Superhirn Sammelband
Auge«
Rrrrrrt, ertönte es wieder.
»Mensch« sagte Superhirn, tief Luft holend. »Ein technisches Geräusch – ein Sender!«
Er sprang vor und drückte auf den roten Leuchtknopf. Der erlosch. Dafür blinkte ein grünes Lämpchen auf: Aus einem verborgenen Lautsprecher kam eine wohlbekannte Stimme:
»Hier Institut, Labor 1, Chef Romilly. Rufe Plattform Turm. Plattform, bitte melden!«
»Hier Superhirn«, antwortete Superhirn. »Turmplattform! Professor Romilly? Verstanden!«
»Das Telefon ist unterbrochen. Der Sender Turm-Erdgeschoß ist unbesetzt. Was gibt's? Was war das für ein Signal?«
»Signal? He, Professor! Kein Signal, sondern der Schrei eines Monsters! Einer Großkatze! Das Ungeheuer hat etwa die doppelte Größe einer Kuh oder eines Pferdes. Von hier oben nicht ganz genau auszumachen! Es hat die Leitung zerrissen und die Telefonmasten umgeworfen! Die elektrische Leitung liegt viel höher, da konnte es wohl nicht ran. Die Stahlbetonmasten waren ja auch viel stabiler.
»Gut!« sagte Romilly. »Ich glaube jetzt alles. Ist das Monster aggressiv?«
»Na, ich danke! Es hat mit seiner Riesenpranke ein Fenster zerschmettert. Und irgendwo da draußen eine Hütte eingedroschen. Kommen Sie mit 'ner Betäubungsharpune. Aber nicht etwa im offenen Rover?«
»Auf Safaris sind wir nicht vorbereitet«, erwiderte Romilly sarkastisch. »Bleibt im Turm. Einer muß uns von der Plattform leiten. Ich komme per Hubschrauber. Halte das Funkgerät besetzt!«
»Okay!« bestätigte Superhirn.
Er leuchtete rasch über den Rand der Brüstung.
»Das Biest hat sich langgemacht, Henri! Du saust jetzt runter und sagst den anderen, daß Hilfe unterwegs ist. Am besten, du holst alle auf die Plattform. Hier sind wir am sichersten.«
Henri war mit Tati, Micha, Gérard und Prosper kaum wieder auf der Turmhöhe – der verängstigte Pudel rollte sich zu einem Knäuel zusammen -, als beim Institut ein Hubschrauber in die Luft stieg. Man hörte es am Geräusch und sah es an den Lichtern, daß es nur eine Zweimann-Maschine war.
Doch der Hubschrauber hatte einen starken Bodenscheinwerfer. Er kam im Zickzack auf den Turm zugeknattert. offenbar suchten Romilly und sein Pilot die Spuren der Zerstörungen durch das Monster. Die Riesenkatze hielt sich indessen noch merkwürdig still. Als die Maschine sich ihr aber näherte, duckte sie sich: Ein geballter Schatten unter dem Turm. Mit Grausen blickten Tati und die jungen über die Brüstung.
Als die Maschine über dem Turm zu kreisen begann, streifte der Bodenscheinwerfer das Ungeheuer mit dem Lichtstrahl. Sofort machte es sich sprungbereit, als gelte es, einen Vogel im Fluge zu erhaschen. Die übergroßen, grünen Katzenaugen reflektierten wie die Fluorfarben einer häßlichen Reklame. Und dann schrie das Monster …
Tati bückte sich und hob den Pudel auf. Micha hielt sich die Ohren zu und rannte auf die andere Seite. Prosper wankte und wurde rasch von Gérard gestützt.
»Hier Helikopter, Chef 1, Romilly« schnarrte der Funkapparat auf dem Turm. »Superhirn, bitte kommen!«
»Hier Turm !« rief der junge. »Chef 1 – verstanden! Was ist?«
»War das der Monster-Schrei? Liegen Beobachtungen über weitere Tiere vor?«
»So große nicht«, erwiderte Superhirn. »Doch in den unterirdischen Gängen zum Schloß Rodincourt treiben sich Wanderkatzen herum. Katzen aller Rassen in Normalgröße.«
»Zwischen Institut und Turm liegt ein getötetes Rind«, ließ sich der Professor hören. »Das Monster muß enorme Kräfte haben!«
Superhirn rief: »Gehen Sie bei Verfolgung nicht so weit runter, Herr Romilly. Wir wissen nicht, wie hoch das Monster springen kann!«
Im gleichen Augenblick sprang das Ungeheuer. Superhirn konnte nichts sehen, da er am eingebauten Funkgerät stand. Die Schreie Tatis und der vier Jungen klangen in seinen Ohren kaum weniger furchtbar als das der Bestie. Die Fähigkeiten der Riesenkatze waren noch nicht »getestet«. Und in dieser Nacht – genau wie in der vorigen – schien alles möglich!
Mit prickelnder Kopfhaut lugte Superhirn hinunter. Die Bestie sprang, sprang, sprang … Der Aufprall war jedesmal eine Nervenprobe. Man hörte den dumpfen Schlag trotz des Maschinengeräuschs.
Henri schrie: »Romilly geht auf Zermürbung aus! Er will das Monster erschöpfen!«
Es leuchtete ein, warum er das tat: Er wollte das Monster ohne Bewußtlosigkeitsdroge ins Labor bekommen. Die Zermürbungstaktik entwickelte sich nun aber zu einem richtigen »Zweikampf« zwischen
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