist hier nicht der Wettergott' im Spiel, sondern einer der Halbgötter aus den Labors! Wäre nicht das erstemal …«
»Ach – du meinst, da könnte was geplatzt sein, und jetzt hängt 'ne Giftwolke über uns …?«
»Ich denke an Madame Dingdongs Benehmen*, erwiderte Superhirn.
Die
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